Der Echte Kreuzdorn auf dem Gelände von Schwabe Austria gehört zu den Pflanzen des Altbestands im Arzneipflanzengarten. Er wird in der Phytotherapie bei einem bestimmten Problem mit der Verdauung eingesetzt: Die Arzneidroge aus seinen Früchten kann Verstopfungen lösen. Als Strauch wird der Kreuzdorn nicht nur von Pharmazeut:innen, sondern auch von einer Vielzahl an Insekten und Vögeln geschätzt. Er bietet den Schwabe Austria Bienen genauso wie 12 Schmetterlingsarten eine wertvolle Nahrungsquelle. Durch sein dorniges Gestrüpp liefert er den Vögeln der Umgebung einen wichtigen Platz zum Verstecken und Nisten. Die schwarzvioletten Früchte der Pflanze, die abseits pharmazeutischer Zubereitungen beim Menschen Vergiftungserscheinungen hervorrufen, sind für Vögel ungiftig.
Namen: | Echter Kreuzdorn, Rhamnus cathartica |
Weitere Bezeichnungen: | Purgier-Kreuzdorn, Hundsbeere, Gemeiner Wegdorn, Färberbeere, Hirschdorn, Stechdorn, Hexendorn |
Familie: | Rhamnaceae (Kreuzdorngewächse) |
Herkunft: | Nordafrika, Asien, Europa |
Standortbedingungen: | Findet sich an Böschungen, sonnigen Hängen, Waldrändern oder in Hecken von der Ebene bis in mittlere Gebirgslagen (in den Alpen bis auf 1.300 m), bevorzugt basenreichen, mäßig trockenen Boden. |
Wuchs: | Vielgestaltiger, winterkahler zweihäusiger Strauch (bis zu 4 m hoch) oder Baum (bis zu 8 m hoch) mit aufrechten Ästen samt abstehender Zweige, die sich dornig zuspitzen. Elliptische (teils rundliche) Blätter mit 3- bis 4-bogigen Blattnerven. Trägt im Herbst dunkle erbsengroße Steinfrüchte, sie entwickeln sich aus den gelbgrünen Blüten, die büschelweise an den Blattachseln stehen. |
Blütezeit: | Von Mai bis Juni |
Einstufung (HMPC) | Keine Arzneimittel |
Der Echte Kreuzdorn ist eine heimische vogelfreundliche Heckenpflanze, die durchaus anspruchslos ist. Sie gilt sowohl als wichtige Raupenfutterpflanze als auch als sogenanntes „Vogelschutznährgehölz“. Als Hecke gepflanzt bietet der Kreuzdorn einen guten Sichtschutz, der sowohl mit Sonne als auch mit Halbschatten zurecht kommt und selten Krankheiten oder Schädlinge aufweist. Findet der Kreuzdorn darüber hinaus auch noch einen humusreichen und kalkhaltigen Boden vor, gilt er als pflegeleicht. Sowohl mit Samen als auch mit Stecklingen lässt er sich einfach vermehren und kann pro Jahr zwischen 20 und 40 cm Zuwachs erreichen. Aufgrund seiner Dornen bietet er Vögeln zuverlässigen Schutz. Auch Käfer und verschiedene Schmetterlingsarten – darunter der Kreuzdorn-Zipfelfalter und der Schmetterlingsfalter – erfreuen sich an seinem freiliegenden Nektar.
Die reifen Früchte des Kreuzdorns zeigen sich bei uns im Arzneipflanzengarten ab September. Es handelt sich dabei um bis zu 8 mm große schwarzviolett kugelige Steinfrüchte, die 2 bis 4 Samenkerne enthalten. Die „Beeren“ werden von Vögeln gefressen, die diese Kerne danach ausscheiden und so zur Vermehrung der Pflanze beitragen. Daher nennt man die Früchte auch „Amselbeeren“. Eine weitere Bezeichnung dafür ist im Volksmund das Wort „Schissbeeren“. Das kommt nicht von ungefähr: Schon in der Volksmedizin wurden die an sich giftigen Kreuzdorn-Früchte seit jeher in getrockneter Form als Abführmittel eingesetzt. Die abführende Wirkung der Steinfrüchte kann auch anhand eleganterer Bezeichnungen nachvollzogen werden: Der ebenso verbreitete Begriff Purgier-Kreuzdorn leitet sich vom lateinischen Wort für „reinigen“, ab, nämlich „purgare“. Ähnliches zeigt die botanische Bezeichnung der Früchte: Rhamnus cathartica. Der Zusatz „cathartica“ kommt vom lateinischen Begriff für „abführend“, also „catharticus“.
Schwabe Austria hat derzeit kein Arzneimittel mit Kreuzdornbeeren im Portfolio, aber wir finden nicht nur „unsere“, sondern auch andere Arzneipflanzen spannend und interessieren uns für alles, was in Österreich wächst. So ist unser Arzneipflanzengarten auch zur Freude aller Mitarbeitenden – und als Lebensraum und Nahrungsquelle für verschiedene Tierarten – angelegt.
Als klassisches Fertigarzneimittel sind Kreuzdornbeeren aktuell nicht verfügbar. Die Kommission E hat Kreuzdornbeeren in Form von reifen getrockneten Früchten zur Teebereitung bei Verstopfung (Obstipation) anerkannt. Kreuzdornbeeren dürfen nur in pharmazeutisch sicherer Zubereitung in wirksamer Dosierung angewendet werden. Denn schon wenige Früchte des Strauches führen bei Erwachsenen zu Krämpfen im Magen, die mit Übelkeit, Erbrechen und Durchfall einhergehen.
In wirksamer Dosierung kann die Arzneidroge zur Behandlung akuter Verstopfungen angewendet werden. Die abführende Wirkung kommt durch die enthaltenen Anthraglykoside zustande. Sie stimulieren die Motilität des Darms, wodurch die Nahrung schneller durch die Darmpassage geschleust wird. Kreuzdornbeeren sorgen auch dafür, dass unter anderem mehr Wasser in den Darm abgegeben wird, was den Stuhl weicher bis flüssig macht.
Kreuzdorn hat bisher keine Einstufung als traditionelles pflanzliches Arzneimittel erhalten; die Qualität der Droge ist im Deutschen Arzneibuch beschrieben.
Bei der Zubereitung von Teeaufgüssen aus getrockneten Kreuzdornbeeren zur Lösung von Verstopfungen ist unbedingt der pharmazeutischen Dosierungsempfehlung zu folgen. Häufig reicht auch schon eine geringere Dosis, um den gewünschten Erfolg zu erzielen. In manchen Fällen muss die individuelle Dosis daher auch erst mit entsprechendem Fachpersonal ermittelt werden. Empfohlen wird, entsprechende Tees abends vor dem Schlafengehen zu trinken, da die Wirkung erst nach 8 bis 12 Stunden zu erwarten ist. Die Anwendung darf ausschließlich kurzfristig geschehen. Keinesfalls dürfen Zubereitungen aus dem Kreuzdorn von Schwangeren, Stillenden, Kindern unter 10 Jahren sowie von Menschen mit Analfissuren, Hämorrhoiden, Blinddarmentzündungen, Darmverschluss, entzündlichen Darmerkrankungen, Bauchschmerzen unbekannter Ursache oder mit Wasser- bzw. Elektrolytverlust angewendet werden.
Hinweis: Achten Sie beim Kauf von pflanzlichen Produkten auf die Qualität. Nur bei einem Arzneimittel können Sie sicher sein, dass Qualität und Wirkungsprofil zur Behandlung passen. Die Phytotherapie ist nämlich: die Behandlung einer Erkrankung / Beschwerde mit einem pflanzlichen Arzneimittel. Pflanzliche Arzneimittel sind genau wie andere Medikamente zu sehen. Bei Fragen wenden Sie sich an Ihre Apotheke.
>> Tipp: Lesenswerte Pflanzen-Porträts finden Sie des Weiteren in Fritz-Gameriths-Phytoblog.
Autoren: Redaktionsteam Schwabe Austria
Erstellt am: 19.11.2024
Aktualisiert am: 24.01.2025
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