Ausgebrannt: Wenn im Burnout nichts mehr geht
Absolutes Ausgebranntsein: Burnout beschreibt Antriebs- und Lustlosigkeit, Abgeschlagenheit und Müdigkeit – Jeder 5. ist in Österreich von Burnout betroffen. Ein Burnout läuft in 12 Phasen ab und sollte immer ernst genommen werden.
Bin ich einfach nur unter Druck oder nähere ich mich einem Burnout? In unserer fordernden Zeit fragen sich das immer mehr Menschen. Die chronische Überforderung, die zum Burnout führt, steht im Gegensatz zu Boreout durch permanente Unterforderung. In diesem Artikel finden Sie hilfreiche und wichtige Antworten auf ebenjene und viele andere Fragen rund um das Thema Burnout.
Was ist Burnout?
Als Burnout bezeichnet man gemeinhin den Zustand des absoluten Ausgebranntseins. Nichts geht mehr. Sowohl körperlich als auch geistig scheint sich die Person in der absoluten Erschöpfung zu befinden. Dieser Erschöpfungszustand ähnelt einer Depression und kann sich letztlich in einer tatsächlichen Depression zeigen. Damit es gar nicht erst so weit kommt, sollten Sie Ihre Grenzen ernst nehmen und die ersten Anzeichen eines Burnouts kennen.
Burnout rechtzeitig erkennen: Was sind erste Anzeichen eines Burnouts?
Stress– und Überforderungssymptome sind durchwegs individuell und damit von Person zu Person unterschiedlich. Wenn Sie allerdings einige der folgenden Anzeichen schon länger an sich bemerken, sollten Sie ganz bewusst einen Gang zurück schalten und auf Ihre Balance achten, um ein totales Ausgebranntsein zu vermeiden.
- Ich reiche nicht aus: Sie haben immer öfter das Gefühl, nicht gut genug zu sein (Versagensangst)
- Ich bin gereizt: Zunehmend stellen Sie Reizbarkeit an sich fest und Sie fühlen sich konstant schlecht gelaunt
- Ich bin nicht motiviert: Sie bemerken, dass Sie immer weniger Motivation und Interesse für Ihre beruflichen oder privaten Aufgaben mitbringen
- Ich vergesse so viel: Es kommt immer wieder zu Konzentrationsproblemen, Sie vergessen zunehmend Dinge
- Ich bin oft erschöpft: Kraftlosigkeit, Lustlosigkeit, Müdigkeit und Erschöpfungszustände begleiten Sie schon länger
- Ich habe keine Lust.. : Sie machen kaum mehr, worauf Sie Lust haben, Sie ziehen sich immer mehr von ihrem sozialen Umfeld zurück
- Ich habe Stimmungsschwankungen: Chronische Stimmungsschwankungen begleiten Ihren Alltag
Wer ist von Burnout betroffen?
Sollten Sie die oben genannten Anzeichen über einen längeren Zeitraum an sich bemerken, ist Handlungsbedarf gegeben. Vor allem dann, wenn Sie zu dem folgenden Personenkreis gehören:
- Sie üben einen Sozialberuf aus
- Sie sind im mittleren Management tätig
- Sie pflegen Angehörige
Besonders in den oben genannten Personenkreisen ist der Zustand des Ausgebranntseins sehr häufig zu beobachten. Burnout wird auffällig oft in helfenden und sozialen Berufen (Pädagogen, Ärzte, Pflegekräfte) sowie im mittleren Management beobachtet.
Unbedingt bedacht werden müssen bei dieser Betrachtung aber auch alleinerziehende Mütter und Personen, die Angehörige pflegen. Auch hier ist der chronische Erschöpfungszustand häufig zu beobachten. Ein Burnout beschränkt sich allerdings nicht ausschließlich auf die oben genannten Gruppen, sondern kann jeden treffen.
Was sind Ursachen für ein Burnout?
Man geht davon aus, dass Burnout sich bei Menschen dann einstellt, wenn auf Dauer die Balance zwischen Stress und Entspannung nicht mehr gegeben ist. Chronische Überforderung (zeitlich oder aber auch bei zu hohen Anforderungen) ohne ausreichende Regenerationsphasen kann in den Zustand des Ausgebranntseins führen. Hier ist die Rede nicht von Phasen erhöhter Anforderungen oder einigen intensiven Tagen, sondern es geht um regelmäßige Überforderung ohne Ausgleich. Die eigene Persönlichkeitsstruktur spielt demnach eine ebenso große Rolle bei der Entstehung eines Burnouts wie die äußeren Rahmenbedingungen. Folgende innere und äußere Faktoren können an der Entstehung eines Burnouts beteiligt sein.
Äußere Faktoren |
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Erhöhter Leistungsdruck |
In der heutigen Zeit scheint Leistungsdruck in fast allen Berufen zentraler Teil des Arbeitsalltags zu sein. Positionen werden nicht nachgesetzt, es wird häufig immer mehr Arbeit auf immer weniger Mitarbeiter aufgeteilt. |
Missverhältnis zwischen Einsatz und Feedback |
Der persönliche Einsatz, den man für den Arbeitgeber bringt steht nicht im Verhältnis zu den Rückmeldungen. Fehlt in einem Arbeitsverhältnis sowohl das monetäre Feedback (unzureichende Bezahlung) als auch das persönliche Feedback in Form von Wertschätzung und Anerkennung, kann das ein Burnout begünstigen. |
Mangelnde Ressourcen |
Hier geht es nicht nur um zeitliche Ressourcen, sondern auch um die persönlichen Fähigkeiten. Wer an einer Position arbeitet, für die er wenig ausgebildet ist oder für die er zu wenige passende Fähigkeiten mitbringt, wird ständig im Gefühl arbeiten, nicht gut genug zu sein, was ein Burnout mitverursachen kann. |
Interessenskonflikte |
Motivation ist ein wichtiger Faktor, um seine Arbeit zufrieden und damit in einer gewissen Balance zu verrichten. Fehlt uns Menschen der Sinn in unserer Tätigkeit oder erscheint uns eine Arbeit diametral im Gegensatz zu unseren Interessen, kann dies ein Auslöser sein für das Gefühl des Ausgebranntseins. |
Mobbing |
Mobbing und Streitereien unter Kollegen oder zwischen Vorgesetzten und ihren Mitarbeitern kann ein wesentlicher Faktor für die Entstehung von Burnout sein. |
Existenzängste |
Werden im Betrieb ständig Stellen gestrichen oder gibt es langfristige Gerüchte zur Schließung des Standorts, löst die Existenzängste aus. Die Sorge um den eigenen Jobverlust kann Teil des Entstehenden Burnouts sein. |
Innere Faktoren |
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Wunsch zu helfen |
Menschen, die gerne helfen, vergessen oft darauf, auf sich selbst zu achten, wenn es um ihre eigene Gesundheit geht. Aus diesem Grund ist das Burnout auch in helfenden Berufen weit verbreitet. |
Perfektionismus |
Übersteigerter Perfektionismus kann ein wesentlicher innerer Faktor bei der Entstehung des Burnouts sein. Wer sich selbst nie gut genug ist, wird letztlich bei vollem Einsatz dennoch das Gefühl der Versagensangst mit sich herumschleppen. |
Überschätzen der eigenen Fähigkeiten |
Hier noch ein Meeting, da noch ein Geschäftsessen, die Wohnung noch putzen, die Kinder abholen. Der Tag hat nur 24 Stunden. Je fordernder unser Alltag, umso eher vergessen wir diesen Umstand und überschätzen, was wir leisten können. Hält diese Überschätzung und die damit andauernde Überforderung konstant an, kann das ein Burnout versuchen. |
Innere Ansprüche |
Mitverantwortlich für die Entstehung des Burnouts können auch die eigenen inneren Ansprüche sein, die wir Menschen an uns stellen. Diese sind bisweilen unerreichbar hoch, was ein ständiges Gefühl erzeugt, nicht gut genug zu sein. |
Abgrenzungsproblematik |
Nein zu sagen, fällt vielen Menschen enorm schwer. Doch wer seine eigenen Grenzen ständig übertritt, weil er immer wieder ja sagt, zu Dingen, die eigentlich längst nicht mehr im zeitlichen Rahmen sind, erzeugt ein kontinuierliches Klima der eigenen Überforderung. |
Übersteigerter Ehrgeiz |
Das Gefühl, immer noch besser sein zu müssen, liegt oftmals in unserer Kindheit begründet. Ungesunde Konkurrenzgedanken, chronisch überforderndes Arbeitspensum und damit letztlich absolutes Ausbrennen können die Folgen eines übersteigerten Ehrgeizes sein. |
Was sind die Folgen eines Burnouts?
Der Zustand des absoluten Ausgebranntseins kann sich manifestieren und letztlich zu einer psychischen Krankheit werden. Am Ende des Burnouts kann eine Depression stehen, die medizinischer und therapeutischer Behandlung bedarf. Lassen Sie es also erst gar nicht so weit kommen. Ein Burnout zeigt sich in unterschiedlichen Symptomen und Stadien.
Wie äußern sich die Symptome bei einem Burnout?
Es gibt unterschiedliche Modelle, welche die Phasen und damit auch die Symptome eines Burnouts beschreiben. Neben dem 7-Phasen-Modell von Prof. Dr. Matthias Burisch ist das gängigste Modell das der 12 Phasen des deutsch-amerikanischen klinischen Psychologen und Psychoanalytiker Herbert Freudenberger, das wir an dieser Stelle genauer beschreiben möchten.
Burnout Phase 1: Drang, sich zu beweisen
In dieser Phase stellen wir hohe Erwartungen an uns selbst, sind aber dabei enorm begeistert. Vielleicht haben wir unseren Traumjob ergattert und gehen voller Kraft und Motivation daran, unsere Tätigkeit ideal zu meistern. Dafür stellen wir in dieser Phase noch gerne unsere Bedürfnisse zurück.
Burnout Phase 2: Besonderer Einsatz
Unser Einsatz in Phase 1 hat sich gelohnt, wir sind glücklich und bereit, immer weitere Aufgaben zu übernehmen. Wir leisten unbezahlte Überstunden, arbeiten freiwillig mehr, nehmen die Arbeit ins Wochenende und in den Urlaub mit. Wir fühlen uns in unserem Job unentbehrlich und halten Entspannung für absolut überbewertet.
Burnout Phase 3: Persönliche Bedürfnisse werden vernachlässigt
Nun braucht es schon etwas Input, um das selbst geschaffene Arbeitspensum durchgehend schaffen zu können. Wer raucht, raucht jetzt vielleicht mehr als sonst, beim Kaffee darf’s gern noch einer mehr sein. Eventuell greift man auch zu Aufputschmitteln. Die eigenen Bedürfnisse nach Erholung und Ruhe oder auch nach ausgleichenden Freizeitaktivitäten haben wir bereits chronisch hintangestellt.
Burnout Phase 4: Konflikte und Bedürfnisse werden verdrängt
In dieser Phase kommt es erstmals zu Fehlleistungen. Wir verwechseln Termine, vergessen eine versprochene Aufgabe zu erledigen, Ungenauigkeiten schleichen sich ein. Hobbys und Freunde haben wir längst ganz aufgegeben, denn die Anerkennung finden wir jetzt im Beruf. Ab und zu merken wir jetzt einen Mangel an Energie.
Burnout Phase 5: Wir deuten unsere Werte um
Wir sehen unseren Mangel an sozialen Kontakten nicht mehr als Problem der zu vielen Arbeit, sondern wir deuten diese Werte ganz um: So vermeiden wir die sozialen Kontakte jetzt vor dem Hintergrund, dass wir sie als belastend empfinden. In dieser Phase entstehen oft auch Probleme in der Partnerschaft. Spätestens hier sollten Sie die Notbremse ziehen, da es mit jeder Zunahme der Burnoutstufen schwieriger wird, alleine wieder raus zu kommen.
Burnout Phase 6: Auftretende Probleme werden zunehmend verleugnet
Langsam fühlen wir uns desillusioniert: Wir bemerken im Job mangelnde Anerkennung und es regt sich Widerstand, überhaupt in die Arbeit zu gehen. In dieser Phase spricht man oft von der sogenannten inneren Kündigung, die sich durch zunehmende Fehlzeiten oder späterem Arbeitsbeginn ausdrücken kann.
Burnout Phase 7: Wir beginnen, uns zurück zu ziehen
Wir fühlen uns zunehmend hilflos und orientierungslos. Die innere Leere, die in dieser Phase oftmals verspürt wird, wird gefüllt mit Ersatzbefriedigungen, wie Essen, Drogen oder Sex. In dieser Phase nimmt die Suchtgefährdung damit sukzessive zu. Unsere Leistungsfähigkeit nimmt spür- und sichtbar ab: Wir werden ungenau, sind unorganisiert, wollen keine Entscheidungen mehr treffen und bemerken erste körperliche Symptome wir Herzrasen, hohen Blutdruck oder Gewichtsschwankungen. Spätestens hier sollten Sie sich dringend psychologische Hilfe holen, um die weiteren Stufen zu vermeiden und um wieder in ein gesundes Leben zu finden.
Burnout Phase 8: Unser Verhalten ändert sich deutlich
Aus dem motivierten, engagierten und begeisterten Mitarbeiter ist nun ein Mensch geworden, der sich zunehmend ärgerlich zeigt und in Eigenbrötlerei sowie in Selbstmitleid versinkt. Wir zeigen kaum mehr Initiative, machen Dienst nach Vorschrift, sind wenig produktiv und unser soziales Leben zeichnet sich durch Sinnverlust und das Gefühl von Gleichgültigkeit aus.
Burnout Phase 9: Das Gefühl für die eigene Persönlichkeit geht verloren
Wir fühlen uns von uns selbst entfremdet. Ein Gefühl der inneren Leere beherrscht uns, als wären wir abgestorben. Wir funktionieren eher wie ein Roboter und die schon spürbaren körperlichen Symptome verstärken sich zunehmend.
Burnout Phase 10: Die innere Leere nimmt überhand
Unsere Emotionen sind abwechselnd schmerzhaft intensiv und gleichzeitig vom Gefühl der absoluten inneren Leere bestimmt. In dieser Phase können sich phobische Störungen, Angststörungen, Kaufräusche oder Essenattacken entwickeln. Der Zustand ist bestimmt vom Gefühl der Einsamkeit und einer generell negativen Einstellung zum Leben.
Burnout Phase 11: Depression und Erschöpfung
In dieser Phase dominiert bereits die absolute Hoffnungslosigkeit und die konstant negative Lebenseinstellung. Die ständige Erschöpfung gipfelt in dem anhaltenden Wunsch, nur mehr zu schlafen. In dieser Phase ist die eigene Verzweiflung bereits so existenziell, dass sich Selbstmordgedanken und Suizidabsichten einstellen.
Burnout Phase 12: Vollbild Burnout-Erschöpfung
Die letzte Burnoutphase stellt einen lebensbedrohlichen Erschöpfungszustand dar, der sowohl psychisch als auch körperlich empfunden wird. Die Selbstmordgefahr ist gegeben, körperlich ist das Immunsystem angegriffen und ernstzunehmende Herz–Kreislauf-Erkrankungen sowie Magen–Darm-Störungen können auftreten.
Therapie und Behandlung: Was kann man gegen ein drohendes Burnout unternehmen?
Wichtig ist vor allem in den ersten Stadien des Burnouts trotz der großen Motivation auf ausreichend Entlastung, Entspannung und Ausgleich zu achten. Die Stadien verlaufen nicht immer chronologisch. Es können Phasen sowohl übersprungen wie auch wiederholt werden. Gelegentlich pendeln Menschen, denen ein Burnout droht, auch zwischen den einzelnen Phasen hin und her. Lernen Sie jedenfalls, Stress zu reduzieren bzw. den vorhandenen Stress richtig abzubauen. Wie das gelingt, lesen Sie hier. Auch pflanzliche Präparate können Sie dabei unterstützen, mit Ihrem Stress einen gesunden Umgang zu finden. Sollten Sie bemerken, dass Sie Ihren Stress selbst nur mehr unzureichend abbauen können oder Entspannungsphasen nicht mehr in ausreichendem Maße als solche erlebt werden können, sollten Sie umgehend einen Arzt, einen Therapeut oder einen psychologischen Berater aufsuchen.