Was ist Bakterielle Vaginose?
Wenn sich der weibliche Ausfluss verändert, kann dahinter eine Bakterielle Vaginose stecken. Worum es sich dabei handelt, wer davon betroffen sein kann und wie man sie wieder los wird.
„Bakterielle Vaginose“ – wenn der Gynäkologe diese Worte ausspricht, so wissen viele Frauen erst einmal nicht, was sie mit dieser Diagnose anfangen sollen. Denn Themen rund um die vaginale Gesundheit sind auch heute noch vielfach ein Tabuthema. Dabei gehört die Bakterielle Vaginose zu den häufigsten Scheideninfektionen bei Frauen. Man schätzt, dass jede fünfte von hundert Frauen von der Infektion betroffen ist.
Was ist Bakterielle Vaginose
In einer gesunden Scheidenflora tümmeln sich eine Vielzahl an verschiedenen Mikroorganismen. Großer Teil davon sind Milchsäurebakterien, die dafür sorgen, dass in der Scheide ein pH-Wert vorherrscht, der ein ungünstiges Milieu für ungesunde Keime bildet. Reduzieren sich die „guten“ Milchsäurebakterien, haben krank machende Erreger quasi freies Spiel in der Vagina und können sich ungehindert ausbreiten. Daraus kann dann eine Scheideninfektion – eine Bakterielle Vaginose – entstehen. Der häufigste Erreger bei der Bakteriellen Vaginose ist mit Abstand das Bakterium Gardnerella vaginalis. Bei einer Bakteriellen Vaginose können zumindest 20 Prozent der sogenannten Club Cells – Vaginalschleimhautzellen, die dicht mit Bakterien besiedelt sind – im Sekret der Vagina festgestellt werden.
Ursachen: Wodurch bekommt man Bakterielle Vaginose
Einer Bakteriellen Vaginose geht immer ein Ungleichgewicht der Scheidenflora voraus. Nur so haben die „schlechten“ Bakterien die Chance, sich im Vaginalmilieu überhaupt auszubreiten. Ein Ungleichgewicht entsteht durch die Abnahme der wichtigen Milchsäurebakterien (Laktobazillen) in der Scheide. Eine so geschwächte Scheidenflora kann unter anderem die Folge der nachstehenden Faktoren sein:
- Unpassende Scheidenhygiene – parfümierte Seifen, bestimmte Inhaltsstoffe in herkömmlichen Duschgels oder übertrieben häufiges Waschen kann das Intimmilieu ungünstig beeinflussen.
- Hormonschwankungen können ebenso für eine Störung der Laktobazillen verantwortlich sein.
- Auch Geschlechtsverkehr – vor allem mit häufig wechselnden Partnern – kann eine Rolle beim Ungleichgewicht der Scheidenflora spielen.
- Psychische Faktoren können sich ebenso ungünstig auf das Milieu der Scheide auswirken: Dazu gehört zum Beispiel anhaltender Stress.
- Die Einnahme von Antibiotika, die zwischen „guten“ und „schlechten“ Bakterien oftmals nicht unterscheiden, kann ebenso zu einem Ungleichgewicht des Scheidenmilieus führen.
Symptome: Wie äußert sich die Bakterielle Vaginose
Wichtig zu wissen ist, dass nicht jede Frau Symptome verspüren muss, wenn sie von einer Bakteriellen Vaginose betroffen ist. Da es jedoch einige Risiken (siehe weiter unten) bei der Bakteriellen Vaginose gibt, ist es unerlässlich, regelmäßig zum Gynäkologen zu gehen, um einen guten Überblick über die eigene Intimgesundheit zu haben.
Treten bei der Bakteriellen Vaginose jedoch Symptome auf, sind diese sehr klassisch, wodurch es für den Gynäkologen oftmals recht einfach ist, die Diagnose der Bakteriellen Vaginose zu stellen. Die vier typischen Charakteristika der Symptome einer Bakteriellen Vaginose sind:
1 |
Ausfluss |
Es tritt ein grau-weißlicher, eher wässriger bis schaumiger Ausfluss auf |
2 | pH-Wert | Der pH-Wert der Scheide liegt über dem normalen Bereich (ist also größer als 4,5). |
3 | Geruch | Der Ausfluss hat einen unangenehmen, oft auch fischigen Geruch. In der Diagnostik wird dafür eine Lauge dem Sekret zugegeben, was bei Bakterieller Vaginose zu einem typischen Amingeruch führt. („Whiff-Test“) |
4 | Verschlimmerung | Typisch für Bakterielle Vaginose ist auch, dass sich die Beschwerden beim und nach dem Geschlechtsverkehr verschlimmern können und es gelegentlich auch zu Schmerzen währenddessen kommen kann. |
Um welche Erreger es sich bei der bakteriellen Vaginose genau handelt, kann letztlich nur nach einem Abstrich im Labor festgestellt werden.
Womit kann man Bakterielle Vaginose verwechseln?
Tritt die Bakterielle Vaginose erstmals auf und zeigt die oben genannten Symptome, sind manche Frauen deutlich verunsichert. Ist der Ausfluss der Vagina verändert oder kommt es zu Rötungen, so kann der Verdacht entstehen, es handle sich um einen Pilz. Dabei unterscheiden sich die Symptome einer vaginalen Pilzerkrankung deutlich von jenen der Bakteriellen Vaginose. Mehr dazu lesen Sie hier.
Gelegentlich herrscht auch die Sorge vor, man könne von einer Geschlechtskrankheit betroffen sein. Die Bakterielle Vaginose hat jedoch nichts mit klassischen Geschlechtskrankheiten zu tun, da sie auch bei sexuell inaktiven Frauen durch ein Ungleichgewicht der Scheidenflora auftreten kann.
Behandlung der Bakteriellen Vaginose
Schätzungen zufolge heilt eine Bakterielle Vaginose in einem Drittel der Fälle von selbst aus. Ist dies allerdings nicht der Fall, so ist eine Behandlung mit Antibiotika das Mittel der Wahl. In manchem Fällen ist dafür vorab die genaue Labor-Untersuchung der auslösenden Erreger notwendig. Die Antibiotika können dabei entweder in Form von Tabletten oral oder in Form von speziellen Zäpfchen zum Einführen lokal eingenommen werden. Da Antibiotika aber oft ebenso die wichtigen Milchsäurebakterien angreifen – wodurch nach der Behandlung eine Pilzinfektion entstehen kann – sollte im Anschluss an die Antibiotikatherapie das Scheidenmilieu wieder aufgebaut werden. Hierfür stehen unterschiedliche Produkte in der Apotheke zur Verfügung, mit denen man dem Körper wieder Milchsäurebakterien zuführen kann.
Risiken einer Bakteriellen Vaginose
Wie oben beschrieben, bemerkt nicht jede Frau Symptome bei einer Bakteriellen Vaginose. Es ist daher wichtig, regelmäßige Checks beim Frauenarzt durchführen zu lassen, um im Fall des Falles die bakterielle Vaginose zu erkennen, zu therapieren und damit auszuheilen. Denn eine unbehandelte Vaginose birgt einige Risiken, die es zu vermeiden gilt. Dazu gehören:
- Erhöhte Gefahr, sich mit sexuell übertragbaren Krankheiten anzustecken
- Entzündung der Gebärmutterhöhle bzw. des Gebärmutterhalses
- Eileiterentzündung
- Harnwegsprobleme
- Frühzeitiger Blasensprung oder Wehen und sogar Fehlgeburten bei Schwangeren
Vorbeugung einer Bakteriellen Vaginose
Der beste Weg zur Vorbeugung einer Bakteriellen Vaginose ist der Erhalt einer ausgewogenen Scheidenflora. Welche Möglichkeiten es dafür gibt, lesen Sie hier.
Quellen:
AWMF-S1-Leitlinie: Bakterielle Vaginose aktueller Stand: 07/2013 Bakterielle Vaginose (BV) in Gynäkologie und Geburtshilfe
https://www.leading-medicine-guide.de/erkrankungen/urogenital/bakterielle-vaginose