Hexenschuss
Eine falsche Bewegung und schon ist es passiert: Ein plötzlich stechender Schmerz fährt in den unteren Rücken (Lendenwirbelsäule). Als Lumbago bezeichnet man das Phänomen medizinisch. Besser bekannt ist es unter dem Wort Hexenschuss. Er grenzt sich allerdings vom Rückenschmerz ab.
Haben Sie sich auch schon mal gefragt, woher eigentlich der Begriff Hexenschuss kommt? Die Antwort findet sich im Mittelalter, als noch der Glaube verbreitet war, dass Schmerzen und Krankheiten durch bestimmte übernatürliche Mächte entstehen würden. So findet man beispielsweise frühneuzeitliche, bildliche Darstellungen, in denen hexenartige Wesen – bewaffnet mit Pfeil und Bogen – einem Menschen mit einen Pfeilschuss Schmerzen im Rücken verpassen. Einen Hexenschuss eben.
Was bei einem Hexenschuss passiert
Heute wissen wir, dass es nicht der unsichtbare Hexenpfeil ist, aufgrund dessen beim umgangssprachlichen Hexenschuss plötzlich stechende Schmerzen einschießen. Viel eher handelt es sich um eine Muskelverhärtung, die aufgrund einer plötzlichen Bewegung – wie bei einer schnellen Drehung oder beim ungeschickten Aufheben eines schweren Gegenstands – auftritt. Medizinisch wird das Problem auch „Lumbago“ genannt. Wichtig zu wissen ist, dass der Fachbegriff Lumbago aber nicht nur den klassischen Hexenschuss meint, sondern unter ihm werden alle degenerativen sowie funktionellen Probleme im Bereich der Lendenwirbelsäule zusammengefasst. Man spricht dabei auch vom Lendenwirbelsyndrom, das nicht nur den Hexenschuss meint, sondern ebenso chronische Rückenschmerzen in dieser Region.
Ursachen von einem Hexenschuss
Fehlbelastung | Durch eine Überbelastung der Wirbelsäule in Folge einer ruckartigen Bewegung oder falscher Körperhaltung |
Muskelverspannung | Verkrampfungen bzw. Verhärtungen im Muskel, die durch verschiedenste Faktoren (körperliche und psychische) ausgelöst werden können |
Bandscheibenvorfall bzw. Vorstufen | Eine schmerzhafte Erkrankung der Wirbelsäule, wo Bandscheiben in den Spinalnerven- oder Rückenmarkskanal drücken |
Degenerative Veränderung | Abnutzungserscheinungen, die durch den natürlichen Alterungsprozess versursacht werden |
Tumor bzw. Erkrankung innerer Organe | Auch organisch bedingte Ursachen, wie Tumorerkrankungen sowie Erkrankungen der inneren Organe, können in seltenen Fällen Auslöser von Beschwerden sein |
Wie gefährlich ist ein Hexenschuss?
Oftmals ist ein Hexenschuss zwar überaus schmerzhaft, allerdings nicht weiter gefährlich, wenn es sich um eine banale Muskelverhärtung handelt. Ein solcher klassischer Hexenschuss, das akute Lendenwirbelsyndrom, entsteht oftmals plötzlich aus einer Bewegung heraus oder beim Sport. Eine wenig ausgeprägte Rückenmuskulatur kann den Hexenschuss also genauso begünstigen wie unzureichende Fitness, Übergewicht oder Haltungsprobleme.
Es gibt allerdings auch weitere Ursachen, die hinter dem Gefühl des Hexenschusses stehen können und die jedenfalls ärztlich abgeklärt werden sollten. Dazu gehören unter anderem:
- Blockaden der Gelenke
- Vorwölbung der Bandscheiben
- Arthrosen
- Bandscheibenvorfall
- Entzündliche Prozesse in den Zwischenwirbelgelenken
- Nierenerkrankungen
Wie äußern sich die Symptome bei einem akuten Hexenschuss
Das Leitsymptom des Hexenschusses ist der plötzlich einsetzende – eben „einschießende“ –, oftmals als stechend beschriebene Schmerz im unteren Rücken. Typischerweise fährt dieser Schmerz ein, wenn man sich aus einer gebückten Haltung wieder aufrichten möchte. Der Schmerz macht es dabei fast unmöglich, sich wieder ganz gerade aufzurichten, weshalb Betroffene oft die klassisch gebeugte Haltung einnehmen. Bis zu einem gewissen Grad ist die Bewegung oftmals eingeschränkt und selbst kleinste Positionsveränderungen können den Schmerz verstärken. Durch die daraus resultierende Schonhaltung, die Betroffene einnehmen, kann es zu weiteren Muskelverspannungen und aufgrund dessen zu Schmerzen in anderen Bereichen des Rückens kommen.
Wie lange dauert ein Hexenschuss?
Der akute Hexenschuss wird in den ersten beiden Tagen oft als besonders schlimm beschrieben. Gelegentlich können Betroffene in dieser Zeit nur im Liegen Schmerzfreiheit erreichen. Im Normalfall bessert sich der akute Hexenschuss aber zumeist schon nach wenigen Tagen. Leichte Bewegungen sind dann wieder möglich – und auch sinnvoll. Betroffene können aber auch noch nach ein bis zwei Wochen bei etwaigen Dreh- oder Bückbewegungen leichte Beschwerden verspüren.
Wann zum Arzt mit einem Hexenschuss?
Bessern sich die Schmerzen nach ein bis zwei Tagen nicht deutlich, sollten Sie einen Arzt zu Rate ziehen, um ernsthafte Ursachen auszuschließen. Jedenfalls rasch ärztliche Hilfe holen sollten Sie jedoch, wenn zu Ihren Schmerzen im unteren Rücken folgende Symptome auftauchen:
- Wenn sich die Schmerzen verschlimmern anstatt bessern.
- Wenn die Schmerzen mit Störungen beim Harnlassen und bei der Darmentleerung einhergehen.
- Wenn die Schmerzen deutlich in die Beine oder in andere Bereiche des Körpers ausstrahlen.
- Wenn sich Ihre Beine taub anfühlen oder gar Lähmungserscheinungen zeigen.
Wie Sie einen Hexenschuss behandeln können
Bei einem klassischen Hexenschuss braucht es leider ein wenig Geduld. Den sobald der Schmerz „eingeschossen“ ist, ist meist sowohl Gehen, Stehen als auch Sitzen eine schmerzhafte Herausforderung für Betroffene. Häufig ist der Schmerz nur im Liegen gut erträglich. Wie oben beschrieben, bessert sich dies bei einem harmlosen Hexenschuss nach ein, zwei Tagen jedoch deutlich. Diese Maßnahmen können Sie dennoch bei einem Hexenschuss unterstützend treffen:
- Schonung: Schonen Sie sich zu Beginn und entlasten Sie Ihren Rücken: Dazu am besten in einer liegenden Position Pölster so unter den Knien stapeln, bis Sie die Knie in einem 90-Grad-Winkel darauf ablegen können. Dabei spricht man auch von der „Stufenlagerung“.
- (Natürliche) Arzneimittel: In der Akutphase können schmerzstillende Mittel eingenommen oder muskelentspannende Medikamente vom Arzt verschrieben werden. Es gibt allerdings auch natürliche Arzneimittel in der Apotheke, die bei einem Hexenschuss hilfreich sind.
- Wärme zur Entspannung: Warme Anwendung unterstützen die Entspannung der Muskeln: Dafür können wärmende Salben, warme Kirschkernkissen, eine Wärmflasche oder Wärmegürtel aus der Apotheke eingesetzt werden.
- Nach der Akutphase sollten Sie sich wieder moderat bewegen. Gehen Sie spazieren oder machen Sie Dehnübungen, um für eine gute Durchblutung zu sorgen und um die Muskulatur wieder zu lockern.