Die Harnblase
Die Harnblase gehört zu den Harnwegen und wird zum unteren Bereich des Harntraktes gezählt. Sie hat bei Frauen und Männern ein unterschiedliches Fassungsvermögen. Vor allem Frauen sind häufig von Beschwerden mit der Harnblase betroffen.
Bei der Harnblase, die kurz auch Blase genannt wird, handelt es sich um ein Hohlorgan des unteren Harntraktes, zu dem auch die Harnröhre gehört. Ihr lateinischer Fachbegriff lautet „Vesica urinaria“ und im Griechischen wird sie als „kýstis“ bezeichnet. Vom griechischen Wort für Harnblase leiten sich auch diverse Fachbegriffe im Bezug zur Blase ab. Zum Beispiel „Zystitis“ als medizinischer Begriff für eine Blasenentzündung.
Die Harnblase ist dehnbar und je nach Füllstand kugel- bis birnenförmig. In der Harnblase wird der Urin zwischengespeichert. Er wird in den Nieren produziert und über die Harnleiter schließlich in die Blase transportiert. Ist die Blase zu rund 300 bis 500 Milliliter gefüllt, entsteht der Harndrang, der unserem Körper signalisiert, dass es Zeit ist, die Blase zu entleeren.
Die Harnblase ist übriges das erste Organ, das zur Gänze im Labor gezüchtet werden konnte. Forschenden aus North Carolina gelang es im Jahr 2006, aus Zellen von Patientinnen und Patienten Harnblasen im Labor entstehen zu lassen, die diesen wiederum transplantiert werden konnten.
Überblick Harnblase
Dieser Artikel gibt Antworten auf die folgenden Fragen zur Harnblase:
- Was muss man zur Anatomie der Harnblase wissen?
- Wo ist die genaue Lage der Harnblase?
- Aus welchem Gewebe besteht die Harnblase?
- Welche Aufgabe und Funktion hat die Harnblase?
- Welche Probleme und Erkrankungen kann es bei der Harnblase geben?
- Welche Diagnoseverfahren gibt es für die Harnblase?
Vorab beantworten wir allerdings im Kurzüberblick die wichtigsten Fragen zur Harnblase:
Wie viel Liter passen in die Blase?
Das gesamte Füllvolumen der Blase wird als Harnblasenkapazität bezeichnet. Diese kann durch Selbstbeobachtung aber auch im Rahmen von diagnostischen Harnblasenuntersuchungen ermittelt werden. Sie unterscheidet sich zwischen Männern und Frauen und hängt überdies auch von der Körpergröße des Menschen ab. Im Durchschnitt fasst die Harnblase von Frauen zwischen 250 und 550 Millilitern und die Harnblasenkapazität von Männern liegt statistisch zwischen 350 und 750 Millilitern. Sobald die Füllung der Blase durchschnittlich zwischen 300 und 500 Milliliter erreicht, entsteht der Harndrang. Aber schon bei rund 80 Milliliter Füllstand der Blase kann der Mensch wahrnehmen, dass sich Urin darin angesammelt hat.
Wie äußert sich Blasenkrebs?
Ein Anzeichen für Blasenkrebs kann eine rötlich-braune Verfärbung des Urins bzw. Blut im Harn sein. Blasenkrebs äußert sich unter anderem auch in verstärktem Harndrang bei gleichzeitig geringer Ausscheidungsmenge und in Krämpfen in der Harnblase. Achtung: Sowohl Blut im Urin als auch Blasenkrämpfe und verstärkter Harndrang können ebenso Symptome einer Blasenentzündung oder anderer gutartiger Erkrankungen sein. Verstärkter Harndrang kann gleichzeitig auch ein Hinweis auf eine Vergrößerung der Prostata sein. Blasenkrebs, der bereits fortgeschritten ist, äußert sich möglicherweise auch in Schmerzen in den Flanken und Knochen sowie in vergrößerten Lymphknoten.
Für was ist die Harnblase da?
Unsere Nieren produzieren kontinuierlich Harn. Damit der Urin nicht durchgängig aus uns herausläuft, gibt es die Harnblase. Sie ist dafür da, den Harn in ihr aufzunehmen und so lange zu speichern, bis sich der Körper vom Urin entledigen kann. Also dann, wenn die Harnblase voll ist und sich die Gelegenheit dafür ergibt. Die Harnblase ist also ein Zwischenspeicher für das Abfallprodukt Urin.
Wo liegt die Harnblase?
Ist die Harnblase gefüllt, können Sie das Hohlorgan deutlich spüren. Wenn Sie von außen sanften Druck auf Ihren Unterbauch ausüben, ist die Lage des Organs noch intensiver wahrnehmbar. In gefülltem Zustand kann durch die Bauchdecke der sogenannte Blasenscheitel ertastet werden. Die Harnblase liegt im kleinen Becken. Bei Frauen befindet sie sich unmittelbar vor der Gebärmutter. Bei Männern grenzt die Harnblase an den Enddarm.
Anatomie der Harnblase
Anatomisch lässt sich die Harnblase des Menschen in drei grundlegende Bereiche einteilen:
- Apex: Der Blasenscheitel am oberen Ende der Harnblase
- Corpus: Der Blasenkörper, der zentraler Teil der Blase ist
- Fundus: Den Blasengrund, der den unteren Bereich der Blase bildet
Alle drei Bereiche verfügen über anatomische Besonderheiten:
Bereich der Harnblase | Anatomische Charakteristik |
Apex | Im oberen Bereich der Harnblase befinden sich die paarig angeordneten Harnleiter, die den Urin von den Nieren in die Blase transportieren. Harnblase und Harnleiter bilden am oberen Ende der Blase eine Art Ventil, das dafür sorgt, dass Urin aus der Blase nicht wieder zurück in die Harnleiter und damit in die Nieren fließen kann. |
Corpus | Im Corpus wird der Urin gespeichert. Die Wand der Harnblase kann sich dehnen. Wenn sich der Blasenkörper füllt, nehmen bestimmte Sensoren in der Harnblase dies als Dehnung wahr und senden an unser Hirn ein Signal, das uns zum Wasserlassen bewegt. Der Corpus der Blase verjüngt sich nach unten trichterförmig zum sogenannten Blasenhals, zu dem auch die Harnröhre gehört. |
Fundus | Der Blasengrund liegt genauso wie der Blasenhals dem Beckenboden auf, durch den sich wiederum die Harnröhre zieht. Durch die Harnröhre wird Harn aus dem Körper entlassen. Schließmuskeln im Bereich der Mündung der Harnröhre in die Blase sorgen dafür, dass der Urin nicht kontinuierlich aus der Blase austritt. |
Gewebe der Harnblase
Die Harnblase ist zu ihrem eigenen Schutz in ihrem Inneren mit einer kräftig ausgeprägten Schleimhaut (Tunica mucosa) ausgekleidet und verfügt über kollagenes Bindegewebe. Charakteristisch für das Innere der Harnblase sind ihre Falten in der Schleimhaut, die sich mit zunehmender Füllung der Blase ausstreichen. Gleichzeitig verfügt die Harnblase in ihrem Außenbereich auch über drei verschiedene Muskelschichten von glatter Muskulatur. Das sind die
- äußere Längsmuskelschicht,
- die mittlere Ringmuskelschicht und
- die Längsmuskelschicht.
Die glatte Muskulatur der Blase ist es auch, die sich unwillkürlich zusammenzieht, damit der Harn aus der Blase herausgepresst werden kann. Dieser Vorgang wird von der Becken- und Bauchmuskulatur unterstützt, die wir willkürlich steuern können.
Lage der Harnblase
Die Harnblase liegt auf dem Beckenboden auf. Sie befindet sich damit im unteren Bereich der Bauchhöhle, wo sie vom Becken selbst geschützt wird. Die Lage der Harnblase ist genauer im kleinen Becken zu lokalisieren, wo sie sich hinter den Schambeinbögen befindet. Bei Männern grenzt die Blase an die Prostata sowie im hinteren Bereich an den Mastdarm. Im weiblichen Körper hingegen grenzt die Harnblase an die Gebärmutter. Die Harnröhre zieht durch den Beckenboden sowohl beim Mann als auch bei der Frau zur Harnblase hinauf.
Funktion der Harnblase
Die Aufgabe und Funktion der Harnblase ist es, den von den Nieren durchgängig produzierten Urin zwischenzuspeichern, bis sich eine Möglichkeit ergibt, Wasser zu lassen. In der Harnblase wird damit der Sekundärharn gesammelt. Durch Ventile, die die Harnblase zu den Harnleitern hin verschließen, wird verhindert, dass das Abfallprodukt wieder zurück in die Nieren fließt. Durch einen inneren und einen äußeren Schließmuskel an der Mündung zur Harnröhre sorgt der Körper wiederum dafür, dass Urin nicht einfach so aus der Harnblase hinaus rinnt. Während sich der innere Schließmuskel durch Reflexe bedingt öffnet, kann der äußere Schließmuskel bewusst gesteuert werden.
Die Harnblase kann nach der Nierenpassage den Urin bis zu einer Menge von mehreren hundert Millilitern fassen. Aber schon etwa bei der Hälfte des Fassungsvermögens der Blase entsteht durch die Weiterleitung von Reizen unser Harndrang. Je mehr sich durch die Füllung der Harnblase die Blasenwand dehnt, desto deutlicher wird diese Dehnung von Sensoren wahrgenommen. Die Dehnungsrezeptoren an der Blasenwand lösen den zunehmenden Reiz aus, urinieren zu müssen. Zum bewussten Harnlassen muss der Körper auch die Bauchmuskeln anspannen. Durch den so entstehenden Druck wird die Blase zusammendrückt. Dadurch wird der Urin von der Blase in den Blasenhals und weiter in die Harnröhren gepresst. Spannend: Auch wenn man entspannt uriniert hat und das Gefühl hat, die Blase ohne Unterbrechungen vollständig entleert zu haben, können noch einige Milliliter Urin in der Harnblase verbleiben. Durchschnittlich aber im gesunden Fall nicht mehr als fünf bis zehn Milliliter.
Harnblase: Probleme und Erkrankungen
Es gibt mehrere harmlose und bösartige Erkrankungen, welche die Harnblase betreffen können. Dazu gehören unter anderem:
- Blasenentzündung: Die Entzündung der Blase (Zystitis) gehört zu den Harnwegsinfekten und zu den häufigsten Erkrankungen der Blase. Sie trifft Frauen öfter als Männer, da durch ihre signifikant kürzere Harnröhre Bakterien wesentlich leichter in die Harnblase aufsteigen können. Blasenentzündungen verlaufen oft komplikationslos, können aber bei mangelnder Behandlung schwerwiegende Folgen wie eine Entzündung der Nieren nach sich ziehen.
- Inkontinenz: Die Inkontinenz ist keine Erkrankung an sich, sondern sie bezeichnet eine Form der Blasenschwäche bzw. des unwillkürlichen Urinabgangs, der verschiedene Ursachen haben kann. Inkontinenz ist damit ein Überbegriff für vielfältige Probleme im Bereich der Verschlussmechanismen der Harnblase.
- Reizblase: Die Reizblase gilt ähnlich wie das Reizdarmsyndrom als eine Ausschlussdiagnose, die dann gestellt wird, wenn alle grundlegenden Ursachen für bestehende Symptome ausgeschlossen wurden. Betroffene einer Reizblase beschreiben häufigen, zum Teil plötzlich auftretenden Harndrang, der mit nur geringer Urinausscheidung und bisweilen Schmerzen beim Wasserlassen einhergeht.
- Blasensteine: Dabei handelt es sich um kleine Steinchen in der Blase, die entweder von selbst ausgeschieden werden oder in fortgeschrittener Größe in der Blase verbleiben und dort Symptome verursachen können. Dazu gehören beispielsweise Schmerzen beim Wasserlassen oder Blut im Urin. Ein Risikofaktor für die Entwicklung von Blasensteinen ist unter andrem eine unausgewogene Ernährung. In früheren Zeiten, die häufig durch Mangelernährung geprägt waren, waren Blasensteine daher so häufig, dass sich mit dem historischen „Steinschneider“ sogar ein eigener Beruf zu deren Entfernung entwickelte.
- Blasenkrebs: Ein Harnblasenkarzinom trifft Männer häufiger als Frauen. Im Durchschnitt sind Männer bei der Diagnose 70 Jahre alt und Frauen 73 Jahre. Als ein großer Risikofaktor für die Entstehung von Blasenkrebs gilt das Rauchen. Rund die Hälfte aller Erkrankungsfälle wird bei Männern auf das Rauchen zurück geführt. Harnblasenkrebs wird häufig in frühen Stadien entdeckt.
Diagnostik der Harnblase
Das erste Mittel der Wahl bei der Harnblasendiagnostik ist die Untersuchung mittels Ultraschall. Es gibt allerdings auch noch andere Verfahren der Bildgebung, die diagnostisch zum Einsatz kommen. Dazu gehört beispielsweise ein Röntgen der Harnblase unter Zuhilfenahme von Kontrastmittel. Ebenso kann die Kernspintomographie (MRT) oder Computertomographie (CT) in der Untersuchung der Harnblase zum Einsatz kommen. Auch die Laboruntersuchung des Urins selbst kann wichtige Hinweise auf Erkrankungen der Harnblase geben. Bei der Diagnose von Blasenerkrankungen kann überdies eine Blasenspiegelung angewendet werden. Dabei wird eine kleine Kamera mit Lichtquelle über die Harnröhre in die Harnblase eingeführt. Neben anderen Diagnoseverfahren kommt bei der Untersuchung der Harnblase auch die sogenannte Urodynamik zum Einsatz. Dabei wird mittels eines Katheters erfasst, wie sich die Harnblase in Bezug auf Füllung und Entleerung mitsamt dem Schließmuskel verhält.
Quellen:
Urologielehrbuch.de, Urodynamik (Harnblasendruckmessung), (abgerufen am 15.09.2022)
DocCheck Flexikon, Harnblase, (abgerufen am 15.09.2022)
PubMed.gov, Tissue-engineered autologous bladders for patients needing cystoplasty, (abgerufen am 15.09.2022)
Apotheken Umschau, Blasenkrebs (Harnblasenkarzinom), (abgerufen am 15.09.2022)
Österreichische Gesellschaft für Urologie und Andrologie, Harnblasenkarzinom, (abgerufen am 15.09.2022)