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Fatigue: Syndrom der Erschöpfung

Fatigue-Syndrom ist ein Begriff für die Gesamtheit verschiedener Symptome, die oft im Zuge chronischer Erkrankungen gemeinsam auftreten können. Fatigue ist keine eigenständige Erkrankung und damit vom Chronischen Erschöpfungssyndrom abzugrenzen.

Bei bestimmten chronischen Erkrankungen, allen voran Krebskrankheiten, hört man immer wieder, dass die erkrankten Personen von sogenannter Fatigue – also einer Form der Müdigkeit – betroffen sind. Dabei handelt es sich weder um ein einzelnes Symptom noch um eine eigenständige Krankheit. Fatigue wird daher auch als Fatigue-Syndrom oder Erschöpfungssyndrom bezeichnet, weil hier mehrere Faktoren zusammenkommen.

Überblick: Fatigue

In dem Artikel zum Thema „Fatigue“ finden Sie Antworten auf die folgenden Fragen:

Definition: Was genau ist Fatigue? 

Das Wort „Fatigue“ kommt aus dem Französischen und beutetet so viel wie „Müdigkeit“ bzw. „Erschöpfung“. Fatigue ist ein sehr weitläufiger Begriff, der medizinisch nicht gänzlich klar definiert ist. Einerseits wird er gleichbedeutend mit „Müdigkeit“ verwendet, andererseits gilt er im Zusammenspiel mit „Syndrom“ als die Gesamtheit verschiedener Beschwerden, die mit bestimmten Erkrankungen im Zusammenhang stehen. Die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin empfiehlt die Kodierung des Symptoms mittels ICD-10 und dem Code R 53. Dieser Code steht für „Unwohlsein und Ermüdung“. Anders als die Chronische Erschöpfung hat das Fatigue-Syndrom damit keine eigene ICD-Diagnose.

In einem breiten Teil der Fachwelt ist aktuell weiterhin die Fatigue-Definition von Dr. David Cella gängig, die von dem Arzt in den 1990er-Jahren aufgestellt wurde. Er beschreibt Fatigue als einen Zustand, bei dem eine überdurchschnittliche Müdigkeit mit einem extrem gesteigerten Bedürfnis nach Ruhe und gleichzeitigem Energiemangel einhergeht. Dabei nennt er die Unverhältnismäßigkeit der Müdigkeit zur vorangegangenen Tätigkeit als besonderes Zeichen. 

Welche Arten von Fatigue gibt es 

Fatigue kann in drei verschiedene Arten eingeteilt werden:

Fatigue bei chronischer Erkrankung Es gibt eine Reihe chronischer Krankheitsbilder, bei denen Fatigue als Syndrom häufig auftritt. Dazu gehören beispielsweise allen voran Krebs, aber auch Multiple Sklerose, HIV/Aids, Fibromyalgie, Rheumatische Arthritis.
Fatigue als Umstandsfolge Fatigue kann auch als Folge verschiedener anderer Umstände auftreten. Zu solchen Umständen können beispielsweise chronische Schmerzen, starke Schlafstörungen und Erkrankungen der Schilddrüse gehören.
Fatigue als eigenständiges Krankheitsbild Wenn Fatigue als eigenständige Krankheit genannt wird, ist vom Chronischen Erschöpfungssyndrom die Rede. Dabei handelt es sich um eine biologische Erkrankung, die oft infolge starker viraler Infektionen, wie zum Beispiel nach einer Covid-Erkrankung, entsteht

Hauptsymptom von Fatigue: Anhaltende Müdigkeit

Das Hauptsymptom des Fatigue-Syndroms ist, wie der Begriff schon sagt, die Müdigkeit. Allerdings ist damit keine erklärbare Müdigkeit gemeint. Wer sich gegen eine schwere Erkrankung stemmt oder fordernde Behandlungen aushalten muss, ist aus nachvollziehbaren Gründen müde. Diese angebrachte Müdigkeit lässt sich durch guten sowie ausreichenden Schlaf und genügend Erholungsphasen ausgleichen. Bei Fatigue sieht das hingegen anders aus: Die Müdigkeit bessert sich nicht durch Schlaf oder Pausen. Sie ist außerdem wesentlich stärker als es in Anbetracht der zuvor getätigten Aktivitäten angebracht wäre. Leitsymptom des Fatigue-Syndroms ist also die extreme, unverhältnismäßige Müdigkeit bei gleichzeitigem Energieverlust.

Weitere Fatigue-Symptome 

Beim Fatigue-Syndrom kommt es meist nicht nur zu Müdigkeit, sondern zu einem gemeinsamen Auftreten verschiedener Symptome. Dazu können folgende Beschwerden gehören:

Auslöser von Fatigue

Man geht mittlerweile davon aus, dass ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren daran beteiligt ist, Fatigue auszulösen. Diskutiert werden derzeit beispielsweise

Was sind die Ursachen von Fatigue?

Fatigue, Müdigkeit, Erschöpfung - © Canva

Fatigue: das können Ursachen sein – © Canva

Wie beim Auslösen von Fatigue ist auch bei der Ursache nach aktueller Forschung kein alleinstehendes Merkmal zu finden. Allerdings gibt es zahlreiche Hypothesen und Überlegungen, welche Ursachen dem Problem zugrunde liegen. Man geht jedenfalls davon aus, dass mehrere Faktoren sowie verschiedene Ursachen im Zusammenspiel das Phänomen entstehen lassen. Dazu gehören:

Frauen und Fatigue

Frauen scheinen ein generell höheres Risiko zu haben, von Syndromen und Erkrankungen betroffen zu sein, die mit Fatigue einhergehen. Beispielsweise zeigen Daten aus Norwegen konkret, dass Frauen rund 3-mal häufiger vom Chronischen Fatigue Syndrom betroffen sind als Männer. Auch von Long Covid und der damit häufig einhergehenden Fatigue sind Frauen deutlich öfter betroffen. Eine mögliche Begründung dafür konnten Untersuchungen der Universität Iowa liefern, bei denen Forschende herausgefunden haben, dass männliche Mäuse durch eine bestimmte Kombination von Testosteron und einem speziellen Protein vor Fatigue und Schmerzen in den Muskeln besser geschützt sind als weibliche Mäuse.

Fatigue bei Krebserkrankungen

Fatigue kann eine Begleiterscheinung vieler verschiedener Erkrankungen sein. Dazu zählen etwa Multiple Sklerose, Parkinson oder Rheumatoide Arthritis. Besonders verbreitet ist das Syndrom der Fatigue als Begleiterscheinung allerdings vor allem bei Krebspatient:innen. Rund 90 Prozent sind im Zuge der Tumortherapie von Fatigue betroffen. Die „Deutsche Fatigue Gesellschaft“ nennt Zahlen, wonach auch im Anschluss an die Krebsbehandlung 20 bis 50 Prozent der Betroffenen Fatigue bemerken. Auch bei Krebserkrankungen ist die genaue Entstehung von Fatigue bisher noch nicht geklärt. Wie bei den weiter oben angeführten Möglichkeiten wird auch bei Krebs von einer multifaktoriellen (durch mehrere Faktoren begründeten) und multikausalen (aus mehreren Gründen bestehenden) Entstehung von Fatigue ausgegangen. Dazu gehört einerseits die Tumorerkrankung selbst genauso wie die fordernden Therapien oder Veränderungen im Blutbild und psychologische Faktoren.

Wie wird die Diagnose bei Fatigue gestellt? 

Müdigkeit kann als Symptom im Zuge vieler verschiedener Krankheiten auftreten. Dazu können banale Infekte wie Erkältungen oder eine Grippe genauso gezählt werden wie ernstzunehmende Herzkrankheiten und andere Erkrankungen. Daher ist es wichtig, dass vor der Diagnose „Fatigue“ einmal ärztlich abgeklärt wird, ob nicht eine andere infrage kommende Erkrankung oder Störung vorhanden ist. Um dies zu erfassen, werden verschiedene körperliche Untersuchungen notwendig, wie beispielsweise die Analyse von Blut im Labor oder auch fachärztliche Gespräche und Untersuchungen. Neben den organischen Ursachen sollte bei der Diagnose auch darauf geachtet werden, ob es durch unzureichende Ernährung möglicherweise bestehende Mangelerscheinungen gibt, die sich anteilig an den Symptomen beteiligen könnten.

Die tatsächliche Fatigue-Diagnose hängt dann unter anderem von der ursächlichen Erkrankung ab, durch die Fatigue entstanden ist. Dafür gibt es verschiedene Fragesysteme und Skalen zur Einordung der Schweregrade. Bei Multipler Sklerose (MS) wird beispielsweise die sogenannte Modified Fatigue Impact Scale (MFIS) zur Messung herangezogen. Auch die Fatigue Severity Scale (FSS) ist ein bekanntes Messinstrument. Handelt es sich bei der Grunderkrankung um Krebs, so wird die Diagnose für tumorbedingte Fatigue nach Cella gestellt, wenn:

  1. Die Symptome Leidensdruck hervorrufen und Betroffene im Alltag stark beeinträchtigen
  2. Stark unverhältnismäßige Müdigkeit und Energieverlust auftreten
  3. Die Symptome nicht durch eine Depression, somatoforme Störungen oder ein Delirium erklärbar sind
  4. Wenn mindestens 6 der folgenden Symptome im vergangenen Monat (fast) täglich innerhalb von zwei Wochen aufgetreten sind.

Symptomliste nach Cella

Fatigue-Tagebuch

Für eine Fatigue-Diagnose kann es hilfreich sein, über einen bestimmten Zeitraum Aufzeichnungen der die eigenen Müdigkeitssymptome vorzunehmen. Ein Symptom-Tagebuch bzw. ein Fatigue-Tagebuch kann Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt bei der Abklärung und der Behandlung der Müdigkeit wichtige Informationen geben.

Behandlung: Was kann man gegen Fatigue tun?

Die Behandlung von Fatigue richtet sich sowohl nach der Ursache als auch nach bewährten Therapie-Methoden in Kombination mit der individuellen Geschichte der Betroffenen. Entsteht Fatigue beispielsweise aufgrund einer organischen Problematik, kann man mit entsprechenden Medikamenten oder Behandlungen etwas gegen Fatigue tun. Bei Fatigue aufgrund einer Mangelernährung kann gezielte diätische Beratung und Therapie hilfreich sein. Wird Fatigue durch eine Blutarmut hervorgerufen, kann mit Hormonpräparaten oder in sehr ausgeprägten Fällen mit Bluttransfusionen das ursächliche Problem behandelt werden.

Für konkrete Behandlungsmöglichkeiten und potenzielle Therapie bei Fatigue im Zuge einer Krebserkrankung können laut der Deutschen Fatigue Gesellschaft folgende Behandlungen zum Einsatz kommen: 

Welchen Verlauf nimmt Fatigue (Prognose)?

Welchen Verlauf Fatigue nimmt, hängt zum Großteil von individuellen Faktoren und den Ursachen für das Syndrom ab. Zahlen aus den Niederlanden beispielsweise zeigen, dass 86% der Patient:innen, die mit dem Thema Müdigkeit in eine allgemeinmedizinische Praxis kamen, Behandlungsepisoden von unter vier Wochen durchliefen. Bei der Hälfte der Betroffenen bleibt die Müdigkeit jedoch bestehen, allerdings in einem geringeren Ausmaß. Tritt die Müdigkeit als Begleiterscheinung eines Infekts auf, so wird sie für gewöhnlich im Verlauf der Erkältung ebenso abnehmen. Bei Fatigue im Zuge einer chronischen Erkrankung wie beispielsweise Krebs kann das Syndrom allerdings auch über Jahre hinweg anhalten. Zahlen der Deutschen Fatigue Gesellschaft zeigen, dass fünf Jahre nach der Diagnose von Fatigue 60 % der Betroffenen auch einer Beschäftigung nachgehen können.

Ist Fatigue heilbar?

Fatigue ist ein Sammelsurium von Symptomen, das im Zuge von verschiedenen Erkrankungen auftreten kann. Fatigue selbst gilt also nicht als eigenständige Krankheit. Somit kann sich die Frage nach der Heilbarkeit nicht stellen. Anders gelagert ist das bei Fatigue, wenn das Syndrom in Form einer eigenständigen Erkrankung auftritt. Dann spricht man jedoch vom sogenannten Chronischen Fatigue Syndrom (CFS). Eine Verbesserung der Symptome von CFS ist durchaus möglich, eine vollständige Heilung ist allerdings bisher selten berichtet.

 

Quellen:

Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz, ICD-10 BMSGPK 2022 – Systematisches Verzeichnis, Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme, 10. Revision – BMSGPK-Version 2022+ (1. Jänner 2022)

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM), Müdigkeit, S3-Leitlinie, AWMF-Register-Nr. 053-002 DEGAM-Leitlinie Nr. 2 (2022) (abgerufen am 15.06.2023)

Alessa Klingebiel, Das unsichtbare Symptom (abgerufen am 15.06.2023)

deutsche-fatigue-gesellschaft.de, Diagnose (abgerufen am 15.06.2023)

Lynn A Burnes, Sandra J Kolker,Jessica F Danielson, Roxanne Y Walder, Kathleen A Sluka, Enhanced muscle fatigue occurs in male but not female ASIC3-/- mice (abgerufen am 15.05.2023)

mecfs.de, Daten & Fakten zu ME/CFS (abgerufen am 15.05.2023)

Global Burden of Disease Long COVID Collaborators, Estimated Global Proportions of Individuals With Persistent Fatigue, Cognitive, and Respiratory Symptom Clusters Following Symptomatic COVID-19 in 2020 and 2021 (abgerufen am 15.05.2023)

apotheken.de, Blutarmut (abgerufen am 15.05.2023)

 

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Tabletten zum Einnehmen. Über Wirkung und mögliche unerwünschte Wirkungen informieren Gebrauchsinformation, Arzt oder Apotheker. Traditionelles pflanzliches Arzneimittel mit Rhodiola rosea-Extrakt zur Anwendung bei geistigen und körperlichen Symptomen von Stress. Die Anwendung beruht ausschließlich auf langjähriger Verwendung.

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