Melisse im Garten
  
  Ob als köstlicher Sirup, Gelee, Tee oder als Beigabe zu Obstsalaten – die Zitronenmelisse lässt sich in der heimischen Küche vielseitig verwenden. Das angenehme und schmackhafte Aroma mit kräftiger Zitrusnote macht die bewährte Heilpflanze zu einem beliebten Begleiter, wenn es um kulinarische Erfrischungen geht. Für den an Zitronen erinnernden Geschmack sind übrigens vorwiegend die Substanzen Citral und Citronellal verantwortlich, die im ätherischen Öl der Melissenblätter enthalten sind. Doch die Melisse ist nicht nur ein erfrischender Allrounder in der Zubereitung von Speisen und Drinks. Sie wird auch in der modernen Phytotherapie geschätzt. Ihre Einsatzgebiete als Arzneipflanze sind dabei vielfältig: Sie hilft gegen Fieberblasen, wird bei Einschlafproblemen sowie gegen Symptome von Stress und bei leichten Beschwerden des Verdauungssystems – wie Blähungen – angewendet.
  
  Botanik: Melisse auf einen Blick
| Namen: | Melisse, Melissa officinalis | 
| Weitere Bezeichnung: | Zitronenmelisse, Bienenblatt, Herzkraut, Honigblatt, Zitronenkraut | 
| Familie: | Lippenblütler (Lamiaceae) | 
| Herkunft: | Europa, Nordafrika, Westasien | 
| Standortbedingungen: | Sonnig bis halbschattig, auf durchlässigem bis humosem, frischen bis trockenem (zu lange Trockenphasen ungünstig), warmem und nährstoffreichem Boden, am besten mit Sand oder Lehm | 
| Wuchs: | Melisse wächst als winterharte, ausdauernde sowie krautige Staude mit einem verästelten vierkantigen Stängel und wird bis zu einem Meter hoch, bildet als Flachwurzler ein kriechendes Rhizom aus, besitzt breitlanzettliche, gestielte grüne Blätter sowie lippenförmige, zweilippige blass-weiße Blüten als Scheinquirlen angeordnet. | 
| Blütezeit: | Juni bis August | 
| Einstufung (HMPC): | Traditionelles pflanzliches Arzneimittel, Arzneimittel-Zulassung (Lippenherpes) | 
Ihren Ursprung hat die Melisse im asiatischen Raum bzw. am östlichen Mittelmeer. Mittlerweile ist sie auch in Mitteleuropa längst kultiviert und wächst in unseren Breiten teilweise auch wild. Ihre Blüten sind in sogenannten Halbquirlen angeordnet und zeigen sich in blassem Weiß in den Sommermonaten zwischen Juni und August. Bekannt ist die Zitronenmelisse aber vor allem für ihre aromatischen, gegenständigen und breit eiförmigen Blätter mit gesägtem Blattrand und kurzem Stiel. Auf der Blattoberfläche befinden sich Drüsenschuppen, die ätherisches Öl enthalten, das durch Zerreiben der Blätter frei wird und den charakteristischen, an Zitrone erinnernden Geruch freisetzt. Verantwortlich dafür sind die Monoterpen-Aldehyde Citronellal und Citral. Beide Substanzen sind auch in Zitrusfrüchten enthalten.
Melisse in unserem Arzneipflanzengarten
Nicht nur wir Menschen schätzen den Duft der Zitronenmelisse. In unserem Arzneipflanzengarten ist zu beobachten, dass Hummeln und Honigbienen die Arzneipflanze besonders gerne anfliegen. Dass die Blüten der Melisse bei Bienen so begehrt sind, zeigt sich bereits im Namen der Pflanze: „Melissa“ bedeutet auf Griechisch so viel wie „Biene“ und „Meli“ heißt übersetzt „Honig“. Wir haben für die Zitronenmelisse in unserem Arzneipflanzengarten einen Standort gewählt, der den Plätzen entspricht, an denen die Melisse bevorzugt wild wächst. Sie wurde daher in einem warmen und sonnigen Bereich des Gartens gesetzt und profitiert dort von einem nährstoffreichen Boden. Die Zitronenmelisse schätzt gleichmäßige Wässerung, denn sie verträgt weder Staunässe noch lange Trockenperioden gut. Ansonsten gilt die Melisse als relativ pflegeleicht.
Sie gedeiht auch in Pflanzkübeln sowie in kleinen Blumentöpfchen am Fensterbrett gut. Sät man die Zitronenmelisse im Kräuterbeet aus, ist auf gleichmäßige Wärme sowie Feuchtigkeit zu achten. Die Samen dürfen außerdem nur geringfügig mit Erde bedeckt werden, denn die Melisse ist ein Lichtkeimer. Man kann Zitronenmelisse allerdings auch mit in Wasser vorgezogenen Stecklingen direkt in feuchte Erde einsetzen. Die Blätter unserer Zitronenmelisse ernten wir im Arzneigarten im späten Frühling bzw. Frühsommer – jedenfalls kurz bevor sie zu blühen beginnt. Denn zu diesem Zeitpunkt enthalten die Blätter die höchste Konzentration an ätherischem Öl und schmecken entsprechend besonders kräftig nach erfrischender Zitrone.
Schwabe Austria hat derzeit kein Arzneimittel mit Zitronenmelisse im Portfolio, aber wir finden nicht nur „unsere“, sondern auch andere Arzneipflanzen spannend und interessieren uns für alles, was in Österreich wächst sowie unseren „Schwabienen“ als Nahrung dient. So ist unser Arzneipflanzengarten auch zur Freude aller Mitarbeitenden – und als Lebensraum für wertvolle Insektenarten – angelegt.
Eigenschaften: So wirkt Melisse
Wie schon der Beiname „officinalis“ der botanischen Bezeichnung von Zitronenmelisse vermuten lässt, hat sie eine lange Tradition als Heilpflanze. Besonders bekannt ist der sogenannte „Melissengeist“. Dabei handelt es sich um einen alkoholischen Blätterauszug, dessen Geschichte bis ins Jahr 1200 zurück reicht. Bereits zu dieser Zeit versuchten Einsiedlermönche, durch Destillation der Natur ihre Kraft zu entlocken, um sich in dieser Form ihre gesundheitsfördernden Eigenschaften zunutze zu machen. Heute versteht man unter Melissengeist meist ein alkoholisches Mischdestillat, für das auch andere Arzneidrogen – darunter z. B. Nelken und Zimtrinde – gemeinsam mit der Melisse angesetzt und destilliert werden. In der Volksmedizin kommt der Zitronenmelisse bei vielen verschiedenen Beschwerden Bedeutung bei. So gilt sie unter anderem als schweißtreibendes Mittel sowie als stärkend für den Kreislauf.
In der Phytotherapie, der wissenschaftsbasierten Pflanzenheilkunde, sticht die Melisse derzeit vor allem bei Herpes labialis – also Fieberbläschen an den Lippen – hervor. Melissenblätter sind daher vom HMPC zugelassen und wirken durch klinische Daten belegt äußerlich bei Herpesinfektionen der Lippen. Verantwortlich für diese Wirkung der Zitronenmelisse ist unter anderem die enthaltene Rosmarinsäure. Gemeinsam mit weiteren Substanzen der Arzneipflanze sorgen die Inhaltsstoffe dafür, dass die Anheftung von Viren an bestimmte Zellen gehemmt wird, was sowohl das Endringen als auch die Vermehrung der Viren unterbindet.
Die Zitronenmelisse kommt außerdem als traditionelles pflanzliches Arzneimittel zur Anwendung – und das bei verschiedenen Symptomen: Medizinisch anerkannt ist die Wirkung der Arzneipflanze etwa bei Symptomen von Stress, wie z. B. Unruhe und Reizbarkeit, sie unterstützt bei Schlafproblemen sowie bei leichten Beschwerden von Magen und Darm, wie Blähungen. Die Wirkung der Melissenblätter kann nur in entsprechenden Zubereitungen und Extrakten aus der Apotheke gesichert ein. Für eine Wirkung sind Qualität und Dosierung ausschlaggebend.
Melisse wirkt:
- beruhigend
 - antibakteriell, antiviral
 - entblähend, krampflösend
 - äußerlich angewendet bei Herpes (Lippenbläschen durch Herpes simplex HSV-1 und HSV-2)
 
Medizinische Anwendungen
In Apotheken findet man Melissenblätter unter der pharmazeutischen Bezeichnung Melissae folium in verschiedenen Zubereitungen und Darreichungsformen in Fertigarzneimitteln. Diese sind zum Beispiel:
- Melissenblätter in geschnittener Form zur Bereitung von Teeaufgüssen
 - Flüssigkeiten mit Fluidextrakt
 - Tropfen mit alkoholischen Auszügen aus Melissenblättern
 - Salbe mit Melissenblättertrockenextrakt
 - Tabletten, Dragees oder löslicher Tee mit Trockenextrakt aus Melissenblättern
 
Hinweis:
Achten Sie beim Kauf von pflanzlichen Produkten auf die Qualität. Nur bei einem Arzneimittel können Sie sicher sein, dass Qualität und Wirkungsprofil zur Behandlung passen. Die Phytotherapie ist nämlich: die Behandlung einer Erkrankung / Beschwerde mit einem pflanzlichen Arzneimittel. Pflanzliche Arzneimittel sind genau wie andere Medikamente zu sehen.
Tipp:
Lesenswerte Pflanzen-Porträts finden Sie des Weiteren in Fritz-Gameriths-Phytoblog.
Autoren: Redaktionsteam Schwabe Austria
Aktualisiert: 07.05.2025
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