Der Holunder in unserem Arzneipflanzengarten liefert uns im Sommer während der Blüte sowie im Herbst nach der Fruchtreife einen wertvollen Rohstoff für schmackhafte Gerichte und Getränke. Aus den angenehm duftenden weißen Holunderblüten lässt sich im Juni ein wohlschmeckender Sirup zubereiten. Auch in Teig gebackene Holunderblüten sind eine besondere, süße Leckerei – sofern man vorab die als giftig geltenden grünen Teile mitsamt dem Doldenstängel entfernt. Aus den schwarzen beerenförmigen Steinfrüchten der Pflanze können im Herbst wiederum Säfte, Hollerkoch oder Gelee hergestellt werden.
Wichtig für die Zubereitung aus den Holunderfrüchten ist, dass sie dabei mindestens über 80 Grad erhitzt werden. Erst ab dieser Temperatur zerfällt das in den saftigen Früchten enthaltene Sambunigrin. Dieser Giftstoff kann im Körper zu Blausäure umgewandelt werden. Der rohe Verzehr kann zu Durchfall und Bauchschmerzen führen. Für die Arzneimittelherstellung werden die weißen Blüten verwendet. Aus ihnen wird in der modernen Phytotherapie eine Arzneidroge gewonnen, die bei ersten Symptomen einer Erkältung eingesetzt wird.
Namen: | Schwarzer Holunder, Sambucus nigra |
Weitere Bezeichnung: | Echter Holunder, Holler, Schwarzholder, Ellhorn u.v.m. |
Familie: | Adoxaceae (Moschuskrautgewächse) |
Herkunft: | Eurasien |
Standortbedingungen: | Wächst als Kulturbegleiter in der Nähe von Siedlungen, sowie in feuchten Wäldern, kommt bis in Höhen von 1600 m vor, bevorzugt nährstoffreichen feuchten Boden, kann in der Sonne sowie im Halbschatten stehen |
Wuchs: | Locker verzweigter, buschiger, aufrechter, windverträglicher und frostharter Strauch mit großen elliptischen, gesägten und gefiederten grünen Blättern. Kann bis zu 6 m hoch und 5 m breit werden. Verzeichnet pro Jahr bis zu 70 cm Zuwachs, doldig-schirmförmige Rispen von bis zu 20 cm Durchmesser bestehend aus kleinen weißen Einzelblüten, runde schwarze, glänzende Früchte mit je 3 Samen. Junge Zweige enthalten dickes, weißes Mark |
Blütezeit: | Von Juni bis Juli |
Einstufung (HMPC) | Holunderblüten: traditionelles pflanzliches Arzneimittel |
Der Schwarze Holunder ist eine überaus vielseitige Pflanze, die sowohl für Menschen als auch für Tiere wertvolle Vorzüge aufweist. Er liefert Bienen und vielen Schmetterlingsarten Nektar, während sich Raupen über die Blätter hermachen. Der Strauch ist ein begehrtes Versteck für Vögel, denen die Holunderbeeren im Herbst als wichtige Nahrungsquelle dienen. Durch ihren Verzehr tragen die Vögel den Samen der Holunderstrauchs weiter und sorgen so für die Verbreitung der Pflanze. Die rund 8 mm großen, schwarzen Steinfrüchte mit ihrem süßlichen Geschmack und dunkelvioletten Saft sind aus den regionalen Küchen des Landes nicht wegzudenken. Gleiches gilt für die weithin intensiv nach Moschus duftenden Blüten. Holunder schmeckt nicht nur köstlich, sondern liefert auch wertvolles Vitamin C. Darüber hinaus galt der Schwarze Holunder lange als vielfältig bei Krankheiten einsetzbar, weshalb man ihm früher den Beinamen „Apotheke der armen Leute“ gab. Als universell einsetzbare Heilpflanze betrachtete man den Holunder aber bereits in der Antike. Im alten Griechenland wurde er als harntreibendes Mittel sowie als Heilpflanze gegen Verstopfungen eingesetzt. Erst später kam er bei Fieber und Infekten der Atemwege zum Einsatz. Die letzten beiden Anwendungsgebiete sind heute medizinisch anerkannt.
Im Garten kann der Schwarze Holunder als einzelner Strauch gepflanzt werden. Er eignet sich aber genauso gut als Hecke. In unserem Arzneipflanzengarten versuchen wir, dem Holunder optimale Bedingungen zu bieten. Dabei macht er es uns recht leicht, denn er stellt kaum Ansprüche – er kann im Schatten sowie in der Sonne gut gedeihen. Da seine Wurzeln flach unter der Erde laufen, darf einzig der Boden nicht zu trocken werden. Auf lehmigen Böden mit hohem Kalk- und Humusgehalt fühlt sich der Strauch besonders wohl. Er kommt ansonsten aber mit nahezu jedem anderen Untergrund ebenso zurecht. Das zeigt sich auch daran, dass er als Ruderalpflanze unbewachsene Flächen besiedelt, die durch menschlichen Eingriff mit hohem Nährstoffgehalt zurückbleiben. Dazu gehören etwa Kiesgruben. Obwohl der Holunder an sich so anspruchslos ist, pflegen wir ihn regelmäßig mit einem Auslichtungsschnitt. Ohne eine solche Maßnahme altert der Schwarze Holunder recht rasch, wodurch er weniger Früchte ausbildet.
Schwabe Austria hat derzeit kein Arzneimittel mit Holunder im Portfolio, aber wir finden nicht nur „unsere“, sondern auch andere Arzneipflanzen spannend und interessieren uns für alles, was in Österreich wächst. So ist unser Arzneipflanzengarten auch zur Freude aller Mitarbeitenden angelegt.
Die Wirkung von Holunder kann nur in entsprechenden Zubereitungen aus der Apotheke gesichert ein. Für eine Wirkung sind Qualität und Dosierung ausschlaggebend. Die Arzneidroge stammt aus Kulturen in Deutschland, Polen sowie der Balkanländer. Verwendet werden die kleinen weißen Blüten des Holunders. Um sie zu gewinnen, werden die Dolden über ein Sieb gerieben, damit sich die Blüten lösen. Man nennt diesen Vorgang „rebeln“. In den so gewonnenen Holunderblüten sind Schleimstoffe, ätherisches Öl, Hydroxyzimtsäure-Derivate, Triterpene und Flavonoide enthalten. Diese färbenden Stoffe wurden früher als Farbstoff verwendet, mit dem man Wein, Leder oder Haare dunkelrot färben konnte. Heute weiß man, dass Flavonoide auch wertvolle gesundheitsfördernde Eigenschaften besitzen.
Für die Verwendung von Holunderblüten in der Schwangerschaft und Stillzeit liegen derzeit keine Unbedenklichkeitsuntersuchungen vor. Von der Anwendung bei Kindern unter 12 Jahren wird abgeraten. In Apotheken findet man Holunderblüten in verschiedenen Zubereitungen und Darreichungsformen in Fertigarzneimitteln sowie zur Bereitung von Teeaufgüssen. Diese sind zum Beispiel:
Hinweis: Achten Sie beim Kauf von pflanzlichen Produkten auf die Qualität. Nur bei einem Arzneimittel können Sie sicher sein, dass Qualität und Wirkungsprofil zur Behandlung passen. Die Phytotherapie ist nämlich: die Behandlung einer Erkrankung / Beschwerde mit einem pflanzlichen Arzneimittel. Pflanzliche Arzneimittel sind genau wie andere Medikamente zu sehen.
>> Tipp: Lesenswerte Pflanzen-Porträts finden Sie des Weiteren in Fritz-Gameriths-Phytoblog.
Autoren: Redaktionsteam Schwabe Austria
Erstellt am: 27.11.2024
Aktualisiert am: 02.04.2025
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