Beinwell
Der Frühblüher Beinwell wird vor allem im Einsatz für den Bewegungsapparat geschätzt. Mit seinen häufig violetten oder weißen Blüten zeigt er sich im April als kraftvolle Heilpflanze, die zu schmerzlindernden Salben verarbeitet werden kann.
Schon seit dem alten Griechenland ist Beinwell (Symphytum officinale) als Heilpflanze bei Knochenbrüchen bekannt. Heute kommt Beinwell unter anderem bei stumpfen Verletzungen wie Verstauchungen, Prellungen oder Zerrungen zum Einsatz, weshalb er bei Sportler:innen sehr beliebt ist. Beinwell wird in Salbenform zur äußerlichen Anwendung zubereitet. Von der Arzneipflanze Beinwell werden dazu die Wurzel und die getrockneten Blätter verwendet. Beinwellwurzel und Beinwellkraut sind als traditionelles pflanzliches Arzneimittel zur äußerlichen Anwendung bei schmerzhaften Muskel- und Gelenkbeschwerden, Prellungen, Zerrungen, Verstauchungen sowie zur lokalen Durchblutungsförderung zugelassen.
Überblick:
Im folgenden Artikel beantworten wir diese häufig gestellten Fragen zum Beinwell und befassen uns mit seiner Auswirkung auf den menschlichen Körper.
- Wie sieht die Pflanze Beinwell aus?
- Wie wird Beinwell angewendet?
- Welche Inhaltsstoffe hat Beinwell?
- Gefahren und Nebenwirkungen von Beinwell?
Merkmale von Beinwell
Der Beinwell gehört zur Familie der Raublattgewächse (Boraginaceae) und ist in Europa und Asien weit verbreitet. Die Heilpflanze stammt ursprünglich aus Westasien, verbreitete sich aber aufgrund ihrer Heilwirkung schnell auf der ganzen Welt. Anzutreffen ist sie besonders in feuchten, sonnigen bis halbschattigen Gebieten mit hohem Stickstoffgehalt im Boden, beispielsweise feuchte Wiesen, Weg- und Waldränder, Ufer, Moorwiesen und Auenwälder. Beinwell wächst in Gebieten mit einer Höhenlage von bis zu 1.000 Metern.
Wuchshöhe | 50 cm – 100 cm |
Wurzelstock | kurzer Erdstock, 1 cm – 2,5 cm dicke Wurzeln, in etwa 30 cm lange Pfahlwurzel |
Blüten | dunkelviolette, lila, gelbe oder weiße 1 cm – 2 cm lange glockenartige Röhren |
Blätter | wechselständig, lang zugespitzt, behaart, bis 25 cm lang |
Früchte | 3 mm – 4 mm lange, schief eiförmige Klausenfrüchte |
Anwendungsbereiche
Anhand der Namen „Beinwell“ bzw. „Symphytum“ und deren Herkunft lassen sich schon Vermutungen über den Anwendungsbereich aufstellen:
- Beinwell setzt sich aus den altdeutschen Wörtern „Gebein“ (= Knochen) und „wallen“ (= zusammenwachsen) zusammen
- Symphytum ist der wissenschaftliche Name der Pflanze und leitet sich vom griechischen Wort „symphytos“ (= zusammenwachsen) ab.
Äußerliche Anwendung: wundheilend und schmerzlindernd
Der erste und auch älteste Anwendungsbereich, der sich bereits aus dem Namen ableiten lässt, ist die unterstützende (komplementäre) Behandlung bei Knochenbrüchen. Während Beinwell keinen Ersatz für einen Gipsverband oder eine Schiene darstellt, trägt er zu einer schnelleren Besserung bei. Er beschleunigt das Zusammenwachsen von Knochen und lindert die Schmerzen.
Bei stumpfen Verletzungen, wie beispielsweise:
- Verstauchungen
- Prellungen
- Zerrungen
- Quetschungen
wirkt Beinwell schmerzlindernd und entzündungshemmend. Bei Gelenk- oder Muskelentzündungen, die etwa bei Rheuma auftreten, wird Beinwell ebenfalls gerne verwendet.
Generell findet Beinwell bei sämtlichen Beschwerden des Bewegungsapparats Anwendung, wie z.B. bei einer:
- Verspannung
- Verrenkung
Auch bei einer vorwiegend verschleißbedingten Erkrankung wie der Arthrose wird die Heilpflanze erwähnt.
Beinwell kann auch zur Heilung von Verbrennungen beitragen. Ebenso findet er bei Hautbeschwerden Einsatz, wie beispielsweise:
- Ausschlag
- Insektenstiche
- Akne
- Schuppenflechte (Psoriasis)
Schwerwiegendere Krankheiten wie Rheuma, Arthrose oder Schuppenflechte sollten immer in Absprache mit einem Arzt behandelt werden und Beinwell wird hier als komplementäre Behandlungsmethode verwendet.
Auch zur Wundbehandlung bei kleineren Hautverletzungen wie Schürfwunden kann Beinwell verwendet werden. Allerdings wird hiervon meist abgeraten, da die Heilpflanze aufgrund ihrer Inhaltsstoffe in diesem Fall auch Risiken mit sich bringt.
Bevor wir uns weitere Anwendungsbereiche von Beinwell ansehen, ist es wichtig, sich zuvor mit den Inhaltsstoffen sowie den daraus resultierenden Nebenwirkungen vertraut zu machen.
Inhaltsstoffe
Während der Beinwell eine große Menge an verschiedenen Inhaltsstoffen aufweist, sind drei Stoffe für dessen Verwendung als Heilpflanze besonders wichtig:
- Allantoin:
Das Allantoin ist der wichtigste Inhaltsstoff hinsichtlich der medizinischen Anwendung von Beinwell. Es wirkt reizlindernd und trägt zur Wundheilung bei. Des Weiteren wirkt es pflegend und hydratisierend auf die Haut.
- Cholin:
Cholin fördert die Durchblutung und vermindert den Austritt von Gewebsflüssigkeit. - Pyrrolizidinalkaloide:
Diese Stoffe sind häufig in der Familie der Raublattgewächse enthalten. Sie sind der Grund dafür, dass von der innerlichen Anwendung von Beinwell abgeraten wird. Pyrrolizidinalkaloide sind bei der Einnahme in größeren Mengen oder über einen längeren Zeitraum hinweg gesundheitsschädigend. Insbesondere die Leber ist hiervon stark betroffen. Ebenso wirken sie krebserregend.
Weitere Inhaltsstoffe des Beinwells sind:
- Gerbstoffe
- Schleimstoffe
- Rosmarinsäure
- Kieselsäure
- Ätherisches Öl
- Harz
- Asparagin
- Flavonoide
Gefahren von Beinwell: innerliche Anwendung
Aufgrund der leberschädigenden Pyrrolizidinalkaloide wird nach Möglichkeit von einer innerlichen Anwendung des Beinwells abgeraten. Es gibt eine Vielzahl an anderen Heilpflanzen, welche die innerlichen Anwendungsbereiche ebenso abdecken und ein geringeres Gesundheitsrisiko mit sich bringen. Allerdings können die Vorteile in manchen Fällen auch die Nachteile überwiegen. Hier gilt der Grundsatz: „Die Dosis macht das Gift.“ Bei seltener Anwendung in geringen Dosen ist das Gesundheitsrisiko gering.
Während der Schwangerschaft oder der Stillzeit sollte auf eine innerliche Anwendung gänzlich verzichtet werden.
Innerliche Anwendung: nicht sicher
Beinwell wurde früher als Heilmittel bei Husten oder Verdauungsproblemen, wie z.B. Durchfall in Form von Tee oder einer Tinktur verabreicht. Auch in der Küche als Gewürz oder zu Spinat verarbeitet war Beinwell beliebt. Aufgrund der Erkenntnisse zu den leberschädigenden Pyrrolizidinalkaloiden werden heute weitestgehend andere Heilpflanzen verwendet, welche keine Risiken aufweisen, wenn man sie schluckt. Bei Husten kann beispielsweise auf:
- die Kapland-Pelargonie
- Efeu
- Thymian
zurückgegriffen werden.
Bei Verdauungsbeschwerden gibt es gute Alternativen, beispielsweise:
Verabreichungsformen
Vom Beinwell wird zur äußerlichen Verabreichung hauptsächlich dessen Wurzel verwendet. Die Blätter weisen zwar eine ähnliche, aber deutlich schwächere Wirkung auf.
Eine beliebte Form ist die Beinwell-Salbe, welche auf die betroffenen Stellen aufgetragen wird. Ebenso können in Beinwelltinktur getränkte Tücher aufgelegt werden.
Im Kosmetikbereich findet man Beinwell aufgrund der feuchtigkeitsspendenden Wirkung auf die Haut auch als Creme, während Sportler:innen bei Verletzungen oder Beschwerden gerne auch zu einem Beinwell-Gel mit kühlendem Effekt greifen. Weiters kann Beinwell auch als Badezusatz verwendet werden. Beinwell sollte nicht auf geschädigter Haut oder offenen Wunden angewendet werden.
Quelle:
Blaschek, W. (2016). Wichtl – Teedrogen und Phytopharmaka: Ein Handbuch für die Praxis (6. Aufl.). Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart.