
Vitamin A: Aufgabe, Bedarf und Mangel
Vitamin A ist für unsere Knochen, Augen und die Haut unerlässlich. Vorstufen des Vitamins sind in Lebensmitteln wie Gemüse enthalten. Das vorgebildete Vitamin A findet sich jedoch ausschließlich in tierischen Produkten.
Vitamin A – © Canva
Vitamin A gehört zu den fettlöslichen Vitaminen. Es spielt eine zentrale Rolle für unsere Sehkraft, für die Knochen, Zähne, das Immunsystem und auch für unsere Haut. Die wesentliche Aufgabe von Vitamin A besteht darin, das Wachstum von Zellen zu steuern. Das Vitamin A ist somit auch schon für die Entwicklung von Babys im Bauch der Mutter von großer Bedeutung.
Überblick Vitamin A
In diesem Artikel beantworten wir folgende Fragen rund um das Vitamin A:
- Was ist Vitamin A?
- Wofür ist Vitamin A gut?
- Worin ist Vitamin A enthalten?
- In welchem Obst ist Vitamin A?
- Wie hoch ist der Referenzwert von Vitamin A?
- Wie zeigt sich ein Vitamin A-Mangel?
- Welche Ursachen hat ein Vitamin A-Mangel?
- Wie stellt man die Vitamin A-Versorgung sicher?
Was ist Vitamin A?
Vitamin A ist ein lebenswichtiger, fettlöslicher Nährstoff, der unter anderem für gutes Sehen, ein starkes Immunsystem und eine gesunde Zellentwicklung wichtig ist. Die zentrale Wirkform ist das Retinol. Es kann im Körper gespeichert oder in andere Wirkformen umgewandelt werden. Vorgebildetes Vitamin A kommt nur in tierischen Lebensmitteln vor, während pflanzliche Lebensmittel Provitamin-A-Carotinoide wie Beta-Carotin enthalten, die im Körper in Vitamin A umgewandelt werden können. Besonders bei vegetarischer und veganer Ernährung spielen diese pflanzlichen Vorstufen eine wichtige Rolle. Genau genommen ist Vitamin A eine Verbindungsgruppe, die im Körper ähnlich wirkt. Dazu gehören folgende Verbindungen:
- Retinol
- Retinal
- Retinsäuren
- Retinylester
- 3-Dehydroretinol
Welche Aufgaben hat Vitamin A?
Vitamin A spielt bereits ab der Embryonalentwicklung des Menschen eine besonders wichtige Rolle. Bereits in einem frühen Stadium regelt das Vitamin die Entwicklung von Organen, Geweben und des menschlichen Skelettsystems. Das ist auch der Grund, warum eine zu hohe oder zu geringe Zufuhr des Vitamins bei Ungeborenen zu Problemen bei der Entwicklung des Babys führen kann. Auch an anderen Faktoren der Fortpflanzung ist das Vitamin A beteiligt: Es wirkt an der Testosteronentwicklung und an der Samenzellenreifung und beim Mutterkuchenaufbau mit.
Vitamin A steuert überdies das Wachstum und die Entwicklung von Zellen. Das Vitamin kann Zellen entweder zum Wachsen anregen oder deren Wachstum bremsen, je nachdem, was der Körper gerade braucht. Außerdem hilft es dabei, dass sich Zellen richtig entwickeln – etwa in der Haut oder in den Schleimhäuten der Atemwege. Besonders wichtig ist Vitamin A also für die gesunde Entwicklung von
- Knochen
- Knorpeln
- Zähnen
- Haaren
- Augen
- Geschlechtszellen
- Immunsystem
Im Folgenden gehen wir auf einige Aspekte noch etwas genauer ein.
Vitamin A und das Sehen
Für das Sehen bei schwachem Licht braucht unser Auge ein spezielles Sehpigment namens Rhodopsin. Vitamin A ist ein Teil von diesem Stoff, der sich in der Netzhaut befindet. Damit wir Hell von Dunkel unterscheiden können und damit unsere Netzhaut richtig funktioniert, brauchen wir Vitamin A.
Vitamin A und die Haut
In Form von Retinol findet sich Vitamin A als Inhaltsstoff in vielen Hautpflegeprodukten. Der Grund: Das Vitamin ist unverzichtbar für eine gesunde Hautentwicklung und damit auch für die Funktion unserer Schleimhäute. Vitamin A spielt daher auch eine Rolle für die Aufrechterhaltung der normalen Funktion unserer Atemwegsschleimhäute oder der Schleimhaut im Darm.
Vitamin A und das Immunsystem
Vitamin A beeinflusst auch unser Immunsystem, indem es unter anderem dabei hilft, die Haut und die Schleimhäute in den Atemwegen, im Verdauungstrakt und in den Harnwegen gesund zu halten. Eine intakte Schleimhaut wirkt wie eine natürliche Barriere gegen Krankheitserreger. Außerdem unterstützt Vitamin A die Bildung von Antikörpern und aktiviert wichtige Immunzellen (T-Lymphozyten), die für die Abwehr von Viren oder Bakterien entscheidend sind.
Antioxidative Wirkung von Vitamin A
Carotinoide, eine Vorstufe von Vitamin A, gelten als Antioxidantien. Dem Beta-Carotin werden also antioxidative Eigenschaften zugesprochen. Das bedeutet, dass freie Radikale damit entschärft werden können und dadurch möglicherweise auch das Krebsrisiko gesenkt werden könnte.
Worin ist Vitamin A enthalten?
Vitamin A- Hauptlieferanten
Diese Lebensmittel liefern vergleichsweise hohe Mengen an Vitamin A:
- Tierische Leber (und daraus hergestellte Produkte)
- Eier
- Milch
- Camembert
- Aal
Vitamin A in pflanzlichen Lebensmitteln
Als Faustregel gilt, dass in besonders intensiv gefärbtem Gemüse auch relevante Mengen des Provitamins Beta‑Carotin stecken. Gute Lieferanten sind:
- Karotten
- Süßkartoffeln
- Grüne Bohnen
- Brokkoli
- Kürbis
- Spinat
- Paprika
- Honigmelone
- Mango
- Marille
Da es sich bei Vitamin A um ein fettlösliches Vitamin handelt, ist es besonders bei einer pflanzlichen Ernährung ratsam, den Verzehr mit Fett, z. B. etwas Öl, zu kombinieren. So können Carotinoide besser verwertet werden.
Referenzwert: Wie viel Vitamin A brauchen wir?
Damit Sie sich die Mengenangaben von Vitamin A besser vorstellen können, hier ein paar Beispiele mit Nahrungsmitteln: 150 g Spinat (tiefgefroren, gegart) liefern 661 µg Vitamin A, 150 g gegarte Karotte liegt bei einem Gehalt von 1.175 µg und 30 g Kalbsleberwurst enthalten etwa 1.980 µg.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) und die Österreichische Gesellschaft für Ernährung (ÖGE) – kurz DGE/ÖGE – gibt regelmäßige wissenschaftliche Empfehlungen zu den Richtwerten für eine vollwertige Ernährung ab. Retinol und Carotinoide sind unterschiedlich wirksam und werden in Äquivalente umgerechnet, um vergleichbare Werte zu schaffen. Für Frauen wird im Durchschnitt ein täglicher Bedarf von 700 µg (Mikrogramm) an Vitamin A (Retinoläquivalent) angegeben. Die tägliche Vitamin A-Referenzmenge für Männer liegt bei 850 µg laut dieser Empfehlung.
Sieht man sich die Referenzwerte für Vitamin A nach Altersgruppen an, ergibt sich das folgende Bild:
Alter | Empfohlene tägliche Menge an Vitamin A |
7 bis 11 Monate | 250 – 500 µg |
1 bis 2 Jahr | 250 – 400 µg |
3 bis 9 Jahre | 300 – 400 µg |
10 bis 17 Jahre | 600 – 750 µg |
> 18 Jahre | 750 – 800 µg |
Die Referenzwerte für Altersgruppen unter 18 Jahre sind Empfehlungen von unterschiedlichen, oft auch länderspezifischen Organisationen. Dabei variieren die Altersgruppen, die Geschlechter und die Benennung der empfohlenen Zahl (PRI – population reference intake / UL – tolerable upper intake level). Eine Harmonisierung innerhalb der EU wird angestrebt, es existieren allerdings mehrere Empfehlungen. Für Österreich gilt bei Erwachsenen allgemein die Referenzmenge von 800 µg/Tag, laut Anhang XIII der EU-Verordnung 1169/2011.
Wann ist der Bedarf an Vitamin A erhöht?
In der Schwangerschaft sowie in der Stillzeit haben Frauen einen erhöhten Bedarf an bestimmen Vitalstoffen. Das gilt auch für Vitamin A. Der Referenzwert liegt für schwangere Frauen bei 800 µg täglich und in der Stillzeit bei 1.300 µg Vitamin A pro Tag. Insbesondere bei vegetarischer sowie veganer Ernährung sollte darauf geachtet werden. Eine ausreichende Zufuhr ist auch bei pflanzlichen Ernährungsweisen möglich. Mit 150 g gegarter Karotte (1.175 µg), 150 gegartem Kürbis (73 µg) und 12 g Rapsöl (33 µg) werden beispielsweise knapp 1.300 µg Vitamin A zugeführt.
Wie zeigt sich ein Mangel von Vitamin A?
Ein Vitamin A Mangel ist in unseren Breiten sehr selten und tritt ernährungsbedingt nur durch extrem einseitige Ernährung auf. Er kann allerdings erhebliche Folgen haben, da Vitamin A an so vielen verschiedenen Funktionen des Körpers beteiligt ist. Ein Vitamin A-Mangel zeigt sich beispielsweise durch:
- Vermindertes Sehvermögen in der Dämmerung
- Nachtblindheit
- Trockene Tränendrüsen
- Ausgetrocknete Bindehaut der Augen
- Bildung von Geschwüren der Hornhaut
- Erblindung (bei langem Bestehen des Mangels)
- Appetitlosigkeit
- Trockene Schleimhäute
- Verhornte Haut
- Muskelschwäche
- Wachstumsverzögerung bei Kindern
- Infektanfälligkeit
Ursachen von Vitamin-A-Mangel
Ein Vitamin-A-Mangel aufgrund erschöpfter Vitamin-A-Speicher im Körper durch unzureichende Zufuhr von entsprechenden Nahrungsmitteln gilt als sogenannter primärer Mangel, der in Industrieländern nur sehr selten vorkommt. In Entwicklungsländern sieht die Sache anders aus. Dort ist ein Mangel an Vitamin A sogar der häufigste Grund für die Erblindung von Kindern und mitverantwortlich für erhöhte Sterblichkeit in Kindesalter.
Ein sekundärer Vitamin A-Mangel kann durch chronische Erkrankungen – insbesondere jenen, die den Fettstoffwechsel beeinflussen – auftreten. Zu diesen Krankheiten gehören:
- Chronisch entzündliche Darmerkrankungen
- Lebererkrankungen
- Störungen der Bauchspeicheldrüse
- Erkrankungen der Nieren
- Alkoholabhängigkeit
Wie kann man eine ausreichende Vitamin A-Versorgung sicherstellen?
Mit einer grundsätzlich ausgewogenen Ernährung, die vielfältig und reich an Gemüse- sowie Obstsorten mit hohem Gehalt an Vitamin A ist, ist im Normalfall eine ausreichende Zufuhr des lebenswichtigen Vitamins sichergestellt. In Industrieländern ist ein ernährungsbedingter Vitamin A-Mangel äußerst selten und nur durch eine extreme Form der einseitigen Ernährung zu erwerben.
Überdosis: Kann man zu viel Vitamin A zuführen?
Sofern man nicht langfristig Leber oder Wurstprodukte aus Leber im Übermaß verzehrt, ist es nur sehr schwer möglich, Vitamin A über die Nahrung überzudosieren. Den exzessiven Verzehr von Lebensmittel mit hohem Vitamin-A-Anteil sollten allerdings vor allem Schwangere vermeiden. Im ersten Trimester kann eine zu hohe Aufnahme von Vitamin A zu embryonalen Fehlbildungen führen.
Vorsicht ist auch bei der Zufuhr von Vitamin A über Nahrungsergänzungsmittel geboten. Eine unsachgemäße Anwendung und zu hohe Dosierung von Vitamin-A-haltigen Präparaten können zu einer Überdosis Vitamin A führen. Symptome der Vitamin-A-Intoxikation sind beispielsweise:
- Verschwommenes Sehen
- Schmerzen in den Muskeln
- Übelkeit
- Erbrechen
- Kopfschmerzen
- Trockene Haut
- Gerötete Haut
- Brüchige Fingernägel
- Haarausfall
Zusammenfassung Vitamin A
Hier finden Sie eine Übersicht der wichtigsten Punkte zu Vitamin A:
Funktion Vitamin A |
Wichtig für Sehkraft, Haut, Knochen, Immunsystem, Zellentwicklung und Fortpflanzung |
Formen Vitamin A |
Retinol (aktive Form), Provitamin-A-Carotinoide (z. B. Beta-Carotin aus Pflanzen) |
Vorkommen (tierisch) |
Leber, Eier, Milch, Camembert, Aal |
Vorkommen (pflanzlich) |
Karotten, Kürbis, Spinat, Mango, Marille, etc. – enthalten Beta-Carotin (mit Fett gut verwertbar) |
Täglicher Bedarf |
Frauen: 700 µg; Männer: 850 µg; Schwangere: 800 µg; Stillende: 1.300 µg Retinoläquivalent |
Mangel-Symptome |
Nachtblindheit, trockene Augen/Haut, Infektanfälligkeit, Appetitlosigkeit, Wachstumsstörungen (Kinder) |
Mangel-Ursachen |
Primär: einseitige Ernährung (selten in Industrieländern); Sekundär: Erkrankungen (Darm, Leber, Niere, Alkoholismus) |
Überversorgung |
Selten durch Nahrung – Symptome: Übelkeit, Kopfschmerzen, trockene Haut, Haarausfall, Fehlbildungen in Schwangerschaft |
Hinweise |
In Schwangerschaft vorsichtig mit zu viel tierischem Vitamin A |
Aktualisiert: 18.06.2025
Autoren: Redaktionsteam Schwabe Austria
Disclaimer:
Die Informationen auf dieser Website sind keinesfalls ein Ersatz für den persönlichen Besuch bei Arzt, Apotheker oder anderen medizinischen Fachpersonen. Die Gesundheitsartikel sind als Impulse zu verstehen, mit dem Ziel, sich näher mit Themen der eigenen Gesundheit auseinanderzusetzen und entsprechende Unterstützung zu suchen.
Quellen:
DocMedicus, Vitamin A – Funktionen, https://www.vitalstoff-lexikon.de/VitamineA-C-D-E-K/Vitamin-A/Funktionen
Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz, Vitamin A, https://www.gesundheit.gv.at/leben/ernaehrung/vitamine-mineralstoffe/fettloesliche-vitamine/vitamin-a.html
Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz, DGE/ÖGE-Referenzwerte, https://www.gesundheit.gv.at/lexikon/D/dach-referenzwerte1.html
Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V., Vitamin A, https://www.dge.de/gesunde-ernaehrung/faq/ausgewaehlte-fragen-und-antworten-zu-vitamin-a/#c3518
Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V., Referenzwert Vitamin A, https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/vitamin-a/
DocChek Flexicon, Vitamin A, https://flexikon.doccheck.com/de/Vitamin_A
Dietary Reference Values for the EU: DRV Finder