Wissenswertes für Eltern: Die Behandlung von Kindern mit Phytotherapie
Ein pflanzliches Arzneimittel für Erwachsene einfach so einem Kind geben? Das ist keine besonders gute Idee. Bei Erkältungen, Husten, Halsweh, Verdauungsbeschwerden und Co sollten Sie nämlich auch im Bereich der pflanzlichen Medikamente immer darauf achten, dass sie speziell auf Kinder zugeschnitten und für sie zugelassen sind. Warum das so ist und was Sie sonst noch bei der Behandlung von Kindern mit Phytotherapie wissen müssen.
Gerade wenn Kinder mit Bauchweh oder Verdauungsbeschwerden kämpfen oder erkältet sind, hört man immer wieder von dem Zwiespalt, in dem sich Papa und Mama manchmal befinden: Einerseits wissen viele Eltern, dass bei Kindern mehrere virale Infekte im Jahr durchaus normal sind, andererseits wollen sie die Kleinen dennoch so gut wie möglich beim Gesundwerden unterstützen. Aber acht, neun, zehn Mal im Jahr zu synthetischen Medikamenten bei Schmerzen, Halsweh, Bronchitis und anderen Symptomen greifen? Das wollen viele Eltern eben auch nicht.
Warum Eltern die Phytotherapie für ihre Kinder wählen
Die Phytotherapie – also die medikamentöse Behandlung mit Arzneimitteln, deren Wirkstoffe aus der Pflanzenwelt gewonnen werden – bietet hier eine ideale Möglichkeit, Kinder bei diversen Erkrankungen wirksam und trotzdem gut verträglich mit der Kraft der Natur zu unterstützen. Pflanzliche Arzneimittel werden zunehmend von Eltern nachgefragt und erhalten damit auch im Bereich der Kinderheilkunde immer mehr Bedeutung.
Phytotherapie bzw. bestimmte Arzneipflanzen können bei Kindern beispielsweise bei folgenden Beschwerden zum Einsatz kommen:
Unruhezustände | Bei psychovegetativen Befindlichkeitsstörungen haben sich Pflanzen wie Baldrian, Hopfen oder auch die Passionsblume bewährt. |
Verdauungsprobleme | Bei Beschwerden des Magen-Darm-Traktes wie Blähungen, Bauchschmerzen, Verstopfung oder Durchfall kann die Phytotherapie bei Kindern ebenso zum Einsatz kommen. Bekannte Heilpflanzen im Bereich der Gastrobeschwerden sind beispielsweise Kamille, Anis, Kümmel oder Pfefferminze. |
Erkältungen | Bei Erkältungen und den damit einhergehenden Symptomen wie Husten, Halsweh oder Schnupfen kann allen voran die Kapland-pelargonie als das Mittel der Wahl im Hinblick auf die Phytotherapie bei Kindern genannt werden. |
Hauterkrankungen | Auch bei Hauterkrankungen kommt die Phytotherapie bei Kindern zum Einsatz. Bekannte Arzneipflanzen mit Bezug zur Haut sind etwa Hamamelis, Kamille, Ringelblume und Arnika. |
Studien: Achten Sie auf eine Zulassung für Kinder in der Phytotherapie
In der Welt der Medikamente ist es dabei aber gar nicht so leicht, Kindern die passende Therapieform zu ermöglichen. Das liegt ganz einfach daran, dass Kinder eine sehr spezielle Gruppe von Patienten sind. Je jünger sie sind, desto weniger wahrscheinlich ist es, dass es Medikamenten-Studien in ihrer Altersgruppe gibt. Dies liegt nicht an den Herstellern, die ihre Medikamente nicht testen möchten, sondern schlicht daran, dass Studien an Kindern eine große ethische Frage bleiben.
Kinder in der Phytotherapie nicht wie kleine Erwachsene behandeln
So verwundert es freilich wenig, dass je nach Erkrankung bis zu 90 Prozent der Medikamente für Kinder „off-label use“ eingesetzt werden. Dieser Ausdruck meint in der Medizin, dass ein Arzneimittel für eine Erkrankung verordnet wird, obwohl es für dieses Anwendungsgebiet nicht von der Arzneimittelbehörde zugelassen wurde. Das bezieht sich allerdings nicht nur auf das Krankheitsbild, sondern eben auch darauf, ob ein Medikament für Erwachsene oder Kinder zugelassen wird. Erhält nun ein Kind unter 6 Jahren in niedrigerer Dosierung einen Hustensaft, der prinzipiell erst für Jugendliche ab 12 Jahren zugelassen ist, spricht man von „off-label use“.
Diese dazu gehörende Nutzen-Risiken-Abwägung darf ausschließlich durch den behandelnden, erfahrenen Kinderarzt geschehen. Kinder haben nämlich andere Ansprüche an Arzneimittel als Erwachsene und die Dosierung mancher Medikamente kann nicht einfach dem Körpergewicht entsprechend herunter gerechnet werden! In der Selbstmedikation bei Kindern sollten Sie also ausschließlich für sie zugelassene pflanzliche Medikamente verwenden.
Vorteile der für Kinder zugelassenen Phytotherapie
Phytotherapeutische Arzneimittel, die speziell für Kinder zugelassen sind, bieten gleich mehrere Vorteile in der Behandlung. Die Zulassung ab einem bestimmten Alter gibt den Eltern die Gewissheit, dass die Unbedenklichkeit des Medikaments in Studien in der entsprechenden Alterskategorie wissenschaftlich belegt wurde. So gibt es beispielsweise ein Erkältungspräparat aus der Kalpand-pelargonie, das bestens in umfassenden Studien an Kindern ab 1 Jahr untersucht wurde. Generell bietet die pflanzliche Arzneiwelt besonders für Kinder wertvolle Vorteile:
- Verträglichkeit: Für Kinder zugelassene Medikamente der Phytotherapie werden im Allgemeinen sehr gut vertragen.
- Sicherheit: Entsprechende Wirksamkeits- und Verträglichkeitsstudien machen die Phytotherapie für Kinder zu einer besonders sicheren Therapieform.
- Wirksamkeit: Pflanzliche Präparate, die über eine gute Studienlage verfügen, geben Eltern die Gewissheit, dass sie dank der Phytotherapie für ihre Kinder wirksame Hilfe leisten können.
- Nebenwirkungsarm: Phytotherapeutika für Kinder weisen häufig deutlich weniger Neben- und auch Wechselwirkungen auf, als dies bei synthetisch hergestellten Medikamenten der Fall sein kann.
- Geschmack: Speziell bei pflanzlichen Arzneimitteln für Kinder wird darauf geachtet, dass sie im Geschmack möglichst angenehm sind, um die Verabreichung zu erleichtern.
Worauf Eltern achten sollten, wenn sie Kinder mit Phytotherapie behandeln
Auch wenn Phytotherapie sehr gut verträglich und oft nebenwirkungsarm ist, bleiben pflanzliche Arzneimittel dennoch wirksame Medikamente, die nicht wahllos verabreicht werden dürfen. Eltern sollten in der Medikation mit Phytotherapeutika daher bestimmte Punkte beachten, auch wenn die Medikamente dezidiert für Kinder der entsprechenden Altersgruppe zugelassen sind:
- Laut Anweisung: Pflanzliche Medikamente sollten immer genau nach Packungsbeilage oder ärztlicher Anleitung verabreicht werden. Ändern Sie bitte weder Dosis noch Häufigkeit der Arzneimittelgabe selbstständig.
- Frei von Alkohol: Kindern unter zwei Jahren sollten wenn möglich keine Alkohol haltigen Medikamente verabreicht werden.
- Dosis beachten: Gerade weil manche pflanzlichen Arzneimittel besonders süß sind, sollten Sie darauf achten, dass nicht überdosiert wird.
- Unerreichbar: Auch pflanzliche Medikamente müssen immer außerhalb der Reichweite von Kindern aufbewahrt werden.
Phytotherapie verhindert bei Kindern nicht den Gang zum Arzt
Wie bei jeder anderen Behandlungsform, hat die Phytotherapie in der Kinderheilkunde nicht nur ganz besondere Stärken, sondern auch gewisse Grenzen. Gerade bei Kindern können hinter anfangs harmlos scheinenden Symptomen ernste Erkrankungen stecken, die ganz spezifische Medikation – etwa mit Antibiotika – oder andere ärztliche Therapien erfordern.
Da vor allem kleine Kinder ihre Symptome darüber hinaus teilweise auch noch nicht ausreichend genau artikulieren können, ist es von zentraler Bedeutung, dass bei anhaltenden oder starken Beschwerden immer ein Kinderarzt aufgesucht wird, der eine genaue Untersuchung durchführt und gegebenenfalls die passende Medikation und Behandlungsweise verschreiben kann.
Quelle:
Phytotherapie.at, Dr. Ulrike Kastner, Phytotherapie – Pädiatrie, Wissensfortschritte im 21. Jahrhundert, (abgerufen am 02.03.2022)