Johanniskraut im Garten
  
  Johanniskraut besticht von Juni bis August durch seine vielen gelben Blüten mit den auffällig langen Staubblättern. Die sternförmigen, kronblättrigen und duftenden Blüten zieren im Sommer nicht nur unseren Arzneipflanzengarten. Johanniskraut ist vielmehr recht genügsam und wächst daher in ganz Europa an Wegrändern, in Gebüschen oder auf Magerwiesen. Als Heilpflanze besitzt das Johanniskraut eine lange Tradition. In der antiken Medizin sowie der frühen Volksmedizin kam die Arzneipflanze unter anderem zur Stabilisierung des Kreislaufs, bei Symptomen der Perimenopause, bei Wechseljahresbeschwerden sowie als galletreibendes Mittel zum Einsatz. In der modernen Phytotherapie steht vor allem die Wirkung der Arzneipflanze bei milden Formen der Depression im Vordergrund.
  
  Botanik: Johanniskraut auf einen Blick
| Namen: | Tüpfel-Johanniskraut, Johanniskraut, Hypericum perforatum | 
| Weitere Bezeichnungen: | Johannisblut, Wundkraut, Blutkraut, Herrgottsblut, Jesuwundenkraut | 
| Familie: | Johanniskrautgewächse (Hypericaceae) | 
| Herkunft: | Europa, Nordafrika, Westasien – in vielen Regionen eingebürgert | 
| Standortbedingungen: | Kommt sowohl in den Ebenen als auch im Gebirge vor, wächst auch auf trockenen, mageren Böden, bevorzugt sonnige bis halbschattige Standorte, kann Wurzeldruck vertragen und daher zur Unterpflanzung von Bäumen dienen | 
| Wuchs: | Johanniskraut wächst als Staude mit aufrechtem Stängel, die sommergrüne Schaftpflanze besitzt längliche Blätter mit charakteristischen Flecken, die durch die eingelagerten Ölbehälter entstehen, wird bis zu 60 cm hoch | 
| Blütezeit: | Von Ende Juni bis in den Spätsommer hinein | 
| Einstufung (HMPC): | Tüpfel-Johanniskraut (Hyperici herba): traditionelles pflanzliches Arzneimittel (well-established use) | 
Für Johanniskraut sind zahlreiche Trivialnamen bekannt, die sich nicht nur aus der früher angenommenen Heilwirkung der Pflanze ergeben. Bezeichnungen wie Johannisblut, Blutkraut oder Herrgottsblut gehen auch auf eine Besonderheit der Pflanze zurück: Zerreibt man nämlich die frischen Blüten der Pflanze, verfärben sich die Finger rot. Der Grund dafür ist das dunkelrote Hypericin, das sich in den drüsigen Ölbehältern der Blüte befindet. Ein weiterer Trivialname leitet sich von den äußerst harten Stängeln der Pflanze ab, weshalb die Pflanze im Volksmund auch „Tüpfel-Hart-Heu“ genannt wird. Das „Tüpfel“ im Tüpfel-Johanniskraut beschreibt übrigens die Punktierung der Blätter, die man besonders deutlich sehen kann, wenn man ein Blatt gegen das Licht hält.
Johanniskraut in unserem Arzneipflanzengarten
Das Johanniskraut ist eine recht genügsame Pflanze, weshalb sie auch in Steingärten gerne gepflanzt wird. Wir haben in unserem Arzneipflanzengarten dafür gesorgt, dass es das Johanniskraut sonnig hat. Das bekommt der Pflanze außerordentlich gut. Schatten kann Johanniskraut hingegen nicht gut leiden, obwohl die Pflanze ansonsten keine großen Ansprüche stellt, sofern man Staunässe verhindert. Da sie relativ wenige Nährstoffe benötigt, sollte man auf jeden Fall auch darauf achten, die Arzneipflanze nicht zu viel zu düngen. Ansonsten fühlt sie sich auf frischem und mäßig trockenem Boden gleichermaßen wohl. Wichtig ist nur, Johanniskraut auf tiefgründigem Boden zu pflanzen, da es eine kräftige, spindelförmige Wurzel ausbildet, womit es bis zu einem halben Meter tief wurzeln kann.
Die bis zu drei cm langen ovalen bis linealischen Blätter mit den charakteristischen Punkten stehen gegenständig an einem aufrechten, kräftigen Stängel. Im Sommer erfreuen wir uns an den goldgelben Blüten, die in Trugdolden Ende Juni an der Pflanze erscheinen. Dass sie rund um den Johannistag am 24. Juni blühen, hat der Pflanze ihren Gattungsnamen eingebracht. Aber nicht nur für unser Auge haben die Johanniskrautblüten viel zu bieten. Sie bilden reichhaltig Pollen aus, wodurch verschiedene Wildbienen sowie unsere Honigbienen und Hummeln sich daran bedienen. Auch mehrere Schmetterlingsarten nutzen das Johanniskraut als Futter für ihre Raupen.
Schwabe Austria hat derzeit kein Arzneimittel mit Johanniskraut im Portfolio, aber wir finden nicht nur „unsere“, sondern auch andere Arzneipflanzen spannend und interessieren uns für alles, was in Österreich wächst sowie unseren „Schwabienen“ als Nahrung dient. So ist unser Arzneipflanzengarten auch zur Freude aller Mitarbeitenden – und als Lebensraum für wertvolle Insektenarten – angelegt.
Eigenschaften: So wirkt Johanniskraut
Vom Johanniskraut werden in der Phytotherapie die getrockneten Triebspitzen mit Blüten sowie auch die Blätter und der Stängel medizinisch verwendet. Für die Herstellung der Arzneidroge wird Johanniskraut aus pharmazeutischem Anbau verwendet, z. B. aus Deutschland oder Osteuropa. Die Arzneipflanze enthält neben Hypericinen und Flavonoiden auch das sogenannte Hyperforin. Man geht davon aus, dass jener Stoff die synaptosomale Aufnahme von bestimmten Neurotransmittern wie Serotonin oder Dopamin hemmen könnte. Für die antidepressive Wirkung von Johanniskraut scheint allerdings kein Einzelstoff, sondern eine Synergie der verschiedenen Inhaltsstoffe der Pflanze verantwortlich zu sein.
Johanniskraut hat sich in der kurzzeitigen Behandlung von leichten depressiven Verstimmungen bewährt. Zubereitungen aus der Pflanze sind jedoch auch in anderen Bereichen als traditionelle pflanzliche Arzneimittel anerkannt. Die Wirkung von Johanniskraut kann nur in entsprechenden Zubereitungen und Extrakten aus der Apotheke gesichert sein. Für eine Wirkung sind Qualität und Dosierung ausschlaggebend.
Johanniskraut wirkt:
- bei zeitweiliger mentaler Erschöpfung
 - gegen nervöse Unruhe und Einschlafprobleme
 - äußerlich bei leichten Entzündungen der Haut (etwa Sonnenbrand)
 - gegen leichte Beschwerden von Magen und Darm
 
Medizinische Anwendungen
In Apotheken findet man Johanniskraut in verschiedenen Zubereitungen und Darreichungsformen in Fertigarzneimitteln. Diese sind zum Beispiel:
- geschnittenes Kraut zur Teezubereitung
 - flüssige Extrakte zu innerlichen sowie äußerlichen Behandlung
 - Frischpflanzenpresssaft
 - Trockenextrakte in Tabletten oder Kapseln
 
Johanniskraut ist für die Therapie milder Formen der Depression medizinisch anerkannt („well-established use“). Als traditionell pflanzliches Arzneimittel wird das Johanniskraut außerdem zur Behandlung leichter dyspeptischer Beschwerden, bei Nervosität, Schlafproblemen, mentaler Erschöpfung, kleinen Hautentzündungen und Wunden eingesetzt.
Hinweis:
Johanniskraut hat aufgrund des Hypericingehalts sogenannte photosensibilisierende Effekte. Das bedeutet, dass man bei hohen Dosen von Johanniskraut-Präparaten insbesondere bei empfindlicher Haut Sonneneinstrahlung vermeiden sollte. Darüber hinaus kann es unter der Einnahme von Johanniskraut zu Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln kommen, zum Beispiel eine abgeschwächte Wirkung der Antibabypille. Die Wirkung anderer Antidepressiva kann hingegen verstärkt werden. Bei bestehender Medikation sollte die Einnahme von Johanniskraut-Präparaten mit einer Ärztin/einem Arzt besprochen werden.
Achten Sie beim Kauf von pflanzlichen Produkten auf die Qualität. Nur bei einem Arzneimittel können Sie sicher sein, dass Qualität und Wirkungsprofil zur Behandlung passen. Die Phytotherapie ist nämlich: die Behandlung einer Erkrankung / Beschwerde mit einem pflanzlichen Arzneimittel. Pflanzliche Arzneimittel sind genau wie andere Medikamente zu sehen.
Tipp:
Lesenswerte Pflanzen-Porträts finden Sie des Weiteren in Fritz-Gameriths-Phytoblog.
Autoren: Redaktionsteam Schwabe Austria
Aktualisiert: 07.05.2025
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