Laktoseintoleranz erkennen und Symptome vermeiden
Immer wieder unerklärliche Bauchschmerzen, Blähungen, Flatulenzen oder auch Durchfall? Grund dafür könnte eine Laktoseintoleranz sein. Woran Sie diese Nahrungsmittelunverträglichkeit erkennen und was Sie dagegen tun können.
Die Laktoseintoleranz gehört zu den Nahrungsmittelunverträglichkeiten und wird auch Milchzuckerunverträglichkeit genannt. Die Unverträglichkeit gegen Milchzucker – also Laktose –, der in Milchprodukten steckt, betrifft in unseren Breiten Schätzungen zufolge zwischen 10 und 20 Prozent der Bevölkerung. Das mag einigen als viel erscheinen, ist dabei allerdings im internationalen Vergleich eine relativ niedrige Zahl. Denn dass viele Menschen überhaupt Laktose verdauen können, geht auf eine genetische Mutation zurück, die in Zentraleuropa vor tausenden Jahren beim Menschen entstand und es ihm ermöglichte, die dank der Viehzucht neu zur Verfügung stehende Nahrungsquelle Milch auch zu sich nehmen zu können.
Global gesehen tragen diese Genveränderung allerdings insgesamt weniger Menschen in sich als in Nordeuropa. In China und anderen Teilen Asiens sind Menschen, die Milchzucker verdauen können, beispielsweise in der absoluten Minderheit. Nahezu 100 Prozent der Bevölkerung sind in dieser Erdregion laktoseintolerant.
Was ist eine Laktoseintoleranz?
Damit wir Menschen Laktose überhaupt aufspalten können, braucht es ein bestimmtes Enzym: die Laktase. Ohne dieses Enzym, mit dem der Milchzucker in bestimmte Einzelzucker gespalten wird, kann die Laktose nicht über die Darmschleimhaut aufgenommen werden. Ist ein Mensch laktoseintolerant, fehlt die Laktase jedoch zum Teil oder zur Gänze. Dadurch kann der Milchzucker nicht verwertet werden. Aus diesem Grund werden laktosehaltige Produkte von laktoseintoleranten Menschen nicht vertragen und führen zu den typischen Symptomen, die weiter unten aufgelistet sind. Der Mangel an Laktase ist bei von Laktoseintoleranz Betroffenen allerdings nicht unbedingt im gleichen Maße ausgeprägt. So produzieren manche Menschen noch eine bestimmte Menge des Enzyms, wodurch Beschwerden bei der Zufuhr gewisser Mengen an Milchzucker nicht so ausgeprägt sind, wie bei Betroffenen, bei denen das Enzym fast gar nicht mehr vom Körper produziert wird.
Anzeichen und Symptome: So wirkt sich die Laktoseintoleranz aus
Kann der Milchzucker im Dünndarm nicht oder nur unzureichend verdaut werden, gelangt die Laktose in den Dickdarm, wo sie von Bakterien abgebaut wird. Im Zuge dieses Prozesses entstehen unter anderem sowohl Milch- und Essigsäure als auch Gase im Darm. Diese sogenannten Abfallprodukte im Dickdarm sind es auch, die die folgenden typischen, aber oft sehr unterschiedlich ausgeprägten Anzeichen und Symptome einer Laktoseintoleranz auslösen:
Völlegefühl | Ein typisches Symptom der Laktoseintoleranz ist das Völlegefühl. |
Übelkeit | Menschen mit Laktoseintoleranz können auf Milchzucker mit Übelkeit bis hin zum Erbrechen reagieren. |
Schmerzen | Je nach Ausprägung der Laktoseintoleranz können beim Verzehr von Laktose bisweilen heftige Bauchschmerzen auftreten. |
Blähungen | Blähungen, die einen ausgeprägten Blähbauch verursachen können, gehören ebenso zu den Symptomen der Laktoseintoleranz. |
Geräusche | Betroffene von einer Milchzuckerunverträglichkeit beschreiben häufig auch sehr laute Magen- und Darmgeräusche nach dem Verzehr laktosehaltiger Lebensmittel. |
Durchfall und Verstopfung | Durch die Abfallstoffe, die im Dickdarm bei einer Laktoseunverträglichkeit entstehen, kann es auch zu Durchfall kommen. Ebenso wird Verstopfung als Symptom beschrieben. |
Flatulenzen | Der im Alltag oft unangenehme Abgang von Darmwinden, also Flatulenzen, ist ebenso ein mögliches, mit der Milchzuckerintoleranz einhergehendes Symptom. |
Gelegentlich werden von Betroffenen auch gänzlich untypische Symptome beschrieben, mit denen sie auf die Milchzuckeraufnahme reagieren. Dazu gehören beispielsweise Schlafprobleme oder Schwindel.
Wie entsteht eine Laktoseintoleranz?
Dass die in den Schleimzellen des Dünndarms produzierte Laktase bei Laktoseintoleranten nicht oder zu wenig vorhanden ist, kann aufgrund unterschiedlicher Entstehungsgeschichten der Fall sein. Darum unterscheidet man in der Fachsprache zwischen der primären, der sekundären und auch der angeborenen Laktoseintoleranz.
Primäre Laktoseintoleranz
Die primäre Laktoseintoleranz kann vererbt werden und gilt als die häufigste Form der Laktoseintoleranz. Babys, die noch gestillt werden, haben oft noch eine besonders hohe Laktasemenge, damit die Muttermilch ideal vertragen werden kann. Anders sieht es gelegentlich bei zu früh geborenen Kindern aus, bei denen die Produktion des für die Milchzuckerverdauung so wichtigen Enzyms aber noch nachreifen kann. Nach der Stillzeit beginnt bei der erblich bedingten, primären Laktoseintoleranz die Abnahme der Laktase. Dies ist in einigen Fällen ein langfristiger Prozess, der erst nach einigen Jahren zu einer Laktoseintoleranz mit deutlichen Symptomen führt.
Sekundäre Laktoseintoleranz
Eine Laktoseintoleranz kann auch erworben werden, etwa durch eine Schädigung der Dünndarmschleimhaut. In diesem Fall spricht man von der sogenannten sekundären Laktoseintoleranz, die sich auch wieder zurückbilden kann, wenn die Schleimhaut heilt. Zu dieser Schädigung können beispielsweise Medikamente oder bestimmte Darmerkrankungen genauso führen, wie Infektionen des Magen-Darm-Traktes oder auch andere Unverträglichkeiten.
Angeborene (kongenitale) Laktoseintoleranz
Eine sehr seltene Form der Laktoseintoleranz ist die sogenannte kongenitale Milchzuckerunverträglichkeit. Man spricht von ihr, wenn die Laktoseintoleranz aufgrund eines Gendefekts angeboren ist, wodurch Säuglinge nicht mehr gestillt werden können. Die Babys reagieren durch das gänzliche Fehlen des Enzyms unmittelbar mit Durchfällen auf die Muttermilch, weshalb aufgrund der entstehenden Beschwerden und Dehydrierungsgefahr nur auf eine gänzlich laktosefreie Ernährung umgestellt werden kann.
So wird eine Laktoseintoleranz festgestellt
Wenn Sie das Gefühl haben, dass die oben geschilderten Symptome bei Ihnen auf eine Laktoseintoleranz hindeuten können, gibt es verschiedene Möglichkeiten und Testverfahren, mit denen Sie Gewissheit über eine eventuelle Milchzuckerunverträglichkeit erhalten:
- Diät-Test: Diesen Test können Sie selbst ganz einfach durchführen. Achten Sie zumindest eine Woche lang sehr bewusst auf Ihre Ernährung. Dazu gehört auch, Fertigprodukte auf ihren Milchzuckergehalt zu überprüfen. Verzichten Sie in dieser Woche völlig auf Lebensmittel, die Laktose enthalten. Wenn Sie im Gegensatz zu anderen Ernährungsphasen in dieser Diät-Phase keinerlei Symptome bemerken, könnte das ein Hinweis auf eine Laktoseintoleranz sein.
- Provokationstest: Bei diesem Laktosetoleranztest wird von Patientinnen und Patienten aktiv im Rahmen einer ärztlichen Blutuntersuchung Milchzucker in flüssiger Form aufgenommen. Durch die Veränderungen im Blutzuckerspiegel, der in bestimmten zeitlichen Abständen bei der Untersuchung gemessen wird, kann der Arzt oder die Ärztin eine Laktoseintoleranz diagnostizieren.
- Wasserstoffatemtest: Bei diesem auch H2-Atemtest genannten Verfahren wird die Atemluft der oder des vermutlich Betroffenen auf ein bestimmtes Gas untersucht, das bei einer Laktoseintoleranz von Darmbakterien produziert wird. Die Atemluft wird im Rahmen dieser Testung meist mehrmals im Abstand von etwa einer halben Stunde nach der Zufuhr bestimmter Mengen an Laktose gemessen.
- Expositionstest: Für dieses Verfahren müssen sich Betroffene einige Tage lang laktosefrei ernähren. Im Zuge der Testung wird dann Milchzucker getrunken, der dafür in Wasser aufgelöst wurde. Sollten im Anschluss daran die charakteristischen Beschwerden auftreten, kann eine Milchzuckerunverträglichkeit als wahrscheinlich gelten.
- Sonstiges: Mittlerweile gibt es auch bestimmte Gentests, mit denen durch eine Blutprobe der Verdacht auf eine Unerträglichkeit von Laktose erhärtet werden kann. Gelegentlich kann auch eine Biopsie des Dünndarmgewebes zur Beantwortung von Fragen zur Laktoseunverträglichkeit herangezogen werden.
Behandlung der Laktoseintoleranz
Die Behandlung der Laktoseintoleranz richtet sich nach der Ausprägung der Milchzuckerunverträglichkeit. Das bedeutet, dass bereits eine laktosereduzierte Ernährung bei einigen Betroffenen zu einer deutlichen Verbesserung der Symptome führen kann, während es bei anderen eine gänzlich laktosefreie Diät benötigt, um frei von Beschwerden zu sein. Laktosefrei heißt in diesem Fall, dass Betroffene nicht mehr als ein Gramm Laktose pro Tag zu sich nehmen sollten. Eine solche laktosefreie Ernährung ist im Alltag für manche Betroffene nicht immer umsetzbar, etwa wenn man an Essenseinladungen oder Grillfeiern denkt und dabei im Blick hat, dass wir im Durchschnitt bis zu 30 Gramm Milchzucker pro Tag konsumieren, wenn wir nicht bewusst auf eine laktosereduzierte Ernährung achten. Glücklicherweise gibt es für solche Fälle die Möglichkeit, Tabletten vor dem Essen einzunehmen, mit denen dem Körper Laktase zugeführt werden kann. So kann trotz des Verzehrs von laktosehaltigen Produkten den anschließenden Beschwerden vorgebeugt werden.
Auf diese Lebensmittel sollten Sie bei Laktoseintoleranz verzichten
Zu den Produkten, auf die Sie bei einer Milchzuckerunverträglichkeit verzichten sollten, bzw. die Sie vor dem Verzehr auf ihren Laktosegehalt überprüfen sollten, gehören beispielsweise:
- Milch
- Margarine
- Milchschokolade
- Mehlspeisen
- Molkepulver
- Eiscreme
- Gewürzmischungen
- Fertiggerichte
- Schmelzkäse
- Dressings
- Kondensmilch
- Gemüse- und Fischkonserven
Laktoseintoleranz: Das können Sie bedenkenlos essen und trinken
Produkte, die als prinzipiell laktosefrei gelten, können Sie bei Milchzuckerunverträglichkeit bedenkenlos zu sich nehmen. Lebensmittel, die auf 100 Gramm weniger als 0,1 Gramm Laktose enthalten, gelten gemeinhin als laktosefrei. Dazu zählt zum Beispiel auch Parmesan oder Butterschmalz.
Kalzium-Mangel aufgrund von Laktoseintoleranz?
Ist Ihnen auch schon aufgefallen, dass einige laktosefreie Varianten von Lebensmitteln, die eigentlich Milchzucker enthalten (beispielsweise laktosefreie Milch), extra mit Kalzium angereichert sind? Das liegt daran, dass durch eine unachtsame, laktosefreie Ernährung das Risiko für einen Kalziummangel steigt. Wichtig ist bei einer laktosefreien Ernährung, dass Sie also auf eine ausreichende Kalziumzufuhr durch die Aufnahme von Speisen achten, die einen hohen Kalziumgehalt haben. Dazu gehören bestimmte Gemüsesorten wie Brokkoli und Spinat. Aber auch Kokosflocken, Sesam und bestimmte Mineralwässer sind reich an Kalzium.
Zusammenfassung: Kurzübersicht Laktoseintoleranz
Die wichtigsten Fakten zur Laktoseintoleranz finden Sie hier noch einmal übersichtlich zusammengefasst:
- Dass wir als Erwachsene in unseren Breiten Milchzucker überhaupt verdauen können, geht auf eine Genveränderung vor tausenden Jahren zurück.
- Global gesehen sind mehr Menschen laktoseintolerant als es Menschen gibt, die Milchzucker verdauen können.
- Bei Laktoseintoleranten fehlt das Enzym Laktase, mit dem der Milchzucker im Dünndarm aufgeschlüsselt wird.
- Durch das fehlende Enzym entstehend die typischen Symptome wie Völlegefühl, Blähungen, Bauchschmerzen oder Durchfall.
- Es gibt eine genetisch bedingte, eine erworbene und auch eine angeborene Laktoseintoleranz.
- Die Laktoseintoleranz wird mit verschiedenen Testverfahren festgestellt. Dazu gehören der Diät-Test, der Provokationstest oder auch der Expositionstest.
- Die Behandlung der Laktoseintoleranz liegt zumeist in einer laktosefreien oder zumindest laktosearmen Ernährung der Betroffenen.
- Bei laktosearmer Ernährung muss auf die bewusste Zufuhr von Kalzium aus anderen Quellen geachtet werden.
Quelle: Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz, Laktoseintoleranz, (zuletzt abgerufen am 08.07.21)