Allergien
Jeder 4. in Österreich ist von Allergie betroffen und die allergischen Erkrankungen nehmen immer weiter zu. Allergiesymptome sollten nicht verharmlost sondern ärztlich behandelt werden, damit sich beispielweise aus Heuschnupfen in spätere Folge kein allergisches Asthma entwickeln kann. Was eine Allergie eigentlich ist, was Sie dagegen tun können und welche Zahlen und Fakten dazu vorliegen, lesen Sie hier.
Tränende und juckende Augen, laufende Nase, Husten, Übelkeit oder Bauchschmerzen – Allergien zeigen sich genauso vielfältig wie auch die Allergene an sich zahlreich sind. Doch was genau ist eigentlich eine Allergie?
Was ist eine Allergie?
Bei einer Allergie handelt es sich um eine Art Fehlzündung bzw. Überreaktion unseres Immunsystems. Warum das Immunsystem bei Allergikern auf bestimmte – an sich harmlose Stoffe wie Pollen oder Tierhaare – reagiert, ist nicht zur Gänze geklärt.
Was das Immunsystem mit der Allergie zu tun hat
Um die Allergie zu verstehen, muss man zuerst einmal wissen, wie unser Immunsystem funktioniert. Die weißen Blutkörperchen in unserem Körper, die auch Leukozyten genannt werden, sind dafür verantwortlich, den Organismus permanent nach gefährlichen Eindringlingen und Erregern – wie Bakterien oder Viren – zu durchforsten. Täglich erzeugen unterschiedliche Organe unseres Körpers bis zu 100 Milliarden dieser weißen Blutkörperchen. Finden diese im Körper einen Krankheitserreger, gehen sie sofort ihrer Arbeit nach und eliminieren den Erreger. Wenn wir uns eine Erkältung zugezogen haben oder anderweitig durch Viren, Bakterien, Pilze oder Parasiten erkrankt sind, fährt unser Körper die Produktion unserer eigenen Abwehrzellen sofort hoch. Die Anzahl der weißen Blutkörperchen kann sich dann verzehnfachen. Die Abwehrarmee rüstet quasi auf. Damit ist unser Immunsystem der wesentliche Faktor für unsere Gesundheit.
Was passiert bei einer Allergie?
Bei einer Allergie scheinen die weißen Blutkörperchen in gewisser Weise außer Rand und Band zu sein. Denn bei Allergikern reagiert das Immunsystem plötzlich nicht nur auf Krankheitserreger, sondern auf an sich harmlose Stoffe. Das können unter anderem Gräserpollen, Katzenhaare, Pilzsporen oder auch Hausstaubmilben sein. Wenn der Körper in Kontakt mit diesen Allergenen kommt, bildet er bei Allergiegeplagten spezifische Antikörper dagegen, die das Immunsystem sofort auf Abwehr und Kampf einstellen, sobald der Organismus ein weiteres Mal mit dem Stoff in Kontakt kommt.
Im Überblick bedeutet das folgendes:
- Der Körper bildet bei Allergikern Antikörper gegen harmlose Stoffe.
- Kommt der Körper wieder in Kontakt mit demselben Allergen erkennen die T-Lymphozyten das Allergen sofort als „bösen Eindringling“ und schütten spezielle Botenstoffe aus.
- Im Anschluss produziert unser Körper Immunglobulin, das zu bestimmten Blutzellen (Mastzellen) strömt.
- Diese Blutzellen reagieren nun auf das Immunglobulin wie auf einen gefährlichen Eindringling und schütten einen Abwehrcocktail aus, der unter anderem Histamin beinhaltet.
- Dieser Abwehrmechanismus zerstört nun die Zellmembrane, wodurch die Leukozyten ins Gewebe wandern und sich die Blutgefäße erweitern.
- Dadurch entstehen die bekannten Allergiesymptome wir Rötungen, Juckreiz, Niesen, Husten oder juckende Augen.
Die Folge dieses Prozesses ist, dass bei Allergikern chronische Entzündungen an den Körperflächen entstehen, die Kontakt zur Umwelt haben.
Wer von Allergien betroffen ist
Allergien werden vermehrt in modernen Industrieländern festgestellt. Experten stellen daher immer wieder einen Zusammenhang zwischen gesteigerter bis übertriebener Hygiene, Umwelteinflüssen sowie der Veränderung der Lebensmittel und Allergien her. Bei der Theorie der verstärkten Hygiene als Allergiebegünstiger geht es darum, dass man annimmt, das Immunsystem wäre dadurch weniger gut geschult für den tatsächlich richtigen Umgang mit Eindringlingen in den Körper. Dieser Theorie schließen sich auch Expertenmeinungen an, die davon ausgehen, dass zu wenige Erkrankungen in der Kindheit das Immunsystem im Erwachsenenalter übertrieben reagieren lassen. Laut aktuellen Forschungen sind also vielfach Menschen in Industriestaaten von Allergien betroffen. In unseren Breiten bedeutet das:
- etwa 30 Prozent der Erwachsenen sind im Laufe ihres Lebens von einer Allergie betroffen
- Frauen sind häufiger betroffen als Männer
- bei ca. 26 Prozent der Kinder und Jugendlichen kann eine Allergie festgestellt werden
- die häufigste Allergiereaktion ist eine laufende Nase
- weitere häufige allergische Reaktionen sind Asthma und Kontaktallergien
Welche Allergene gibt es?
Die Stoffe, die bei Allergikern die Produktion von Abwehrstoffen ankurbeln, sind zumeist Proteine (also Eiweiße), die als Allergene bezeichnet werden. Diese werden in vier unterschiedliche Allergene unterteilt:
Inhalationsallergene | Werden Allergene über die Atmung aufgenommen, so spricht man von sogenannten Inhalationsallergenen. Dazu gehören die häufigsten Allergieformen, wie jene gegen Gräser, Haustiere, Staubmilben oder Tierhaare. |
Kontaktallergene | Von Kontaktallergenen spricht man, wenn wie bei Latex-, Waschmittel oder Nickelallergien, das Allergen durch den Kontakt mit der Haut allergische Reaktionen hervorruft. |
Nahrungs- oder Arzneimittelallergene | Werden die Allergene über den Mund aufgenommen, wie bestimmte Lebensmittel oder aber auch durch Medikamente, die oral eingenommen werden, spricht man von Nahrungs- oder Arzneimittelallergenen. |
Insektenstichallergene | Hierbei handelt es sich um Insektengifte, die von Insekten unter die menschliche Haut injiziert werden. Allergische Reaktionen werden am häufigsten von Stichen der Bienen oder Wespen und eher selten von Hornissen, Hummeln, Mücken oder Ameisen ausgelöst. |
Was ist ein anaphylaktischer Schock?
Allergische Reaktionen können vielfältig ausgeprägt sein und von harmlosen Symptomen wie geröteten Augen bis hin zu einem lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schock reichen. Die allergische Reaktion, die zu Organversagen, Atemnot und Kreislaufstillstand führen kann, ist demnach ein medizinischer Notfall. Wer generell zu Allergien neigt oder bereits in der Vergangenheit heftige Reaktionen auf Lebensmittel oder Insektenstiche gezeigt hat, der sollte sich auf jeden Fall austesten lassen. Denn im Fall des Falles sollten Betroffene immer ein Allergie-Notfallset bei sich tragen, das einen Adrenalininjektor sowie flüssiges Antihistamin sowie Kortison enthält. Schwere anaphylatkische Reaktionen können Kinder sowie Erwachsene betreffen, wiewohl sich die Auslöser in der Häufigkeit unterscheiden:
- Während Kinder am ehesten mit lebensbedrohlichen Allergiereaktionen auf Nahrungsmittel reagieren (58 Prozent) sind es bei Erwachsenen nur 16 Prozent die aufgrund von Lebensmitteln von einem anaphylaktischen Schock betroffen sind.
- Deutlich eher sind heftigste Allergiereaktionen bei Erwachsenen durch Insektengiften zu erwarten (55 Prozent), während diese Auslöser bei Kindern nur 24 Prozent ausmachen.
- Auch auf Arzneimittel reagieren Kinder und Erwachsene unterschiedlich häufig anaphylaktisch: Bei Kindern sind es nur acht Prozent, bei Erwachsenen hingegen 21 Prozent.
Welche Symptome zeigt eine Allergie?
Glücklicherweise sind derartig heftige Reaktionen auf Allergene deutlich seltener als andere Allergiesymptome. Zu diesen zählen:
- Niesen und eine laufende oder vor allem am Morgen oft auch verstopfte Nase
- Augen können brennen, kribbeln oder tränen
- Juckreiz am Körper, in den Augen, der Nase oder im Rachenraum zählt ebenso zu Allergiesymptomen
- Husten und Atembeschwerden
- Allergisches Asthma
- Schwellungen und Rötungen
- Durchfall und Bauchweh
- Kopfschmerzen
- Allgemeine Müdigkeit und Abgeschlagenheit
Die häufigsten Allergien
Man kann gegen viele Stoffe allergisch sein doch es gibt bestimmte Stoffe, die zu den meisten Allergiereaktionen führen:
Pollenallergie | Bis zu 80 Prozent aller Allergien betreffen Pollen. Die häufigste Pollenallergie ist mit ca. 56 Prozent die Gräserallergie gefolgt von der Allergie auf Bäume mit ca. 43 Prozent. |
Tierhaarallergie | Am zweithäufigsten nach den Pollen sind Menschen gegen Tierhaare allergisch. Bei den Tierhaaren betreffen ca. 33 Prozent die Katzen, 16 Prozent den Hund und knapp zehn Prozent Pferde. |
Hausstaubmilbenallergie | An dritter Stelle (geschätzt wird zwischen 35 und 40 Prozent) liegt die Allergie gegen Hausstaubmilben. |
Schimmelpilzallergie | Bis zu zehn Prozent der Allergien betreffen Schimmelpilzsporen. |
Sonstige | Weitere häufiger vorkommende Allergien sind zum Beispiel Allergien gegen Mehl, Latex oder Waschmittel. |
Was begünstigt Allergien
Wie bereits erwähnt steht intensive Hygiene im Verdacht, Allergien zu begünstigen. Aber auch weitere Faktoren sind für die Begünstigung des Entstehens einer Allergie verantwortlich. Dazu zählen:
- Konservierungsmittel sowie Lebensmittelzusätze und Farbstoffe in unserer Ernährung
- Rauchen und selbst Passivrauchen sind nachgewiesene Begünstigungsfaktoren für Allergien
- die Veränderung der Pflanzenwelt
- Klimawandel
- Umweltbelastungen
- genetische Faktoren
Was ist eine Kreuzallergie
Unter Kreuzallergie versteht man, dass der Körper auch auf andere Stoffe allergisch reagiert als auf die ursprünglich Beschwerden auslösenden Allergene. Dies ist häufig bei Pollen und Lebensmittel der Fall, da sich die Eiweißstoffe von manchen Pflanzen und manchen Nahrungsmitteln ähneln. Mehr zur Kreuzallergie lesen Sie hier.
Wie wird eine Allergie diagnostiziert
Um Allergiesymptome loszuwerden, ist es vor allem erst einmal wichtig, herauszufinden, auf welche Allergene der Körper reagiert. Hierfür stehen mehrere Diagnoseverfahren zur Verfügung. In erster Linie wird der auf Allergie spezialisierte Arzt, also der Allergologe, ein ausführliches Anamnesegespräch mit dem Patienten führen, bevor er weitere Tests durchführt.
Pricktest bei Allergie
Das bekannteste Diagnoseverfahren ist der Pricktest. Er hat seinen Namen vom englischen Wort „prick“, das so viel wie Stechen oder Stich bedeutet. Bei dieser Methode wird nämlich die Haut leicht eingeritzt bzw. gestochen – und zwar an den Stellen, auf die der Arzt bestimmte Tropfen der häufigsten Allergenen geträufelt hat. Wenn man nun gegen einen (oder mehrere) dieser Stoffe allergisch ist, entsteht an der Stelle mit einer kleinen Pustel eine Reaktion der Haut.
Provokationstest bei Allergie
Bei diesem Austestungsverfahren geht es darum, dass mögliche allergieauslösende Stoffe direkt an dem Bereich des Körpers getestet werden, der auf das vermutete Allergen reagiert. Beim Nasalen Provokationstest geht es beispielsweise um Allergene aus der Luft, also beispielsweise Gräserpollen. Das Allergen wir die in dem Fall direkt in die Nase eingebracht und es wird die Auswirkung wie Anschwellen des Schleimhaut, Niesen oder Schnupfen erfasst. Bei Allergenen aus der Luft, die etwa chronische Bindehautentzündungen hervorrufen, wird die Testlösung beim Provokationstest direkt ins Auge eingebracht. Provokationstests gibt es auch für Nahrungsmittel- und Arzneimittelallergene. Diese sollten allerdings nur von sehr erfahrenen Allergenologen am besten direkt in einer Klinik durchgeführt werden.
Blustscreening bei Allergie
Ein relativ neues Allergiediagnostik-Verfahren ist das sogenannte Blutscreening, bei dem mittels eines kürzlich an der MedUni Wien entwickelten Allergen-Chips in einem einzigen Tropfen Blut 100 Allergene erfasst werden können. Dieses Verfahren bietet die Möglichkeit, auf welche einzelnen Moleküle in einem Allergenextrakt allergisch reagiert wird. Im Moment handelt es sich bei dieser Diagnoseform allerdings noch um eine reine Privatleistung.
Behandlungsmethoden einer Allergie
Die Behandlungsformen von Allergien sind vielfältig und richten sich danach, ob gezielt die allergische Reaktion des Körpers therapiert wird oder die Allergiesymptome behandelt werden. Prinzipiell sollten Allergien nicht auf die leichte Schulter genommen werden und zeitgerecht eine Behandlung eingeleitet werden, da sich durch Allergien das Blutbild verändert und sich unbehandelt auch allergisches Asthma entwickeln kann.
Ursächliche Therapie der Allergie
Um die Allergie an der Wurzel zu packen, gibt es die Möglichkeit der Hyposensibilisierung. Darunter versteht man eine Art Allergie-Impfung, die auch als Allergie-Immuntherapie bezeichnet wird. Wie bei klassischen Impfungen auch, werden dem Körper bei dieser Behandlungsmethode kontrollierte Mengen des Allergie auslösenden Stoffes zugeführt, so dass sich die Abwehrzellen letztlich an dieses Allergen gewöhnen und es letztlich tolerieren. Der Unterschied zur klassischen Impfung besteht darin, dass die Allergen-Impfung im Abstand von vier bis sechs Wochen über drei Jahre angewendet wird. Man kann das Immunsystem mit dieser Methode jedoch auch in Form von Tabletten oder Tropfen täglich trainieren. Bei einer Allergie gegen Pollen verspricht diese Methode nach Ende der Behandlungsdauer eine Erfolgsrate von bis zu 80 Prozent.
Nähere Informationen zur Immunisierung erhalten Sie hier.
Symptomatische Behandlung von Allergien
Um den Körper bei Allergien zu unterstützen und die Auswirkung des Immunkampfes in Grenzen zu halten, können allergische Beschwerden auch symptomatisch behandelt werden. Zu den Möglichkeiten zählen:
- Einnahme von Antihistaminika
- Linderung durch Nasentropfen
- Inhalation von Asthmasprays
- Verwendung von Augentropfen
Homöopathie in der Behandlung von Allergien
Die homöopathische Therapie von Allergien hängt von den jeweiligen Symptomen ab. In der klassischen Einzelmittelhomöophathie geht es oftmals darum, das Immunsystem zu stärken und den Körper so zu regulieren, dass er auf Dauer mit den Allergenen besser umgehen kann. Diese Form der homöopathischen Allergiebehandlung gehört jedoch in die Hand von erfahrenen homöopathischen Ärzten. Zur Selbstmedikation und damit zur Behandlung von symptomatischen Allergiebeschwerden eignen sich vor allem Komplexmittel. Bestimmte Tabletten lindern auf natürliche Weise Allergiesymptomen wie, Niesen, laufende Nase, tränende Augen und Hautirritationen sowohl bei Pollenallergie, Hausstaubmilbenallergie und Tierhaarallergie.