Schreibaby
Alle Babys weinen und schreien und das ist auch gut so: Denn gerade am Anfang ihres Lebens ist das die wichtigste Form, um sich den Eltern mitzuteilen. Wenn das Schreien ein normales Maß übersteigt, so gibt es Handlungsbedarf. Definition, Ursachen und Hilfemöglichkeiten bei Schreibabys.
Babys schreien – durchschnittlich zwei Stunden täglich in ihren ersten Lebenswochen. Und es gibt eine Vielzahl an Gründen, warum Babys weinen und schreien.
Je älter die Babys werden, desto mehr nimmt die Schreizeit im Schnitt ab. Mit etwa drei Monaten schreien die Kleinen laut Statistik nur mehr etwa eine Stunde und zehn Minuten täglich. So weit so gut. Doch was, wenn sich das Baby schreitechnisch nicht an die Statistik halten will?
„Habe ich ein Schreibaby?“ Ab wann ein Baby als Schreibaby gilt
Einige Babys weinen und brüllen über Stunden hinweg. Jeder Versuch, das Baby zu beruhigen scheitert, auch wenn alle vordergründigen Bedürfnisse gestillt sind. In dem Fall fragen sich viele Eltern: „Habe ich ein Schreibaby?“ Die Antwort ist: Es kann sein. Allerdings gibt es hierfür eine genaue Definition: Von Schreibabys spricht man dann, wenn die Kleinen übermäßig beziehungsweise exzessiv schreien und das Schreien im Bereich der folgenden Kriterien erfüllt ist:
- Das Baby schreit mehr als drei Stunden am Tag.
- Das Baby schreit öfter als drei Mal die Woche in diesem Ausmaß.
- Das Schreien in der genannten Intensität hält zumindest für drei Wochen an.
Bleibt ein Schreibaby ein Schreibaby?
Laut einer Studie der britischen University of Warwick war in den ersten sechs Lebenswochen bis zu einem Viertel der untersuchten Babys der Kategorie Schreibabys zuzuordnen. Die gute Nachricht ist: Der für Eltern oft überfordernde Stress des Dauerweinens hält nur in den allerseltensten Fällen lange an. Schon drei Lebenswochen später, konnten die Forscher der britischen Universität zeigen, fielen nur mehr 11 Prozent der Babys unter die Definition der Schreibabys. Und ab dem Alter von drei Monaten waren überhaupt nur mehr 0,6 Prozent der Kleinen von übermäßigem Schreien betroffen.
Die Chance, dass die anstrengende Phase nur wenige Wochen andauert, ist also groß. Doch die Wochen des Dauerschreiens wirken für betroffene Eltern wie eine zermürbende Ewigkeit. Es ist daher wichtig, sich mit einem Schreibaby Hilfe zu holen, bevor die Überforderung zu groß wird.
Welche Ursachen sorgen dafür, dass Babys zu Schreibabys werden?
Die Ursachen, weshalb ein Baby zum Schreibaby wird, sind noch nicht restlos geklärt. Im Moment kommen sowohl körperliche und soziale als auch psychische Faktoren als Auslöser des übermäßigen Schreiverhaltens in Frage, doch die Wissenschaft konnte sich bisher noch nicht eindeutig auf bestimmte Ursachen einigen. Diskutiert werden in der Fachliteratur unter anderem derzeit folgende Möglichkeiten, die zu exzessivem Schreien führen:
- Geringere Fähigkeit des Babys, Reize aufzunehmen und sich zu beruhigen
- Störungen in der Eltern-Kind-Interaktion
- Probleme und Beziehungskonflikte der Eltern
- Bindungsproblematiken zwischen Eltern und Kind
- Pränataler Stress
- Genetische Faktoren
- Körperliche Belastungssituationen wie die rasche Zunahme an Körpergewicht des Babys
- Schmerzen oder sonstige körperliche Auslöser
Was Sie im Umgang mit einem Schreibaby tun können
Problematisch bei Schreibabys ist, dass sie sich eben im Vergleich zu Kindern, die in normalem Ausmaß schreien, oftmals schwer bis gar nicht beruhigen lassen, obwohl alle Bedürfnisse gestillt sind. Klassische Beruhigungsmethoden sollten zur Überbrückung kritischer Schreiphasen dennoch eingesetzt werden. Was Sie darüber hinaus beachten sollten, wenn Sie ein Schreibaby zu Hause haben:
Struktur schaffen | Ein regelmäßiger Tagesrhythmus, auf den sich Ihr Baby einstellen kann, ist gerade für Schreibabys oft besonders wichtig. |
Reize reduzieren | Man nimmt an, dass es hauptsächlich Reizüberflutung ist, die dafür sorgt, dass Babys exzessiv schreien. Wichtig ist also, die Reize, denen das Kind täglich ausgesetzt ist, so gut wie möglich zu reduzieren. |
Stress abbauen | Auch der innere Stress der nahen Bezugspersonen wird als möglicher auslösender Faktor für Schreibabys genannt. Dies kann oft ein Teufelskreis sein, denn es kann Eltern nervös machen, wenn sie das Baby nicht beruhigen können. Das erzeugt Stress, den wiederum das Baby spürt und darauf möglicherweise mit Schreien reagiert. Versuchen Sie, sich bewusst Zeit zu nehmen, um zu entspannen und Phasen zu finden, in denen Sie alle Fünf gerade sein lassen und zur Ruhe kommen können. |
Wichtige Tipps für Eltern von Schreibabys
Die unglaublich emotionale und körperliche Belastung, die ein Schreibaby für Eltern bedeutet kann kaum zu überschätzen sein. Erschöpfungssyndrome und gefährliche Kurzschlussreaktionen können die Folge sein. Es ist daher für Mütter und Väter von Schreibabys von zentraler Bedeutung, zu wissen, dass es Hilfe gibt.
Schreibaby-Tipp 1: Achten Sie auf sich selbst
Auch wenn es noch so schwerfällt: Sie müssen jetzt auch auf sich selbst und auf Ihre Bedürfnisse achten. Bitten Sie einen vertrauensvollen Freund oder Verwandten, sich für einige Zeit um Ihr schreibendes Baby zu kümmern, damit Sie etwas Schlaf, Erholung und Ruhe finden können. So können Sie im Anschluss wieder ganz für Ihr Baby da sein.
Schreibaby-Tipp 2: Schütteln Sie Ihr Baby niemals!
Die Überforderung, die ein dauerhaft schreiendes Kind mit sich bringt, gehört zu den häufigsten Faktoren, die eine Kurzschlussreaktion wie das Schütteln des Babys auslösen. Wenn Sie bemerken, dass Sie so verzweifelt, wütend und überfordert sind, dass Sie ihr Kind am liebsten packen und schütteln würden, legen Sie das Baby an einem sicheren Platz ab, verlassen Sie kurzzeitig den Raum, atmen tief ein und aus, rufen bei Bedarf einen Vertrauten oder eine Krisenhotline an und beruhigen Sie sich. Erst wenn Sie wieder ruhig und bei ganz klarem Verstand sind, nähern Sie sich Ihrem Kind wieder. Das Schütteln eines Kleinkindes kann den Tod des Babys zur Folge haben!
Schreibaby-Tipp 3: Holen Sie sich professionelle Hilfe!
Es ist keine Schande, sondern ein Zeichen von Elternliebe und Verantwortung, sich professionelle Hilfe zu holen. Diese findet man in Österreich in sogenannten Schreiambulanzen, in denen Sie Beratung, Unterstützung, erste Entlastung und Handlungsmöglichkeiten von Kinderärzten und psychologisch geschulten Experten zum Thema erhalten.
Wo man in Österreich Ambulanzen für Schreibabys findet
An folgende Stellen können Sie sich wenden, wenn Sie ein Schreibaby zu Hause haben:
- Baby-care-Ambulanzim Kaiser-Franz-Josef-Spital in Wien
- Psychosomatische Ambulanz für Säuglinge, Kinder- und Jugendliche im Wilhelminenspital in Wien (Telefon: +43 1 491 50-2912)
- Salzkammergut Klinikum Vöcklabruck in Oberösterreich
- Ambulanz für Schrei-, Schlaf- und Fütterungsprobleme in der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde in Salzburg
- Psychologische Säuglings- und Kleinkindberatung in der Universitätsklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter in Innsbruck
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