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Rosskastanie im Garten

Rosskastanie im Garten - © Schwabe Austria
Rosskastanie im Garten - © Schwabe Austria

In den Parks und Alleen des Landes ist die Rosskastanie aus dem Landschaftsbild in unseren Breiten kaum mehr wegzudenken. In den letzten Jahren wird allerdings deutlich: Zunehmende Hitze und Trockenheit verträgt die bis zu 300 Jahre alt werdende Kastanie nicht besonders gut. Immer wieder liest man zuletzt von Schädlingsbefall der Rosskastanienbäume in städtischen Alleen und Parks. Durch Bakterien – insbesondere das Bakterium pseudomonas – oder Pilze verursachte Krankheiten sorgten in der Vergangenheit für das Absterben zahlreicher Kastanienbäume.

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Der Rosskastanie in unserem Arzneipflanzengarten geht es glücklicherweise gut und wir sorgen mit viel Herzblut dafür, dass es auch so bleibt. Sie gehört zum vielgeschätzten Altbestand des Areals. Sie wurde im Zuge des Gartenbaus bewusst geschützt und in das neue Konzept integriert. So spendet unsere Rosskastanie den Besuchenden sowie bestimmten Pflanzen im Garten Schatten und liefert für unsere Bienen sowie Wildbienen wertvolle Nahrung. Sowohl die Samen als auch die Rinde der Rosskastanie werden in der Phytotherapie eingesetzt. Arzneimittel aus der Rosskastanie kommen bei bestimmten Symptomen von venösen Beschwerden zum Einsatz.

Botanik: Rosskastanie auf einen Blick

Namen: Rosskastanie, Aesculus hippocastanum
Weitere Bezeichnung: Gewöhnliche Rosskastanie, Gemeine Rosskastanie
Familie: Seifenbaumgewächse (Sapindaceae)
Herkunft: Grenzregion Griechenland-Albanien, heute in ganz Europa verbreitet
Standortbedingungen: Vorwiegend im Flachland / Talsohlen mit tiefgründigem, nährstoffreichem, normalem bis lehmigem Boden bei hohem Gehalt an Feuchtigkeit, gedeiht bei Sonne und Halbschatten
Wuchs: Bis zu 30 Meter hohes, sommergrünes Gehölz mit dichter sowie breiter Krone, Herzwurzler, bis zu 20 cm lange handförmig gefiederte, 5- bis 7-zählig gefingerte Blätter mit gesägtem Rand, weiße bis rosa rispenförmige bis zu 2 cm große Blüten, grüne stachelige Früchte mit glänzend braunen Samen
Blütezeit: April, Mai, Juni
Einstufung (HMPC) Rosskastaniensamen und Rosskastanienrinde: Traditionelles pflanzliches Arzneimittel; Samen auch well-established use und Arzneimittel-Zulassung

 

Die Rosskastanie, die bis ins 16. Jahrhundert vor allem in Vorderasien und auf dem Balkan verbreitet war, gelangte durch die osmanischen Feldzüge nach Europa. Das Jahr, in dem die Rosskastanie erstmals in Wien angepflanzt wurde, lässt sich genau datieren. Der Botaniker Carolus Clausius erhielt die Samen der Rosskastanie aus Konstantinopel und pflanzte den Baum im Jahr 1576 zum ersten Mal in der Stadt. Schnell erkannte man in Mitteleuropa die Schatten spendenden Vorzüge des Baumes mit der seiner dichten Krone und pflanzte ihn daher bevorzugt in Parks und Alleen. Von dort aus verwilderte die Rosskastanie. Man findet sie heute in europäischen Laubwäldern bis Skandinavien. Die botanische Bezeichnung der Rosskastanie „hippocastanum“ setzt sich aus den griechischen Begriffen für Pferd (hippos) und Kastanie (kastanum) zusammen. Denn die Osmanen nutzten die braun glänzenden Kastanien als Pferdefutter, was sich auch im deutschen Begriff wiederspiegelt.

Rosskastanie in unserem Arzneipflanzengarten

Im Arzneipflanzengarten dient uns unser Rosskastanienbaum als wertvoller Schattenspender. Und er ist wichtiger Lebensraum sowie Nahrungsquelle für verschiedene tierische Gartenbewohner und -besucher – darunter Schmetterlingsraupen sowie Bienen, die für die Bestäubung der Blüten sorgen. Dafür bedient sich die Rosskastanie übrigens eines faszinierenden Tricks: Öffnet sie ihre Blüten, zeigt sich an den oberen Blütenblättern ein sogenanntes gelbes „Saftmal“, das sich nach einigen Tagen kräftig rot verfärbt. Zu diesem Zeitpunkt hat die Blüte keinen Nektar mehr und die bestäubenden Insekten wissen durch den Farbwechsel, dass es sich nun nicht mehr lohnt, eben jene Blüte anzufliegen. So stellt die Rosskastanie sicher, dass wirklich alle Blüten genügend bestäubt werden.

Im Herbst fallen die stachelig grünen, dicken Früchte von der Rosskastanie in unseren Garten. Dabei brechen sie auf und geben die braun glänzenden Samen – die bis zu 6 cm großen Kastanien – frei. Sie eignen sich wunderbar als Bastelgrundlage. Es gibt Hinweise darauf, dass diese Rosskastaniensamen früher als Arzneimittel bei Pferden gegen Husten und Lungenemphyseme eingesetzt wurden. Im Gegensatz zur Ess- bzw. Edelkastanie, deren Früchte wir auch als Maroni kennen, sind die Rosskastaniensamen nicht essbar, sondern für uns Menschen ungenießbar und sogar leicht giftig. Ein bekannter Schädling für die Rosskastanie ist die Miniermotte. Sie vermehrt sich ausgesprochen schnell und kann den Baum bei längerem Befall deutlich schwächen.

Schwabe Austria hat derzeit kein Arzneimittel mit Rosskastanie im Portfolio, aber wir finden nicht nur „unsere“, sondern auch andere Arzneipflanzen spannend und interessieren uns für alles, was in Österreich wächst sowie unseren „Schwabienen“ als Nahrung dient. So ist unser Arzneipflanzengarten auch zur Freude aller Mitarbeitenden – und als Lebensraum für wertvolle Insektenarten – angelegt.

Eigenschaften: So wirkt Rosskastanie

Auszüge aus Rosskastaniensamen wurden als Venentonikum in Europa schon am Anfang des 19. Jahrhunderts medizinisch eingesetzt. Einen starken Bezug zur Venengesundheit besitzen die getrockneten Samen der Rosskastanie – Hippocastani semen – auch in der modernen Phytotherapie. Auch die Rinde der Rosskastanie – Hippocastani cortex – gehört zu den arzneilich verwendeten Pflanzenteilen des Baumes, wenn sie auch deutlich seltener eingesetzt wird als seine Samen. Sowohl Samen als auch Rinde enthalten Triterpensaponine. Die Rosskastaniensamen sind darüber hinaus noch reich an fettem Öl und Proteinen. Pulverisierte Rosskastanienrinde wird innerlich zur Behandlung von Beinbeschwerden und zur Linderung von Schweregefühlen in den Beinen eingesetzt, wenn diese infolge einer venösen Durchblutungsstörung auftreten. Auch Symptome wie Brennen und Jucken aufgrund von Hämorrhoiden können mit Rosskastanienrinde behandelt werden.

Rosskastanie wirkt:

  • bei Erkrankungen der Beinvenen
  • chronischer Veneninsuffizienz
  • gegen Schmerzen und Schweregefühl in den Beinen
  • bei Juckreiz der Beine
  • gegen Wadenkrämpfe in der Nacht
  • bei Schwellung der Beine
  • bei Symptomen aufgrund von Hämorrhoiden

Die auf Triterpensaponine (Aescin) standardisierten Trocken- oder Fluidextraxte sowie alkoholischen Auszüge aus Rosskastaniensamen sind medizinisch zur Linderung von venösen Symptomen und Schweregefühlen der Beine in Verbindung mit milden venö­sen Durchblu­tungsstörungen anerkannt. Äußerlich kommen Zubereitungen aus den Rosskastaniensamen etwa in Form von Salben auch bei Prellungen mit einer Schwellung und einem Bluterguss zur Anwendung. Die Wirkung der Rosskastanie kann nur in Form von auf Aescin standardisierten Fertigarzneimitteln aus der Apotheke gesichert ein. Für eine Wirkung sind Qualität und Dosierung ausschlaggebend.

Medizinische Anwendungen

In Apotheken findet man Rosskastanie in verschiedenen Zubereitungen und Darreichungsformen in Fertigarzneimitteln. Diese sind zum Beispiel:

  • Kapseln, Tabletten oder Salben mit standardisiertem Trockenextrakt (Samen)
  • Flüssigkeiten und Tropfen mit standardisierten alkoholischen Auszügen (Samen)
  • Emulsionen und Tropfen mit standardisiertem Flüssigextrakt (Samen)
  • Rosskastanienrinde in pulverisierter Form

Rosskastaniensamen besitzen über die bereits genannten Anwendungsgebiete hinaus auch eine Zulassung gegen Krampfadern und posttraumatische sowie postoperative Weichteilschwellungen. Zugelassen sind die Samen der Rosskastanie weiters auch zur Vorbeugung bei langen Flugreisen.

Hinweis:

Achten Sie beim Kauf von pflanzlichen Produkten auf die Qualität. Nur bei einem Arzneimittel können Sie sicher sein, dass Qualität und Wirkungsprofil zur Behandlung passen. Die Phytotherapie ist nämlich: die Behandlung einer Erkrankung / Beschwerde mit einem pflanzlichen Arzneimittel. Pflanzliche Arzneimittel sind genau wie andere Medikamente zu sehen.

Tipp:

Lesenswerte Pflanzen-Porträts finden Sie des Weiteren in Fritz-Gameriths-Phytoblog.

Autoren: Redaktionsteam Schwabe Austria
Aktualisiert: 30.04.2025

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