Völlegefühl: Ursachen und Tipps
Wer zu viel, zu üppig und zu schnell isst, der kann schon einmal das Gefühl haben, dass der Magen viel zu voll ist. Und das ist auch normal. Wenn das Völlegefühl aber unabhängig von den Mahlzeiten auftaucht oder zum Dauerbegleiter wird, können dahinter Verdauungsprobleme oder Erkrankungen wie Gastritis stecken.
Unser Magen hat lediglich ein Fassungsvolumen von etwa 1,5 Litern im Durchschnitt. Hat man zu schnell, zu viel gegessen, ist es ganz normal, dass sich ein Völlegefühl einstellt. Auch manche hormonelle Schwankungen bei Frauen, wie etwa in der Menopause oder vor und während der Periode, sind ganz natürliche Gründe, die Völlegefühle verursachen können. Am Ende der Schwangerschaft kommt es ebenso häufiger zu einem Völlegefühl bei Frauen, da das größer werdende Baby zunehmend auf den Magen drückt.
Was genau ist Völlegefühl?
Neben den eingangs genannten, zeitlich begrenzt, hormonell oder ernährungsbedingt auftretenden Gründen für Völlegefühle wird in manchen Fällen das Völlegefühl für Betroffene zum ständigen, unangenehmen Begleiter. Das Völlegefühl ist dabei an und für sich genommen keine Erkrankung oder eine Störung im klassischen Sinne. Es ist viel eher ein Symptom, das abseits des natürlichen übersatten Gefühls, häufig in Folge anderer, allgemeiner Verdauungsprobleme oder Störungen sowie Erkrankungen des Magens auftritt. Vom Völlegefühl spricht man daher prinzipiell dann, wenn ein Mensch den Magen betreffend das Gefühl hat, dass er jetzt eben (zu) „voll ist“.
Welche Symptome mit dem Völlegefühl einhergehen können
Wird das Völlegefühl empfunden, weil über den natürlichen Sättigungsgrad hinaus gegessen wurde, oder wenn das Völlegefühl als Teil weitere Beschwerden im Magen-Darm-Bereich auftritt, so beschreiben Betroffene folgende Symptome:
- Volles Gefühl in der Magengegend
- Druckgefühl im Oberbauch
- Angespannter bis harter Bauch
Da der Magen in den wenigsten Fällen völlig abgekapselt vom Rest des Verdauungssystems betrachtet werden kann, können mit dem Völlegefühl noch eine Vielzahl an weiteren Beschwerden einhergehen, die sich symptomatisch äußern können, in:
- vermehrter Gasbildung und damit Blähungen
- Vorgewölbter Bauch
- Aufstoßen
- Sodbrennen
- Unwohlsein und Übelkeit
Gelegentlich beschreiben Betroffenen das Völlegefühl auch begleitet von Durchfall oder Verstopfung.
Mögliche Ursachen des Völlegefühls
Die Ernährung spielt genauso eine zentrale Rolle beim Völlegefühl wie weitere Lebensstil betreffende Faktoren als ursächlich für das unangenehme Missempfinden im Magen gelten. Auch ein gesunder Magen kann bei entsprechendem Lebensstil und ungünstigen Ernährungsgewohnheiten immer wieder Völlegefühl verursachen. Allerdings müssen auch einige Erkrankungen als mögliche Gründe in Betracht gezogen werden, wenn das Völlegefühl regelmäßig und anhaltend auftaucht. In der Wissenschaft wird derzeit darüber hinaus die Rolle der Darmflora bei der Entstehung des Völlegefühls untersucht.
Lebensstil und Ernährung als Auslöser für Völlegefühl
Zu den Lebensstil- und Ernährungsfaktoren, die aus Auslöser für Völlegefühl gelten, zählen:
- Hastiges Schlingen der Nahrung
- Fettige, üppige Speisen
- Stress wird ebenso in die Riege der Faktoren eingeordnet, die Völlegefühl begünstigen können
- Zu große Portionen
- Mangelnde Bewegung – sie kann zu einer verlangsamten Darmbewegung (Peristaltik) und ein damit einhergehendes Völlegefühl führen
Erkrankungen, Störungen und Infekte, die anhaltendes Völlegefühl auslösen können
Gehen mit dem Völlegefühl weitere Verdauungsprobleme wie Übelkeit, Durchfall, Verstopfung oder Schmerzen in der Magengegend oder im Bauch einher oder tritt das Völlegefühl unabhängig von den Mahlzeiten auf, so können dahinter neben bestimmten Medikamenten als Auslöser auch Störungen, Infekte oder Erkrankungen liegen. Sollte das Völlegefühl also zum bestehenden Begleiter werden oder mit anderen Symptomen einhergehen, ist immer ärztlichen Rat einholen. Zu den möglichen Ursachen gehören:
Reizmagen und Reizdarm | Personen, die von einem Reizmagen oder einem Reizdarm betroffen sind, beschreiben bei Beschwerden gelegentlich ein damit einhergehendes Völlegefühl. |
Nahrungsmittelunverträglichkeit | Neben Intoleranzen gegen Lactose oder Fruktose kann auch die Unverträglichkeit von Gluten zu einem Völlegefühl führen. |
Helicobacter pylori | Das Bakterium Helicobacter pylori kann sowohl Gastritis als auch Magengeschwüre verursachen, beide Erkrankungen können wiederum mit einem Völlegefühl – häufig begleitet von Übelkeit und Erbrechen – einhergehen. |
Überempfindlichkeit | Wenn das Nervensystem im Magen bereits bei einem normalen Dehnreiz übersensibel mit Schmerzen bzw. Völlegefühl reagiert, ist von einer Überempfindlichkeit des Verdauungssystems die Rede. |
Gastritis | Die Entzündung der Magenschleimhaut kann sich neben anderen Beschwerden auch in einem Völlegefühl äußern. |
Gastroparese | Gastroparese ist die Magenlähmung, bei der es zu Störungen der Entleerung des Magens kommt, weil die Magenbewegungen vermindert sind. Völlegefühl kann hier ein Symptom sein. |
Die Rolle der Darmflora bei unangenehmem Völlegefühl
Die Darmflora spielt eine bedeutende Rolle für eine normale Verdauung. Derzeit wird im medizinischen Fachbereich darüber diskutiert, inwiefern genau die Darmflora Auswirkungen auf den Magen hat. Fest steht, dass bestimmte Bakterien vermehrt Blähungen verursachen können. Das vermehrte Gas, das sich im Bauch ansammelt, kann sich auch in einem Völlegefühl äußern.
Natürliche und pflanzliche Hilfe gegen das Völlegefühl
Liegen keine organischen Erkrankungen, Unverträglichkeiten, Infekte oder sonstige Störungen des Verdauungssystems vor, nimmt das Völlegefühl normalerweise mit dem Voranschreiten der Verdauung ab und ist verschwunden, wenn die Nahrung ganz verdaut ist. Auf natürliche Weise können Sie Ihr Verdauungssystem dabei mit der Kraft des Kümmels und der Pfefferminze unterstützen – in Form von hochdosierten, medizinischen Ölen. Diese sind beispielsweise in einem pflanzlichen Arzneimittel enthalten, das gegen unangenehmes Druck- und Völlegefühl, gegen Blähungen und andere Beschwerden bei funktionellen Magen-Darm-Störungen hilft.
Unangenehmes Völlegefühl: Was Sie tun und lassen sollten
Wenn eine Grunderkrankung, Störung oder Unverträglichkeit dem Völlegefühl zugrunde liegt, basiert die Therapie auf der Behandlung der Ursache. Diese erfolgt in Absprache mit Ihrem Arzt, den Sie zeitgerecht aufsuchen sollten.
Um dem Völlegefühl aufgrund funktioneller Störungen vorzubeugen bzw. es bei Entstehen schneller wieder los zu werden, sollten Sie folgenden Empfehlungen nachkommen:
- Reduzieren Sie die Üppigkeit Ihrer Speisen und streichen zu große Mengen an Fett von Ihrem Speiseplan.
- Ein Verdauungsspaziergang tut bei Völlegefühl gut: Er kann die Muskulatur im Magen-Darm-Bereich anregen, und damit die Verdauung fördern.
- Essen Sie prinzipiell bei Neigung zu Völlegefühl lieber mehrere Mahlzeiten über den Tag verteilt und nehmen dafür lieber deutlich kleinere Portionen zu sich.
- Kauen Sie Ihre Nahrung ausreichend.
- Unterstützen Sie Ihre Verdauung mit speziellen, pflanzlichen Arzneimitteln, die Kümmel- und Pfefferminzöl in medizinischer Dosierung und Kombination enthalten.
- Eine sanfte Bauchmassage im Uhrzeigersinn kann Erleichterung beim Völlegefühl bringen.
Übrigens: Der hierzulande weit verbreitete Brauch, nach dem Essen einen Schnaps gegen das Völlegefühl zu trinken, ist keine gute Idee. Denn Alkohol verzögert den Verdauungsprozess sogar noch. Das subjektive Gefühl der Besserung entsteht dadurch, dass sich durch den Schnaps die Magenmuskulatur entspannt. Auch der Kaffee nach dem Essen wirkt mehr subjektiv als tatsächlich – das Koffein regt zwar die Peristaltik an, allerdings verändert sich das Völlegefühl dadurch nicht unmittelbar.
Quellen:
Thomas G. Cotter, MD, Mark Gurney, MB BCh, Conor G. Loftus, MD, Gas and Bloating—Controlling Emissions, A Case-Based Review for the Primary Care Provider, https://www.mayoclinicproceedings.org/article/S0025-6196(16)30127-6/references (abgerufen am 16.12.2020)