Wacholder im Garten
  
  Ob im Sauerkraut, zu einem kräftigen Braten oder einem deftigen Ragout – Wacholderbeeren gelten in der heimischen Küche als beliebtes Gewürz. Allerdings eines, das aufgrund seines intensiven Geschmacks am besten nur sparsam eingesetzt wird. Der bittere, harzig-würzige bis süßliche Geschmack der Wacholderbeeren wird ansonsten rasch zu intensiv. Wacholderbeeren können zum Würzen als ganze Beere sowie zerdrückt und zerstampft zum Einsatz kommen. Frischer Wacholder ist dabei weniger intensiv im Geschmack als getrocknete Wacholderbeeren. Die Bezeichnung Gin stammt übrigens vom altfranzösischen Namen für Wacholder. Der Spiritus aus Wacholder wird häufig mit Tonic zu einem Longdrink kombiniert.
  
  Doch nicht nur bei Speisen und Getränken zeigt Wacholder seine Vorzüge. Sowohl seine Beeren als auch sein Öl werden in der Phytotherapie unter anderem innerlich zur Durchspülung der Harnwege als Unterstützung bei Beschwerden des Harntraktes eingesetzt wie ein Harnwegsinfekt. Äußerlich wirkt das Wacholderöl lindernd bei Schmerzen in den Gelenken und Muskeln.
Botanik: Wacholder auf einen Blick
| Name: | Wacholder, Juniperus communis | 
| Weitere Bezeichnung: | Gemeiner Wacholder, Heide-Wacholder, Kranewittbaum, Weihrauchbaum, Reckholder, Machandelbaum, Feuerbaum | 
| Familie: | Zypressengewächse (Cupressaceae) | 
| Herkunft: | Europa, Nordamerika, Asien | 
| Standortbedingungen: | Sonnig bis halbschattig auf eher trockenem, nährstoffarmem, normalem bis lehmigem Boden mit saurem pH-Wert, daher wild vor allem an sonnigen Magerwiesen, lichten Wäldern, Felsgebüschen und Heiden zu finden | 
| Wuchs: | Immergrüner Strauch mit säulenförmigem Wuchs, der in Ausnahmefällen über 10 m hoch werden kann, normalerweise bis 3 m hoch, sehr spitz auslaufende nadelförmige ca. 2 cm große Blätter mit blauweißen Wachsstreifen an der Oberseite. Aufrecht stehende weibliche Blüten und gelbliche männliche Blüten in elliptischer Form. Bildet bläulich schwarze, kugelige Scheinbeeren aus (Wacholderbeeren) | 
| Blütezeit: | Von Mai bis Juli | 
| Einstufung (HMPC): | Wacholderbeeren und Wacholderöl: Traditionelles pflanzliches Arzneimittel | 
Vom Wacholder gibt es rund 60 verschiedene Arten. Bei uns ins Europa sind nur zwei davon heimisch. Einer davon ist der Heide-Wacholder, der in drei Unterarten wild vorkommt, sowie bei uns auch für Gärten kultiviert wurde. Die Wacholderbeeren gelten als schwach giftig. Verzehrt man sie übermäßig, kann das zu Bauchschmerzen sowie Übelkeit führen und die Schleimhäute reizen. Auch eine Reizung der Nieren ist bei übermäßigem Wacholderkonsum zu erwarten. Allerdings ist das Risiko, zu viel Wacholder als Gewürz zu sich zu nehmen, relativ gering – denn die trockenen Früchte sind äußerst bitter. In der Regel führt man sich also nicht zu viel davon zu. Einzig Betroffene einer chronischen Funktionsstörung der Nieren sollten Wacholder sehr vorsichtig genießen.
Die reifen Beerenzapfen sind für zahlreiche Vogelarten beliebte Nahrungsquelle. Dazu gehören Raben, Krähen, Wachteln und die – ihrem Namen alle Ehre machende – Wacholderdrossel. Die Vögel tragen durch ihre Ausscheidungen zur Verbreitung der Samen der Pflanze bei. Diese überstehen die Darmpassage der Vögel nämlich unversehrt. Der Wacholder liefert allerdings nicht nur Nahrungsgrundlage, sondern dient auch insgesamt 40 Vogelarten als Nistplatz.
Wacholder in unserem Arzneipflanzengarten
Für den Wacholder im Arzneipflanzengarten haben wir einen relativ sonnigen Standort gewählt. Denn ein sehr schattiger Platz tut dem ansonsten recht anpassungsfähigen Strauch nicht besonders gut. Als lichthungrige Pflanze kommt er sowohl mit großer Hitze und streckenweise auch mit Trockenheit gut zurecht. Die frostharte Pflanze braucht im Winter keinen besonderen Schutz, sofern sie gut angewurzelt ist. Die beste Zeit, um Wacholder mit Ballen in den Garten zu pflanzen, ist übrigens der späte Herbst bis in den November hinein, wenn der Boden noch genug Restwärme hat, um das Einwurzeln zu erleichtern. Ein ausreichendes Einwurzeln ist nicht nur aufgrund der Frostverträglichkeit wichtig, sondern auch, damit der Wacholder über das Wurzelwerk ausreichend Flüssigkeit im Winter erhält.
Sofern der Wacholder auf einem gut durchlässigen, bevorzugt trocken, nährstoffarmen Boden gepflanzt wurde, braucht er keinen besonderen Pflegeaufwand mehr. Nur in den ersten Jahren seiner Pflanzung benötigt er bei längeren Trockenperioden etwas Wasser. Später kommt er auch ohne Gießen mit Hitzephasen meist gut zurecht. Sofern man keine besondere Form forcieren möchte, muss Wacholder auch nicht zurück geschnitten werden. Er treibt nach einem Rückschnitt auch relativ schwer wieder aus. Prinzipiell kann man den Strauch aber in jeder Jahreszeit mit der Heckenschere bearbeiten – er ist schnittverträglich.
Schwabe Austria hat derzeit kein Arzneimittel mit Wacholder im Portfolio, aber wir finden nicht nur „unsere“, sondern auch andere Arzneipflanzen spannend und interessieren uns für alles, was in Österreich wächst. So ist unser Arzneipflanzengarten auch zur Freude aller Mitarbeitenden – und als Lebensraum – angelegt.
Eigenschaften: So wirkt Wacholder
Während man früher auch das Holz des Gemeinen Wacholder zu Heilzwecken einsetzte, ist dieser Teil der Pflanze heute in der modernen Phytotherapie nicht mehr relevant. Für die Herstellung pflanzlicher Arzneimittel werden mittlerweile ausschließlich die reifen Beerenzapfen – also die Wacholderbeeren – verwendet. Aus diesen kann durch Wasserdampfdestillation das ebenso arzneilich verwendete Wacholderöl gewonnen werden. Dieses ätherische Öl ist für den charakteristischen Wacholdergeruch verantwortlich, den die Beeren verströmen, wenn man sie zerreibt. Neben dem ätherischen Öl gehören vor allem Catechingerbstoffe, Invertzucker, Diterpene und Leucoanthocyane zu den relevanten Inhaltsstoffen der Arzneidroge.
Wacholder wirkt:
- zur Durchspülung der Harnwege
 - unterstützend bei leichten Harnwegsbeschwerden
 - gegen dyspeptische Beschwerden
 - bei Blähungen
 - gegen leichte Muskel- und Gelenkschmerzen
 
Sowohl Wacholderbeeren als auch das Wacholderöl sind als traditionelle pflanzliche Arzneimittel anerkannt. Innerlich werden Zubereitungen des Wacholders bei leichten Harnwegsbeschwerden zur Durchspülung der Harnwege angewendet. Sie kommen auch bei Völlegefühl, Übelkeit, Bauchschmerzen sowie Sodbrennen – den sogenannten dyspeptischen Beschwerden – und Blähungen zum Einsatz. Wacholderöl kann auch äußerlich als Einreibung angewendet werden. Hier ist die Wirkung gegen leichte Gelenk- und Muskelschmerzen medizinisch anerkannt. Die Wirkung von Wacholder kann nur in entsprechenden Zubereitungen sowie Extrakten aus der Apotheke gesichert sein.
Medizinische Anwendungen
In Apotheken findet man Wacholder in verschiedenen Zubereitungen und Darreichungsformen in Fertigarzneimitteln. Diese sind zum Beispiel:
- Einreibungen mit Wacholderöl
 - Magensaftresistente Kapseln mit Wacholderöl
 - Wacholderbeeren in gequetschter Form zur Teezubereitung
 - Wacholderbeeren zum Kauen
 
Hinweis:
Die gleichzeitige Anwendung von Wacholderbeeren mit anderen entwässernden Arzneimitteln muss vermieden werden. Menschen, die von einer Nierenerkrankung betroffen sind, dürfen Arzneimittel mit Wacholderbeeren nicht anwenden. Bei der innerlichen Einnahme von Wacholder muss auf ausreichend Flüssigkeitszufuhr geachtet werden, um eine sichere Durchspülungstherapie zu gewährleisten.
Achten Sie beim Kauf von pflanzlichen Produkten auf die Qualität. Nur bei einem Arzneimittel können Sie sicher sein, dass Qualität und Wirkungsprofil zur Behandlung passen. Die Phytotherapie ist nämlich: die Behandlung einer Erkrankung / Beschwerde mit einem pflanzlichen Arzneimittel. Pflanzliche Arzneimittel sind genau wie andere Medikamente zu sehen.
Tipp:
Lesenswerte Pflanzen-Porträts finden Sie des Weiteren in Fritz-Gameriths-Phytoblog.
Autoren: Redaktionsteam Schwabe Austria
Aktualisiert: 02.05.2025
>> Zurück zur Übersicht der Arzneipflanzen im Garten