Was ist Demenz?
Bei einer Demenz nimmt die Merkfähigkeit bei Betroffenen ab. Vergesslichkeit bis hin zu Orientierungsprobleme können erste Symptome von Demenz sein. Dabei gibt es drei Grade, in die sich das Fortscheiten von Demenz unterteilt. Demenz hat viele Formen, die beiden häufigsten sind Alzheimer und Vaskuläre Demenz. Was Demenz genau ist, welche Symptome auftreten und welche Rolle Ginkgo oder die Validation bei Demenz spielen kann.
Sich irgendwann an gar nichts mehr erinnern können, nicht mehr man selbst sein. Den Alltag ohne fremde Hilfe nicht mehr bewältigen können. Die Sorge, dement zu werden, kann vor allem bei älteren Menschen groß werden. Aber auch für Angehörige ist die Diagnose oft schwer: Was, wenn mich meine Mutter nicht mehr erkennt? Was, wenn ich meinen Partner nicht mehr alleine zu Hause lassen kann?
Demenz einfach erklärt – © burdun/stock.adobe.com
Was genau versteht man unter Demenz?
Einfach erklärt, versteht man unter der Demenz, dass die Gehirnleistung aufgrund von fortschreitenden Alterungsprozessen im Gehirn und/oder aufgrund einer chronisch gestörten Blutzufuhr nachlässt. Eine gewisse Form der Vergesslichkeit im Alter bedeutet dabei noch nicht automatisch, dement zu sein, denn dass die Gehirnzellen mit zunehmendem Alter prinzipiell abnehmen, ist ein normaler Prozess, der mit dem Älterwerden einhergeht. Bei der Demenz handelt es sich also nicht um den natürlichen Alterungsprozess des Gehirns, sondern um eine degenerative oder krankhafte Veränderung, bei der die Gehirnzellen deutlich schneller absterben als es dem normalen Verlauf entsprechen würde.
Wer von der Demenz betroffen ist
Demenz betrifft immer mehr Menschen. Das liegt auch daran, dass wir Menschen heute immer älter werden und die Demenz vorwiegend ältere Menschen betrifft. Im Österreichischen Demenzbericht aus dem Jahr 2015 schätzt man, dass derzeit bis zu 130.000 Menschen in Österreich demenzkrank sind. Frauen haben dabei ein höheres Demenzrisiko als Männer. Genauer aufgeschlüsselt heißt das in den Zahlen des Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz: Von 1000 Frauen zwischen 65 und 69 Jahren sind 7 von Demenz betroffen, während es in dieser Altersgruppe bei 1000 Männern nur auf 6 Demenzerkrankte kommt. Mit zunehmendem Alter steigt das Demenzrisiko erheblich an. Bei den 85- bis 89-Jährigen sind bereits 140 von 1000 Frauen dement. Bei 1000 Männern derselben Altersgruppe sind 90 von der Erkrankung betroffen.
Welche Formen der Demenz gibt es?
Die beiden häufigsten Demenzformen sind:
- Alzheimer-Demenz
- Vaskuläre Demenz
Alzheimer
Die mit Abstand häufigste Form der Demenz ist die Alzheimer-Demenz. 60 bis 80 Prozent aller Demenzerkrankungen fallen auf diese Form zurück. Es handelt sich dabei um eine Demenzform, bei der unaufhörlich Gehirnzellen absterben.
Vaskuläre Demenz
Unter der vaskulären Demenz versteht man eine Durchblutungsstörung im Gehirn. Unsere Blutgefäße versorgen im Normalfall unsere Gehirnzellen. Sind diese Blutgefäße jedoch verengt, so kommt es in den Gehirnzellen zu einem Sauerstoffmangel, wodurch die Zellen letztlich absterben.
Die ersten Anzeichen einer Demenz
Für Laien ist es schwer, eine ganz normale Form der Vergesslichkeit oder Schusseligkeit von ersten Anzeichen der Demenz zu unterscheiden. Wenn Ihnen allerdings folgende Dinge bei Ihnen oder an Menschen in Ihrem Umfeld auffallen, so sollte ein Arzt aufgesucht werden, um eine mögliche Demenz zu diagnostizieren. Mehr zur Diagnose weiter unten.
Vermehrte Schusseligkeit |
Sie betreten einen Raum, wissen nicht, was Sie darin wollten und erinnern sich immer häufiger auch später nicht mehr gut daran? Sie wissen immer öfter nicht, wohin Sie welche Dinge gelegt oder platziert haben? |
Konzentrationsprobleme |
Es fällt Ihnen zunehmend schwer, sich zu konzentrieren. Bei längeren Gesprächen ist es immer schwieriger, zu folgen oder aber Sie wissen am Ende eines Artikels schon gar nicht mehr, worum es darin eigentlich ging. |
Gehäufte Fehler |
Haben Sie in letzter Zeit häufiger etwas vergessen, das sonst selbstverständlich für Sie ist? Das Bett zu machen, Dinge beim Einkauf oder eine Zutat für ein Rezept beim Kochen? |
Orientierungsprobleme |
Ihre Orientierungsfähigkeit hat vor allem in ungewohnten Gebieten nachgelassen, es fällt Ihnen etwa zunehmend schwer, sich zum Beispiel den Weg zurück in Ihr Hotel im Urlaub einzuprägen oder aber Sie finden sich auch in einem Supermarkt nicht mehr so zurecht wie früher. |
Zunehmende Zerstreuung |
Es fällt Ihnen schwerer, einer Tätigkeit durchgängig nachzugehen. Auf die Nachrichten im Fernsehen können Sie sich beispielsweise kaum mehr konzentrieren oder aber Sie fühlen sich auch in anderen Situationen zunehmend zerstreut? |
Verlust von Motivation |
Dinge, die Ihnen früher Spaß gemacht haben, können Sie heute kaum mehr hinter dem Ofen hervorlocken. Es fällt Ihnen schwer, sich auf irgendetwas wirklich zu freuen. Der Schwung ist Ihnen abhanden gekommen. |
Wortfindungsprobleme |
Ihnen fallen immer häufiger die einfachsten Worte nicht ein. Beispielsweise Begriffe für Alltagsgegenstände wie die Fernbedienung. Auch wenn Sie längere Sätze sprechen, merken Sie, dass es Ihnen zunehmend schwer fällt, Ihre Inhalte stringent wiederzugeben. |
Diagnose der Demenz
Wenn sich die in der Tabelle beschriebenen Anzeichen häufen oder Sie sich beginnen, unwohl zu fühlen, sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Auch wenn Sie den Verdacht haben, ein naher Angehöriger könnte von Demenz betroffen sein, sollte ärztlicher Rat hinzugezogen werden. Vor allem, weil laut Österreichischem Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz etwa 75 Prozent aller Demenzerkrankten im familiären Umfeld betreut werden und auch Sie als Angehöriger sich daher über die weitere Prognose der Erkrankung informieren sollten. In der Diagnostik stehen Ärzten folgende Möglichkeiten zur Verfügung:
- Anamnesegespräch
- Uhrentest
- Blutuntersuchungen
- Messen der Gehirnströme mittels EEG
- Sonographie der Gefäße
- Gehirnuntersuchungen im CT oder MRT
- Bestimmte Tests, bei denen der Patient spezielle Fragen beantworten, Zeichnungen erstellen oder Rechenbeispiele lösen muss
- Gewebeproben der Haut und der Muskeln
Wie Demenz eingeteilt wird – 3 Grade
Nach umfangreicher Untersuchung wird eine Diagnose erstellt, bei der eine mögliche Demenz in unterschiedliche Grade eingeteilt wird.
Grad 1: Symptome der leichten Demenz
Ein selbstständiges Leben ist in diesem Stadium noch möglich, allerdings wird die unabhängige Lebensführung bereits beeinflusst. Bei der leichten Demenz zeigen Betroffene folgende Symptome:
- Stimmungsschwankungen
- Tägliche Aufgaben, die sehr komplex sind, bewältigen sie teils nur mehr unzureichend
- Antriebsmangel
- Reizbarkeit
- Depressionen
Grad 2: Symptome der mittelschweren Demenz
In diesem Stadium benötigen Betroffene bereits Hilfe, sie können aber auch noch einige Dinge teilweise selbstständig erledigen und müssen nicht rund um die Uhr betreut werden. Im zweiten Stadium kommen diese Symptome der Demenz hinzu:
- Komplexe Tätigkeiten des alltäglichen Lebens werden nicht mehr angemessen ausgeführt
- Unruhe
- Psychotische Störungen
- Gestörter Tag-Nacht-Rhythmus
- Aggressionen
- Schreien
Grad 3: Symptome der schweren Demenz
Im dritten Stadium der Demenz ist es notwendig, dass der Betroffene in durchgehender Betreuung und Beaufsichtigung ist. Denn in diesem fortgeschrittenen Stadium der Demenz können Betroffene ihre Gedankengänge nicht mehr nachvollziehbar kommunizieren. Demenzerkrankte in diesem Stadium erkennen auch Angehörige oft nicht mehr.
Verlauf und Behandlung von Demenz
Demenz kann nicht geheilt werden, denn bereits entstandene Hirnschädigungen können heute noch nicht rückgängig gemacht werden. Es ist allerdings möglich, das Fortschreiten der Demenz zu verlangsamen oder zeitweise einzudämmen. Dazu wird vor allem versucht, die Gefäßrisikofaktoren zu verringern. Dafür kommen zum Beispiel blutverdünnende Präparate infrage. Vor allem in frühen Stadien der vaskulären Demenz können diese den Krankheitsverlauf bremsen.
Durch die Methode der va kann in frühen Stadien der Demenz der Krankheitsverlauf verlangsamt werden. Sie ist zugleich Haltung als auch Methode im Umgang mit Demenz-Erkrankten.
Bedeutung der Pflanze Ginkgo bei Demenz
Ginkgo wird seit Jahrtausenden eine gedächtnissteigernde Wirkung zugesprochen. Heute bestätigen moderne medizinische Forschungen die Wirkung des Ginkgos – zumindest dann, wenn er in Form eines ganz bestimmten medizinischen Spezialextraktes eingenommen wird. Dieser Ginkgo-Spezialextrakt wirkt sich nicht nur positiv auf die Gedächtnisleistung/Kognition aus, sondern ist auch antioxidativ.. Dazu ist allerdings wichtig zu wissen, dass eben nicht jedes Ginkgo-Präparat tatsächlich wirkt. Verzichten Sie daher bitte darauf, bei solch schwerwiegenden Erkrankungsbildern auf Nahrungsergänzungsmittel aus dem Drogeriemarkt zu setzen. Klinisch belegte positive Ginkgo-Effekte gibt es hingegen in einem medizinischen Spezialextrakt, der in Studien seine Wirkung gegen das Fortschreiten der Demenz eindrucksvoll bewiesen hat.
Vorbeugung von Demenz
Auch wenn nicht vollständig geklärt ist, wie genau die vaskuläre Demenz entsteht, werden bestimmte Faktoren von Experten als Risikopotenzial eingeschätzt, an einer Demenz zu erkranken. Zur Vorbeugung empfiehlt sich:
- Kontrolle Blutdruck und Herzrhythmus: Blutdruckwerte und den Herzrhythmus regelmäßig kontrollieren zu lassen, ermöglicht, dass Sie zeitgerecht ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen, um gegebenenfalls mit einer medikamentösen Behandlung gegen Bluthochdruck vorzugehen. Dieser steht im Verdacht, das Risiko, an Demenz zu erkranken, zu erhöhen.
- Gesunde Ernährung und gesunder Lifestyle: Zu hohe Cholesterinwerte, schlechte Einstellung des Blutzuckers bei Diabetikern und Übergewicht gelten derzeit als Risikofaktoren. Mit einer gesunden Lebensweise lässt sich diesen Faktoren vorbeugen. Ein gesunder Lifestyle beinhaltet regelmäßige, moderate Bewegung – am besten in der frischen Luft –, eine ausgewogene Ernährung, die reich an pflanzlichen Lebensmitteln ist, und ausreichende Erholungsphasen im Alltag. Neben der körperlichen Betätigung erhält in der Demenz-Vorbeugung auch das sogenannte „Gehirnjogging“ eine wesentliche Bedeutung: Konsequente Konzentrationsübungen, Kreuzworträtsel und Co trainieren die grauen Zellen und halten sie in Schwung.
- Rauch-Stopp: Geben Sie das Rauchen auf. Durch Nikotinkonsum kann es zu Durchblutungsstörungen kommen.
Demenz: Was Sie als Angehöriger tun können
Drei von vier an Demenz Erkrankte in Österreich werden im familiären Umfeld betreut. Für Zu- und Angehörige kann das eine hohe Belastung sein, sowohl körperlich als auch psychisch.
Um körperlich vorbereitet zu sein, werden mittlerweile spezielle Kurse angeboten, in denen Angehörige mit Pflege-Tipps und Tricks vertraut gemacht werden, so zum Beispiel in Wien im Kardinal König Haus.
Es ist empfehlenswert, sich bereits dann mit den emotionalen Herausforderungen, die auf Angehörige zukommen können, auseinander zu setzen, wenn die Demenz noch nicht so weit fortgeschritten ist: Denn nicht mehr erkannt zu werden von den eigenen Eltern, der Lieblingstante oder das Gefühl, rund um die Uhr anwesend sein zu müssen, kann zu einer hohen psychischen Belastung führen. Daher ist es für Sie als Angehörige wichtig, Ihre eigenen Grenzen im Auge zu behalten und Unterstützung, zum Beispiel durch Heimhilfe, die im Rahmen der Angebote der Hauskrankenpflege in Österreich angeboten wird, zuzulassen.
Bitte informieren Sie sich auch über das Pflegegeld bei Demenz. Zusätzlich können Sie ab der dritten Pflegestufe einen Antrag auf Zuwendungen für pflegende Angehörige stellen – diesen Antrag finden Sie auf der Website des Sozialministeriums.
Kommunikation mit Demenz-Erkrankten ist nicht immer einfach – Wissen um die Methode der Validation kann Sie dabei unterstützen: Dabei stehen verbale und nonverbale Techniken zur Verfügung. Für Angehörige gibt es Basis- und Aufbaukurse, um die Begleitung von Demenz-Erkrankten mit Validation zu erlernen. Vereinigungen wie etwa das Rote Kreuz, die Caritas oder in Wien das Bildungszentrum Kardinal König Haus bieten solche Kurse an. Das Buch “Validation” von Naomi Feil bietet einen guten Überblick über die anerkannte Methode der Validation. Spezial-Abteilungen für Demenz-Erkrankte in Pflegeeinrichtungen richten ihre gesamte Kommunikation auf die Validation aus.
Quellen:
Feil, Naomi: Validation – Ein Weg zum Verständnis verwirrter alter Menschen
Reinhardt Verlag, 2017
2020 Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz, https://www.gesundheit.gv.at/ueber-uns/quellen/krankheiten/gehirn-nerven/demenz (abgerufen am 18.08.2020)
Österreichischer Demenzbericht 2014. (2015) Bundesministerium für Gesundheit und Sozialministerium, Wien., https://goeg.at/sites/goeg.at/files/2017-06/oesterreichischer_demenzbericht_2014.pdf (abgerufen am 18.08.2020)
Leben mit Demenz, https://www.roteskreuz.at/fileadmin/user_upload/PDF/GSD/091005_Demenzfolder.pdf (abgerufen am 18.08.2020)
Association between systolic blood pressure and dementia in the Whitehall II cohort study: role of age, duration, and threshold used to define hypertension, European Heart Journal (2018), https://academic.oup.com/eurheartj/article/39/33/3119/5032485 (abgerufen am 18.08.2020)