Liebstöckel im Garten
  
  Dass Liebstöckel im Volksmund auch „Maggikraut“ genannt wird, kommt nicht von ungefähr. Zerreibt man die Blätter zwischen den Fingern, verströmen sie einen würzigen Geruch, der an Sellerie und eben jene bekannte Suppenwürze erinnert. Obwohl diese übrigens gar keinen Liebstöckel enthält. Verantwortlich für das charakteristisch würzige Aroma der Arzneipflanze ist das ätherische Öl reich an Alkylphthaliden. Diese Komponenten des Öls sind auch die wirksamkeitsbestimmenden Inhaltsstoffe des Liebstöckels. Die Pflanze scheint bereits eine sehr lange Tradition als Heilkraut zu haben, worauf die botanische Bezeichnung „Levisticum officinale“ hinweist: Denn „officinalis“ heißt so viel wie „in der Apotheke gebräuchlich“. Liebstöckel wird in der modernen Phytotherapie bei Beschwerden der Harnwege und zur Vorbeugung von Nierengrieß eingesetzt. Für die Herstellung wirksamer Arzneimittel benötigt man die Wurzeln des Liebstöckels.
  
  Botanik: Liebstöckel auf einen Blick
| Namen: | Liebstöckel, Levisticum officinale | 
| Weitere Bezeichnungen: | Maggikraut, Maggipflanze, falscher Sellerie, Selleriekraut, Nussstock, Lavas, Gichtstock, Labstock, Liebstengel, Liebstock | 
| Familie: | Doldengewächse (Apiaceae) | 
| Herkunft: | Westasien, seit über tausend Jahren auch in Europa und Nordamerika angebaut | 
| Standortbedingungen: | Kommt in unseren Breiten fast nur in angebauter Form vor, schätzt nährstoffreichen, durchlässigen bis humosen und frischen Boden, der Boden sollte überdies tiefgründig sein, bei der Pflanzung ist auf einen sonnigen Standort zu achten | 
| Wuchs: | Liebstöckel wächst als buschige, horstbildende, winterharte, krautige sowie aufrechte Staude mit starker Pfahlwurzel, die Pflanze wird bis zu zwei Meter hoch, besitzt große (ca. 70 cm lange/65 cm breite), dunkelgrün glänzende, längliche sowie gezähnte Fiederblätter, Blüten sind blassgelb und in großen Doppeldolden angeordnet, bis zu 7 mm lange gelb-braune Spaltfrüchte | 
| Blütezeit: | Juli bis August | 
| Einstufung (HMPC): | Liebstöckelwurzel (Levistici radix): Traditionelles pflanzliches Arzneimittel | 
Dem Liebstöckel wurden in früheren Zeiten zahlreiche Wirkungen zugeschrieben. Unter anderem geht man davon aus, dass die Pflanze als Aphrodisiakum eingesetzt wurde. Das hat der Pflanze allerdings nicht ihren Namen eingebracht. Man nimmt an, dass die deutsche Bezeichnung aufgrund einer Neubildung des lateinischen Wortes „levisticum“ und dem später altdeutschen Begriff „lubstecco“ entstanden ist. Der deutsche Arzt, Naturforscher und Botaniker Adam Lonitzer beschrieb den Liebstöckel im 16. Jahrhundert als schweiß- und harntreibend, den Magen erwärmend sowie verdauungsfördernd. Auch von der berühmten Heilkundigen Hildegard von Bingen wurde Liebstöckel im Mittelalter als Heilpflanze empfohlen. Sie beschrieb seine Kraft als wirksam bei Husten und Halsschmerzen.
Liebstöckel in unserem Arzneipflanzengarten
In großen Töpfen kann Liebstöckel mit erdhaltigem Substrat gut gedeihen. Aufgrund der Größe der Pflanze ist es allerdings ratsam, sie direkt im Garten einzupflanzen. So haben wir das auch in unserem Arzneipflanzengarten gemacht. Dafür haben wir einen sonnigen Standort gewählt, den das Doldengewächs sehr zu schätzen weiß. Als idealer Untergrund eignet sich ein nährstoffreicher, feuchter und eher kalkhaltiger Boden. Die Setzlinge haben wir mit einem Abstand von rund 50 cm in das Beet eingebracht. Liebstöckel braucht genügend Wasser. Die Blätter zupfen wir regelmäßig ab. Nicht nur, um damit frisch oder getrocknet Salate, Eintöpfe und Suppen zu würzen, sondern auch, weil sich dadurch kontinuierlich neue Triebe ausbilden. Im Herbst sterben die oberirdischen Teile des Liebstöckels ab. Dann erhält die Pflanze von uns eine ordentliche Portion Kompost. Im Frühjahr sorgen wir außerdem für eine ausreichende Düngung dieser Arzneipflanze.
Obwohl Liebstöckel in unseren Breiten ursprünglich gar nicht heimisch ist, dient er einer Vielzahl an Wildbienen sowohl als Nahrungsquelle als auch als Lebensraum. Im Sommer zeigen sich die blassgelben Blüten, die einen aromatischen Duft verströmen. Nach der Blüte entwickeln sich die Früchte, die in getrockneter Form ebenso wie die Blätter zum Würzen von Suppen oder Eintöpfen und in zerdrückter Form zum Aromatisieren von Brot oder Reis dienen können.
Schwabe Austria hat derzeit kein Arzneimittel mit Liebstöckel im Portfolio, aber wir finden nicht nur „unsere“, sondern auch andere Arzneipflanzen spannend und interessieren uns für alles, was in Österreich wächst sowie unseren „Schwabienen“ als Nahrung dient. So ist unser Arzneipflanzengarten auch zur Freude aller Mitarbeitenden – und als Lebensraum für wertvolle Insektenarten – angelegt.
Eigenschaften: So wirkt Liebstöckel
Als Hausmittel gilt die Wurzel des Liebstöckels als hilfreich bei Blähungen und als ein die Verdauung förderndes Mittel, das für diese Zwecke z. B. in Form von Tee zubereitet wird. Man findet die Wurzel allerdings ebenso in Elixieren und Schnäpsen als „Magenmittel“. Auch wenn diese Anwendung nicht wissenschaftlich belegt ist, wird dem Liebstöckel eine schleimlösende Wirkung nachgesagt, weshalb er in der Volksmedizin auch bei Erkrankungen der Atemwege eingesetzt werden kann.
In der wissenschaftsbasierten Pflanzenheilkunde, also der evidenzbasierten Phytotherapie, ist die traditionelle Anwendung von Liebstöckel zur Durchspülung der Harnwege medizinisch anerkannt. Verwendet wird für die Herstellung von Arzneimitteln die Wurzel von Liebstöckel, in der Fachsprache „Levistici radix“ genannt. Sie kommt zur Erhöhung der Harnmenge bei leichten Harnwegsbeschwerden zum Einsatz. Die Kommission E bescheinigt der Liebstöckelwurzel darüber hinaus vorbeugende und lindernde Eigenschaften bei Nierengrieß. Die Wirkung von Liebstöckel kann nur in entsprechenden Zubereitungen sowie Extrakten aus der Apotheke gesichert ein. Für eine Wirkung sind Qualität und Dosierung ausschlaggebend.
Liebstöckel wirkt:
- zur Erhöhung der Harnmenge
 - zur Durchspülung der Harnwege
 - unterstützend bei leichten Harnwegsbeschwerden
 
Medizinische Anwendungen
In Apotheken findet man Liebstöckel in verschiedenen Zubereitungen und Darreichungsformen in Fertigarzneimitteln. Diese sind zum Beispiel:
- Liebstöckelwurzel in geschnittener Form zur Teezubereitung
 - Tropfen, die wässrige Extrakte der Liebstöckelwurzel enthalten
 - Dragees mit pulverisierter Wurzel des Liebstöckels
 
Hinweis:
In Liebstöckel sind sogenannte Furano-Cumarine enthalten, die in Verbindung mit langanhaltender oder starker UV-Strahlung allergische Hautreaktionen begünstigen können. Vor allem, wenn der Pflanzensaft direkt in Kontakt mit der Haut kommt. Bei der innerlichen Anwendung und in den empfohlenen Dosierungen besteht dahingehend kein Risiko. Aber Menschen, die aufgrund einer eingeschränkten Herz- und Nierentätigkeit Ödeme haben, sollen Liebstöckelwurzel nicht anwenden. Generell gilt bei einer Therapie zur Durchspülung der Harnwege, dass entsprechend viel Wasser getrunken wird.
Achten Sie beim Kauf von pflanzlichen Produkten auf die Qualität. Nur bei einem Arzneimittel können Sie sicher sein, dass Qualität und Wirkungsprofil zur Behandlung passen. Die Phytotherapie ist nämlich: die Behandlung einer Erkrankung / Beschwerde mit einem pflanzlichen Arzneimittel. Pflanzliche Arzneimittel sind genau wie andere Medikamente zu sehen.
Tipp:
Lesenswerte Pflanzen-Porträts finden Sie des Weiteren in Fritz-Gameriths-Phytoblog.
Autoren: Redaktionsteam Schwabe Austria
Aktualisiert: 07.05.2025
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