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Hormone: Wie unsere Zellen mit den Organen kommunizieren

Mit den Hormonen verfügen wir über wichtige Botenstoffe, die im Zusammenspiel dafür sorgen, dass unsere Körperfunktionen im Gleichgewicht bleiben. Wie Hormone entstehen, wie sie wirken und welche Aufgaben sie haben.

Hormone, Botenstoffe im Körper - © Canva

Hormone: Wo sie im Körper entstehen – © Canva

Hormone, wie wir sie heute kennen, wurden erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts entdeckt. Seither hat sich daraus ein eigenes Fachgebiet entwickelt, das sich mit diesen so wichtigen Botenstoffen beschäftigt. Ein Ungleichgewicht bestimmter Hormone im Körper kann ernste Krankheiten nach sich ziehen. Normalerweise sorgen unsere Hormone aber verlässlich für reibungslose Abläufe im Organismus. Wie sie das machen, erfahren Sie hier.

Überblick Hormone

In diesem Artikel beantworten wir folgende Fragen zum Thema Hormone für Sie:

Definition: Was sind Hormone?

Hormone sind Botenstoffe, die bestimmte Funktionen in unserem Körper regulieren. Das Wort stammt vom griechischen Begriff „hormao“, was so viel wie antreiben oder anregen bedeutet. Rund 100 verschiedene Hormone sind der Wissenschaft heute bekannt, wiewohl Forschende davon ausgehen, dass ein vielfaches Mehr an solchen Botenstoffen in unserem Organismus existieren. Das Fachgebiet, das sich mit der Hormonbildung und der Regulation von Hormonen im Organismus beschäftigt, nennt man Endokrinologie. Endokrinolog:innen sind Ärzt:innen, die sich unter anderem mit der Diagnose und Behandlung von Krankheiten beschäftigen, welche mit unserem Hormonhaushalt in Verbindung stehen.

Was ist ein Hormon einfach erklärt?

Ein Hormon ist ein Botenstoff. Es sorgt dafür, dass unsere Zellen mit den Organen im Körper kommunizieren können. Hormone haben damit Einfluss auf Vorgänge in unserem Organismus, aber auch auf unser Verhalten sowie auf unsere Emotionen. Durch bestimmte Reize oder äußere Einflüsse werden über Hormondrüsen Hormone in unserem Körper ausgeschüttet. Dann werden die Hormone an umliegende Zellen abgegeben oder können über die Blutbahn auch weitertransportiert werden. Hormone wirken aber nicht überall im Körper. Denn damit Hormone ihre Aufgaben erfüllen können, brauchen sie eine passende Andock-Stelle, nämlich einen sogenannten Rezeptor. Rezeptoren sind wie Schlösser, in die nur ein bestimmter Schlüssel passt. Wenn ein Schlüssel (Hormon) und ein Schloss (Rezeptor) zusammenpassen, kann das Hormon über diesen Rezeptor gezielt Informationen auf die Zellen übertragen. So ist eine gezielte Kommunikation möglich und es wird in eben jenen Zellen eine Reaktion ausgelöst. 

Was ist Homöostase?

Wenn von Hormonen die Rede ist, ist der Begriff der Homöostase nicht weit. Darunter versteht man das Gleichgewicht von physiologischen Körperfunktionen sowie die Aufrechterhaltung dieser Balance. Für bestimmte Körperfunktionen gibt es einen Wert, bei dem unser Organismus ideal funktioniert. Ein Beispiel dafür ist die Körpertemperatur. Der Körper strebt diesen Gleichgewichtszustand an und hält ihn durch verschiedene Prozesse aufrecht. Neben der Regulierung der Temperatur im Körper gehört zu den Homöostasen u. a. auch unser Wasserhaushalt, unsere Reflexe und eben auch die Regulierung unseres Hormonsystems. Das Hormonsystem ist also eine der Homöostasen unseres Körpers.

Geschichte der Hormone

Schon relativ früh in der Geschichte nahm man an, dass bestimmte organische Erkrankungen dazu führen, dass dem Körper wichtige Substanzen fehlen. Heute wissen wir, dass etwa die Schilddrüse oder die Nebenniere Hormone produzieren. Im 16. Jahrhundert waren diese Organe zwar schon bekannt, aber welche Stoffe sie erzeugen, wusste man nicht. Erst im Jahr 1905 wurde erstmals festgestellt, dass bestimmte Stoffe von endokrinen Drüsen abgesondert werden, wodurch andere Organe aktiv werden. Der Wissenschafter Ernest Henry Starling nannte diese Substanzen „Hormone“. Das erste Hormon wurde allerdings bereits ein paar Jahre zuvor von einem japanisch-amerikanischen Chemiker aus der Nebenniere gewonnen. Es wurde Epinephrin genannt. Doch bei dieser Isolierung und Bestimmung im Jahr 1901 wusste man noch nicht, dass es sich bei diesem Stoff um ein Hormon handelt. Später wurde das Epinephrin als das Hormon Adrenalin bekannt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden daraufhin weitere Hormone entdeckt. Dazu gehörten weitere Stresshormone, Geschlechtshormone und das Insulin. Die Entdeckung und Isolation des Insulins kann man wie die Entdeckung des Antibiotikums getrost als einen der großen Meilensteine in der Medizin bezeichnen. Denn davor galt Diabetes als tödliche Erkrankung.

Einteilung: Was gibt es für Hormone?

Im Körper gibt es zahlreiche verschiedene Hormone. Man kann sie nach ganz unterschiedlichen Aspekten einteilen. Zum Beispiel nach chemischer Struktur, nach dem Ort der Bildung, dem Ort der Wirkung oder nach ihrer Wirkung selbst.

Beispiele für die Einteilung von Hormonen nach Bildungsort sind etwa Schilddrüsenhormone oder Pankreashormone. Teilt man Hormone nach ihrer Wirkung ein, kann man etwa Stresshormone, Glückshormone oder Wachstumshormone nennen.

Welche Aufgabe haben Hormone?

Unseren Hormonen kommen ganz unterschiedliche Aufgaben zu, denn sie beeinflussen verschiedene Körpervorgänge. Einige Hormone müssen gleich mehrere Aufgaben erfüllen. An bestimmten Vorgängen sind wiederum gleich mehrere Hormone beteiligt. Sie können sich auch wechselseitig beeinflussen.

Welche Funktionen im Körper werden von welchen Hormonen gesteuert?

Hormone sind an zahlreichen Funktionen im Organismus beteiligt. Beispiele dafür sind die folgenden.

Energie-Haushalt Am Energiehaushalt (zu dem u. a. unsere Stoffwechsel-Vorgänge sowie Faktoren der Körpertemperatur gehören) sind z. B. Schilddrüsenhormone, Glucagon und Insulin beteiligt.
Entwicklung und Fortpflanzung Zu den bekannten Geschlechtshormonen gehört das Testosteron, das u. a. in der männlichen Entwicklung für das Wachstum von Geschlechtsorganen und Kehlkopf sorgt. Das weibliche Geschlechtshormon Östrogen ist ebenso an den Entwicklungen der Frau in der Pubertät und später auch daran beteiligt, z. B. den weiblichen Zyklus zu regeln.
Knochenstoffwechsel In den Nebenschilddrüsen wird etwa das Hormon Parathormon gebildet, das Kalzium aus den Knochen lösen kann. So sorgt es dafür, dass das Kalzium auch an andere Bereiche des Organismus kommen kann, wo dieses gebraucht wird.
Wachstum Somatotropin ist ein bedeutsames Wachstumshormon. Es regt das Knochen- sowie Körperwachstum bei Kindern und Jugendlichen an. Außerdem fördert es die Bildung weiterer Substanzen, die sich ebenso aufs Wachsen auswirken.
Reaktionen bei Gefahr Viele Stresshormone, wie etwa Adrenalin oder Kortisol, werden in den Nebennieren gebildet. Diese Hormone sorgen dafür, dass uns bei Bedrohung rasch Energiereserven zur Verfügung gestellt werden, die wir brauchen, um zu kämpfen oder zu flüchten.
Zuckerstoffwechsel Die Hormone Glucagon und Insulin sind Gegenspieler. Insulin senkt den Blutzuckerspiegel, während Glucagon ihn hebt. Beide Hormone werden in der Bauchspeicheldrüse gebildet und regeln im Zusammenspiel unseren Blutzuckerspiegel.
Wasser- und Salzhaushalt Neben Stresshormonen bilden die Nebennieren auch Hormone, die unseren Wasser- sowie Salzhaushalt regeln. So wirken sie etwa auch auf den Blutdruck. Im Gehirn und Herz werden ebenso Hormone gebildet, die an der Steuerung dieses Haushalts von Wasser und Salz beteiligt sind.

Entstehung und Physiologie: Welches Organ produziert Hormone?

Unter anderem werden Hormone in unserem Körper von den sogenannten endokrinen Drüsen gebildet. Dabei handelt es sich um Hormondrüsen, die in der Lage sind, Hormone ins Blut bzw. in die unmittelbare Umgebung abzugeben. Im Körper gibt es also eine Vielzahl von Organen und Zelle, die Hormone bilden. Manche Hormone werden dabei auch nach einem Rhythmus ausgeschüttet. Etwa durch den Tag-Nacht-Rhyhtmus oder den monatlichen weiblichen Zyklus. Zu den Hormondrüsen gehören:

Welche Zellen bilden Hormone?

Unser endokrines System umfass alle Organe sowie auch Zellen, die an der Hormonbildung beteiligt sind. Neben den endokrinen Organe werden auch bestimmte Zellen zu den endokrinen Drüsen gezählt. Dazu gehören die Leydig-Zellen in den Hoden, die Eizellen sowie der Gelbkörper im Eierstock oder das atriale natriuretische Peptid, das in den Zellen des Herzmuskels gebildet wird. Auch in nahezu allen Schleimhäuten des Körpers kann man endokrine Zellen finden. Insbesondere im Verdauungstrakt ist das bisher besonders gut untersucht.

Hormonsteuerung: Wie wird ein Hormon freigesetzt?

Damit Hormone von unserem Organismus ausgeschüttet werden, braucht er Regelkreise. Mit diesen wird die Freisetzung von Hormonen exakt gesteuert. Unterschiedliche Hormondrüsen können sich also gegenseitig anregen bzw. bremsen. Dabei kommt es auch zu Rückkopplungskreisläufen, mit denen die Hormonproduktion reguliert wird. Es kann also auch vorkommen, dass sich Regelkreise der Hormonproduktion wechselseitig beeinflussen, wie man etwa am Beispiel der Schilddrüsenhormone sehen kann: Damit die Schilddrüse ihre Hormone ans Blut abgibt, braucht sie das Hormon TSH. Das wird wiederum in der Hypophyse ausgeschüttet, wenn auf sie das zuvor im Hypothalamus gebildete Hormon TRH einwirkt. TSH wird nun über das Blut direkt zur Schilddrüse geschickt. Ist die Konzentration aus Schilddrüsenhormonen im Blut wiederum hoch, wirkt sich das auf die TSH- bzw. TRH-Produktion im Gehirn aus. Dort werden dann weniger dieser Hormone gebildet und ausgeschüttet.

Ein weiteres Beispiel des Hormonzusammenspiels ist der weibliche Zyklus: Im Gehirn wird ein bestimmtes Hormon ausgeschüttet, das in der Hirnanhangdrüse den Reiz gibt, das sogenannte Follikel-stimulierende Hormon (FSH) sowie das luteinisierende Hormon (LH) zu bilden. Mit dem Blut gelangen die beiden Hormone zu den Eierstöcken, wodurch Östrogene und Gestagene gebildet werden. Jetzt „berichtet“ der Körper dem Gehirn, dass die Eierstöcke mit dieser Geschlechtshormon-Produktion angefangen haben. Darauf hin wird dort die Produktion von LH und FSH gedrosselt.

Zusammenarbeit der Hormone

Unser hormonelles System arbeitet in vielen Bereichen eng mit unserem Nervensystem zusammen. Ein gutes Beispiel, diese Zusammenarbeit zu illustrieren, ist die Reaktion des Körpers auf Stress. Fühlen wir uns beispielsweise von einer Situation gestresst und damit im weitesten Sinne bedroht, nimmt unser Nervensystem diese Information auf, um sie weiter zu verarbeiten. Das vegetative Nervensystem aktiviert daraufhin die Nebennieren, die unmittelbar Adrenalin und Noradrenalin – also typische Stresshormone – freisetzen. Diese Hormone sorgen dafür, dass unser Organismus blitzschnell auf absolute Leistungsbereitschaft umschaltet. Das macht er, indem etwa mehr Sauerstoff durch den Körper transportiert wird. Unser Blutdruck sowie die Frequenz der Atmung steigt und das Herz schlägt schneller. Ist das Adrenalin erhöht, kommt es außerdem in der Hypophyse zur Ausschüttung eines weiteren Hormons, das wiederum die Nebenniere anregt. In dieser wird dann u. a. Kortisol ausgeschüttet. Es gehört zu den sogenannten Kortikoiden, die unsere Wundheilung fördern und entzündungshemmend wirken.

Hormone aus dem Gleichgewicht: Welche Folgen kann das haben?

Im Normalfall funktionieren die Regel-und Rückkoppelungskreisläufe unseres Hormonsystems so, dass der entsprechend passende Spiegel an benötigten Hormonen im Gleichgewicht gehalten wird. Wenn allerdings von bestimmten Hormonen zu viel, zu wenig oder gar nichts mehr gebildet wird, können verschiedene, teils sehr ernste Krankheiten entstehen. Bekannte Beispiele dafür sind.

  1. Diabetes Typ 2: Das Hormon Insulin wird zwar teils noch gebildet, aber die Zellen reagieren nicht mehr darauf. Dadurch erhöht sich der Blutzuckerspiegel.
  2. Schilddrüsenunterfunktion: Wenn zu wenige Hormone in der Schilddrüse gebildet werden, kann das zu Leistungsschwäche und Müdigkeit führen.
  3. Schilddrüsenüberfunktion: Bei einem zu viel an Schilddrüsenhormonen wird der Stoffwechsel überaktiv. Die Folgen können Gewichtsverlust, Herzrasen oder Durchfall 

Darüber hinaus wird ein hormonelles Ungleichgewicht mit vielen weiteren Bereichen unseres Körpers und unserer Psyche in Verbindung gebracht. Deutlich wird das beispielsweise an Dysbalancen der Geschlechtshormone.

Ist der Östrogenspiegel bei Frauen zu hoch oder zu niedrig kann das u. a. folgende Auswirkungen haben:

Ist der Testosteronspiegel bei Männern aus der Balance, kann das u. a. diese Folgen nach sich ziehen:

Zusammenfassung: Hormone kurz erklärt

Die wichtigsten Infos rund um die menschlichen Hormone finden Sie in dieser Tabelle noch einmal kurz und knapp zusammengefasst:

Definition Hormone Hormone sind Botenstoffe, die Körperfunktionen regulieren. Der Begriff stammt vom griechischen Wort „hormao“ (antreiben) ab. Endokrinologie heißt das Fachgebiet, das sich mit Hormonen beschäftigt.
Was machen Hormone? Die Botenstoffe ermöglichen die Kommunikation zwischen Zellen und Organen. Sie benötigen Rezeptoren, um gezielte Reaktionen im Körper auszulösen.
Was ist Homöostase? Homöostase bezeichnet das Gleichgewicht physiologischer Körperfunktionen, das unter anderem durch Hormone aufrechterhalten wird.
Hormone historisch Hormone wurden erstmals im 20. Jahrhundert entdeckt. Das erste isolierte Hormon war Epinephrin (Adrenalin).
Aufgaben der Hormone Hormone steuern verschiedene Körpervorgänge und können sich gegenseitig beeinflussen.
Hormonbildung Hormone werden von endokrinen Drüsen wie der Schilddrüse, Bauchspeicheldrüse und Nebennieren gebildet.
Hormone und Zellen Zellen, wie Leydig-Zellen in den Hoden, gehören ebenfalls zu den endokrinen Drüsen. Endokrine Zellen sind u. a. auch in Schleimhäuten zu finden
Steuerung und gemeinsame Arbeit Die Hormonfreisetzung erfolgt über Regelkreise, die u. a. durch Rückkopplung die Produktion steuern, z. B. im weiblichen Zyklus oder der Schilddrüsenhormonregulation. Das Hormonsystem arbeitet eng mit dem Nervensystem zusammen, z. B. bei Stressreaktionen, wo Adrenalin und Kortisol freigesetzt werden.
Folgen einer Dysbalance Ein hormonelles Ungleichgewicht kann ernste Krankheiten verursachen, wie Diabetes, Schilddrüsenunter- oder -überfunktion.

 

Erstellt am: 29.08.2024

Erstellt von: Redaktionsteam Schwabe Austria

 

Quellen:

Lernhelfer, Zusammenwirken des Hormon- und Nervensystems (abgerufen am 17.10.2024) 

Internisten im Netz, Regulation der Hormone (abgerufen am 17.10.2024) 

Dr. Bruno Niederle, Endokrines System (abgerufen am 17.10.2024)

Planet Wissen, Hormone (abgerufen am 17.10.2024)

Stiftung Gesundheitswissen, Das Hormonsystem – der Postdienst des Körpers (abgerufen am 17.10.2024)

DocCheck Flexikon, Hormon (abgerufen am 17.10.2024)

DocCheck Flexikon, Homöostase (abgerufen am 17.10.2024)

gesundheitsinformation.de, Was sind Hormone und welche Aufgaben haben sie? (abgerufen am 17.10.2024)

Studyflix, Homöostase (abgerufen am 17.10.2024)

Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege Konsumentenschutz, Testosteronmangel beim Mann (abgerufen am 17.10.2024)

Frauenärzte im Netz, Hormonstörungen (abgerufen am 17.10.2024)