Die Brennnesselwurzel: Bedeutsame Heilkraft für die Harnwege
Gemeinsam mit der Sägepalme ist die Brennnesselwurzel eine wichtige Arzneipflanze in der Phytotherapie, wenn es um Beschwerden der Harnwege in Verbindung mit Prostata-Problemen geht.
Die Große Brennnessel kennen viele von uns als lästiges Unkraut im Garten. Dabei ist sie nicht nur für viele Tierarten eine essentielle Pflanze, sondern ihr kommt auch in der Medizin eine wichtige Funktion zu. Von besonderer Bedeutung sind in der Phytotherapie vor allem die Brennnesselwurzeln. In der Fachsprache wird die Große Brennnessel übrigens auch Urtica dioica genannt. Das Wort Urtica leitet sich von „urere“ ab, das aus dem Lateinischen kommt und so viel wie „brennen“ bedeutet.
Die Brennnesselwurzel: Brennnessel im Überblick
Die Wurzeln der Großen Brennnessel können bis zu 70 cm in den Boden wachsen. Doch bevor wir uns weiter mit den Wurzeln beschäftigen, betrachten wir die Große Brennnessel einmal als gesamte Pflanze. Ihren Namen hat die häufig als Unkraut betrachtete Pflanze aufgrund der Eigenschaften ihrer sogenannten kieselsäureverstärkten „Brennhaare“, die sich auf den Stängeln sowie auf den gegenständig stehenden Blättern befinden. Kommen wir ungeschützt mit diesen Blättern in Kontakt, brechen diese Härchen ab und stechen in unsere Haut. Dort verursachen die reizenden Stoffe des Zellsaftes die bekannten schmerzhaften Bläschen.
Heimisch ist die Große Brennnessel in weiten Bereichen der Nordhalbkugel. Sie wird etwa eineinhalb Meter hoch und die Pflanze, aus deren Samen Öl gewonnen werden kann, blüht von Juli bis Oktober. Ihre im März noch jungen Blättern lassen sich im Frühjahr zu verschiedenen Gerichten – wie Brennnesselspinat oder -suppe – verarbeiten, die es nährstofftechnisch in sich haben. Denn Brennnesseln enthalten sowohl Vitaminen A und Vitamin C als auch Kalium, Calcium, Eisen und Mangan.
Bedeutung der Brennnesselwurzel im Tierreich
Die Brennnessel bietet als gesamte Pflanze einen wichtigen Lebensraum für Tiere. Spinnen, Ohrwürmern oder Marienkäfern dient sie sowohl als Versteck als auch als idealer Ort, um nach Nahrung in Form kleinerer Insekten zu suchen. Und wer in seinem Garten viele Brennnesseln hat, der wird sich immer wieder an bunten Schmetterlingen erfreuen können, denn die Pflanze ist für viele Raupenarten eine besonders wichtige und für manche von ihnen sogar die einzige Nahrungsquelle. Und auch den Brennnesselwurzeln kommt im Tierreich eine wichtige Bedeutung zu, denn sie dienen dem sogenannten „Großen Hopfen-Wurzelbohrer“, der auch als „Geistermotte“ bezeichnet wird, als Nahrung.
Medizinische Bedeutung von Brennnesseln und ihren Wurzeln
Die Brennnessel gehört zu den Heilpflanzen, die in ihrer Verwendung eine ausnehmend lange Geschichte aufweisen. Man weiß, dass bereits der bekannte griechische Arzt Dioskurides, der im ersten Jahrhundert nach Christi lebte und als historischer Vorreiter moderner Phytotherapie gilt, die Pflanze zu Heilzwecken eingesetzt hat. Die Blätter der Brennnessel enthalten wichtige Flavonoide, sowie den sekundären Pflanzenstoff Scopoletin und β-Sitosterin. Ein Stoff, der auch in den Früchten der Sägepalme und dem Weißdorn vorkommt. Im Brennsaft der Pflanze lassen sich auch der wichtige Neurotransmitter Acetylcholin und Serotonin finden. Neben Flavonoiden, Scopoletin und β-Sitosterin ist in den Brennnesselwurzeln darüber hinaus auch noch das Lectin „Urtica-dioica-Agglutinin“ enthalten. Was heute so chemisch aufzuschlüsseln ist, wussten historisch bedeutsame, medizinische Gelehrte freilich noch nicht. Dennoch kannten auch Hildegard von Bingen und Paracelsus die heilsamen Kräfte der Brennnessel und ihrer Wurzeln. Paracelsus hielt beispielsweise im Mittelalter fest: „Der Saft von der Wurzel und dem Kraut soll mit Ziegenmolken gemischt werden. Jeden Morgen und jede Nacht soll man einen Trunk davon nehmen. Wenn einer den Saft trinkt, so lockt dies das Blut hervor, so dass man fest schwitzt.“
Einsatz der Brennnesselwurzel und anderen Teilen der Pflanze als Hausmittel
Die vielfältigen Wirkungen der Brennnessel und ihrer Wurzeln waren also bereits in der historischen Volksmedizin berühmt und noch heute kommt die Pflanze als beliebtes Hausmittel zum Einsatz. Je nach Beschwerden werden dafür unterschiedliche Bestandteile der Pflanze herangezogen. Diese Einsatzbereiche der Brennnessel und der Brennnesselwurzel kennt man:
„Auspeitschen“ mit Brennnesselkraut und -blättern | Bei rheumatischen Beschwerden wird auf die entzündungshemmende Wirkung der Pflanze bei äußerer Anwendung gesetzt. |
Zur Vorbeugung von Nierengrieß | Aus Nierengrieß können Nierensteine entstehen. Brennnessel gilt zum Beispiel in Form von Tees als Mittel zur Prävention. |
Stoffwechselanregung | Der Frischpflanzensaft der Brennnessel wird in der Volksmedizin zur Belebung des Stoffwechsels eingesetzt. |
Tinktur zum Einreiben | Bei Gicht, aber auch bei Problemen mit der Kopfhaut – wie etwa Schuppen oder fettiges Haar – kann aus dem frischen Brennnesselkraut eine Tinktur hergestellt werden, die als Haarwasser oder zum Einreiben verwendet wird. |
Durchspülen der Harnwege | Sowohl die Blätter als auch das Kraut der Brennnessel werden als Tee beispielsweise bei entzündlichen Erkrankungen der Harnwege in der Volksmedizin eingesetzt. |
Blutreinigung | In der Welt der Hausmittel kennt man den Tee aus Brennnesselblättern auch als Mittel zur „Blutreinigung“ bzw. zur Verbesserung des Blutbildes. |
Haarwuchsmittel | Dem Sud aus Brennnesselwurzeln in Verbindung mit Apfelessig wird nachgesagt, dass er als Naturheilmittel bei frühzeitigem Haarausfall wirkt. |
Brennnesselwurzel als Arzneipflanze in der modernen Medizin
Die Brennnesselwurzeln haben in der modernen Medizin vor allem eine besondere Aufgabe als Heilpflanze im Bereich bestimmter Männerleiden. Im Gegensatz zu den Blättern der Pflanze verfügen die Wurzeln der Brennnessel über ein erweitertes Spektrum an Inhaltsstoffen, wodurch wiederum ein sich unterscheidendes Wirkprofil der Brennnesselwurzel nachzuweisen ist.
Die Inhaltsstoffe der Brennnesselwurzel hemmen Entzündungen im Harnwegsbereich, wirken Harnverhalten entgegen (antikongestive Wirkung) und hemmen die Ausschüttung von Dihydrotestosteron, was sich positiv bei benigner Prostatahyperplasie (BPH) auswirkt. Beschwerden beim Wasserlassen werden somit verbessert. In Kombination mit dem Spezialextrakt aus Früchten der Sägepalme ist die Brennnesselwurzel somit eine wichtige Pflanze bei der Behandlung der Symptome, die mit der gutartigen Prostata-Vergrößerung (BPH) in Zusammenhang stehen.
Zusammenfassung: Brennnesselwurzel im Überblick
Die Wurzel der Brennnessel ist in der Medizin ein bedeutsamer Bestandteil der Pflanze. Hier finden Sie die wichtigsten Punkte zur Brennnesselwurzel noch einmal im Überblick:
- Die Brennnessel kann bis zu 70 cm tief wurzeln.
- Der Große Hopfen-Wurzelbohrer ernährt sich von den Brennnesselwurzeln.
- Paracelsus beschrieb, dass der Wurzelsaft der Brennnessel mit dafür verantwortlich ist, den Körper zum Schwitzen anzuregen.
- Die Brennnesselwurzeln enthalten Flavonoide, Scopoletin, β-Sitosterin und das Lectin Urtica-dioica-Agglutinin.
- Als Hausmittel kommt ein Sud aus Brennnesselwurzeln bei Haarausfall zum Einsatz.
- Brennnesselwurzeln wirken entzündungshemmend und können Harnverhalt und nächtlichem Harndrang entgegenwirken, den unangenehmen Symptomen von BPH.
Quellen:
Brennessel, Kostbare Natur (abgerufen am 27.05.21)
Brennnesselwurzelextrakt, PharmaWiki (abgerufen am 27.05.21)
Brennnessel, Heilpflanzenwissen (abgerufen am 27.05.2021)
Zum Auspeitschen bei Rheuma (abgerufen am 27.05.21)