Tüpfelfarn im Garten
  
  Der Tüpfelfarn gehört zu den Farnpflanzen, die erdgeschichtlich noch älter als Samenpflanzen sind. Vor rund 300 Millionen Jahren haben sogenannte Baumfarne, die wir heute noch in tropischen Gebieten vorfinden, enorme Wälder gebildet. In unseren gemäßigten Wäldern wachsen Farne heute hingegen als Blattpflanzen, die sich über Sporen verbreiten. Der Tüpfelfarn wächst flächendeckend von Mitteleuropa bis Nordwestafrika und Vorderasien. Eine Besonderheit dieses Farns ist sein Wurzelstock (Rhizom). Es schmeckt süß und erinnert ein wenig an Lakritz, weshalb die Pflanze im Volksmund auch Engelsüß getauft wurde.
  
  Der süße Geschmack ist allerdings nicht das einzig Außergewöhnliche am Rhizom des Tüpfelfarns. In getrockneter und von Blattresten, Schuppen sowie Wurzeln befreiter Form kommt der Engelsüßwurzelstock als Arzneipflanze in der modernen Phytotherapie zum Einsatz. Teebereitungen aus dem getrockneten und geschnittenen Rhizom können bei Husten mit Schleim, Erkältungen und Verstopfungen Anwendung finden.
Botanik: Tüpfelfarn auf einen Blick
| Namen: | Tüpfelfarn, Polypodium vulgare | 
| Weitere Bezeichnung: | Engelsüß, Gewöhnlicher Tüpfelfarn, Frigelsüß, Eichenfarn, Korallenwurzel | 
| Familie: | Tüpfelfarngewächse (Polypodiaceae) | 
| Herkunft: | Europa, Nordamerika, Kaukasus | 
| Standortbedingungen: | Gilt als Anzeiger für Magerkeit, wächst im Schatten oder Halbschatten, in der Ebene und bis 1850 m, schätzt saure Böden und wächst an Wegrändern, auf Heiden, Magerrasen und in lichten Laubwäldern | 
| Wuchs: | Teppichartig, flach wachsender Farn von bis zu 30 cm Höhe und 40 cm Breite, frostverträglicher Flachwurzler mit wintergrünen, einfach gefiederten, wechselständig an der Blattachse stehenden Blättern in dunklem Grün, kann sehr dichte Bestände ausbilden | 
| Blütezeit: | Entfällt, da Farne keine Blüten ausbilden | 
| Einstufung (HMPC): | Engelsüßwurzelstock: Traditionelles pflanzliches Arzneimittel – Expektorans bei Husten und Erkältung; kurzfristig bei Verstopfung. | 
So wie alle Farne – darunter der ebenso im Arzneipflanzengarten wachsende Hirschzungenfarn pflanzt sich der Tüpfelfarn nicht mithilfe von Samen, sondern mit seinen Sporen fort. Diese befinden sich auf der Unterseite der Blätter, die bei Farnen oft als „Wedel“ bezeichnet werden. Der Name „Tüpfelfarn“ ist schon ein Hinweis auf eben jene großen, kreisrunden Sporenhäufchen an seiner Blattunterseite. Einige interessante Eigenschaften weist vor allem das Rhizom des Tüpfelfarns auf. Dieser braunschuppige, unterirdische Spross wächst parallel zur Bodenoberfläche und ist mit vielen Blattresten versehen. Der Engelsüßwurzelstock enthält den stark süß schmeckenden Stoff Osladin, der zu den Saponinen gehört. Osladin gilt als mehrere hundertmal süßer als Rohrzucker. In einigen Regionen wird der Engelsüßwurzelstock heute noch als Süßigkeit verzehrt.
Tüpfelfarn in unserem Arzneipflanzengarten
Der wintergrüne Tüpfelfarn im Arzneipflanzengarten von Schwabe Austria ist nicht nur aufgrund seiner arzneilichen Wirkung für den Garten interessant, sondern er ist auch ein optisches Schmuckstück. Denn er verziert die schattigeren, steinigeren Plätze unseres Gartens mit seinen einfach gefiederten Blättern, die von Florist:innen gerne eingesetzt werden, um opulenten Sträußen das gewisse Etwas zu verleihen. Der Tüpfelfarn gilt nicht nur als guter Unterwuchs für Sträucher und Hecken, sondern kann auch Gärtner:innen ohne großen grünen Daumen Freude bereiten. Immerhin gehört er zu den besonders robusten Farnen, die Schatten genauso wie Sonne und Trockenheit genauso wie Nässe aushalten – und das noch dazu bei niedrigen Temperaturen. Der Tüpfelfarn zählt also zu den pflanzlichen Überlebenskünstlern. Die in ihm enthaltenen Saponine sind überdies als schleimlösende Inhaltsstoffe bekannt. Pharmazeutisch ist das getrocknete Rhizom daher traditionell auch als Expektorans eingestuft. Darunter versteht man arzneiliche Präparate, die bei Husten das Abhusten von Schleim im Hals fördern. Bereits von der indigenen Bevölkerung Nordamerikas soll der Tüpfelfarn bei Husten und Halsschmerzen eingesetzt worden sein.
Schwabe Austria hat derzeit kein Arzneimittel mit Tüpfelfarn im Portfolio, aber wir finden nicht nur „unsere“, sondern auch andere Arzneipflanzen spannend und interessieren uns für alles, was in Österreich wächst. So ist unser Arzneipflanzengarten auch zur Freude aller Mitarbeitenden angelegt.
Eigenschaften: So wirkt Tüpfelfarn
Die Wirkung von Tüpfelfarn kann nur in entsprechenden Zubereitungen aus der Apotheke gesichert sein. Für die Wirkung sind Qualität und Dosierung ausschlaggebend. Die Arzneidroge des Tüpfelfarns besteht aus seinem getrockneten Rhizom, das für die Arzneimittelherstellung vorwiegend in osteuropäischen Ländern gesammelt und als Polypodii rhizoma bezeichnet wird. Das Rhizom enthält Saponine, Bitterstoffe, Ecdysteron, Gerbstoffe und Phloroglucinderivate.
Tüpfelfarn wirkt:
- schleimlösend
 - bei Husten und Erkältung
 - gegen Verstopfung
 
Medizinische Anwendungen
In Apotheken findet man Engelsüßwurzelstock in geschnittener Form zur Zubereitung eines Tees, von dem eine Tasse (zubereitet mit 2 bis 3 g der Arzneidroge und 150 ml kochendem Wasser) drei bis vier Mal täglich getrunken wird. Soll mit dem Tee eine Verstopfung behandelt werden, kann die Dosis etwas höher ausfallen. Die Behandlung mit Engelsüßwurzelstock soll die Dauer von einer Woche nicht überschreiten. Von der Anwendung bei Kindern unter 12 Jahren wird abgeraten. Für die Verwendung in der Schwangerschaft und Stillzeit liegen derzeit keine Unbedenklichkeitsuntersuchungen vor.
Hinweis:
Achten Sie beim Kauf von pflanzlichen Produkten auf die Qualität. Nur bei einem Arzneimittel können Sie sicher sein, dass Qualität und Wirkungsprofil zur Behandlung passen. Die Phytotherapie ist nämlich: die Behandlung einer Erkrankung beziehungsweise Beschwerde mit einem pflanzlichen Arzneimittel. Pflanzliche Arzneimittel sind genau wie andere Medikamente zu sehen.
Tipp:
Lesenswerte Pflanzen-Porträts finden Sie des Weiteren in Fritz-Gameriths-Phytoblog.
Autoren: Redaktionsteam Schwabe Austria
Aktualisiert am: 16.04.2025
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