Schon von Weitem kann man mit einer feinen Nase ab April in der Nähe unseres Gartens wahrnehmen, dass der Flieder blüht. Die violetten, lila, rötlichen oder weißen Blüten des Flieders verströmen in dieser Zeit ihren charakteristisch angenehmen Duft. Das ätherische Öl, das aus den Fliederblüten gewonnen werden kann, gilt als wichtiges Element in der Parfumherstellung.
In den Blättern, der Rinde und den Samenkapseln des Gemeinen Flieders ist der Stoff Syringin enthalten. Er wurde im 19. Jahrhundert erstmals isoliert und früher gegen Fieber eingesetzt. Heute weiß man allerdings, dass Syringin in höherer Dosierung zu Magenkrämpfen und Durchfall führen kann, weshalb der Gewöhnliche Flieder als schwach giftig eingestuft ist. Auch deshalb sollte man Experimente mit Flieder-Selbstmedikationen unterlassen. In der Homöopathie kennt man den Wirkstoff „Syringa vulgaris“ auch heute noch – allerdings wird er für die Herstellung homöopathischer Präparate entsprechend stark verdünnt.
Namen: | Flieder, Syringa vulgaris |
Weitere Bezeichnung: | Gewöhnlicher Flieder, Gemeiner Flieder, Edelflieder, Gartenflieder, Wildflieder |
Familie: | Oleaceae (Ölbaumgewächse) |
Herkunft: | Ursprünglich in der Region des Balkans, heute auch heimisch in Europa, Nordamerika und Asien |
Standortbedingungen: | Sonniger Standort auf lockerem, nährstoffreichem Boden mit hohem Kalkgehalt, ideal auf frischem oder nur mäßig trockenem Lehmboden |
Wuchs: | Winterharter, windfester mehrstämmiger und mehrjähriger Großstrauch mit bis zu 6 Meter Höhe, bildet rundliche Zweige mit dunkelgrün glänzenden, bis zu 12 cm langen breit-eiförmigen bzw. herzförmigen Blättern , bis zu 20 cm lange violette Blüten |
Blütezeit: | Je nach Region ab April, Mai bis Juni |
Schon im 16. Jahrhundert wurde der Flieder aus der Balkanregion in Südosteuropa nach Mitteleuropa eingeführt, wo dieser als Zierstrauch durch Züchtungen mehrere hundert Sorten ausgebildet hat. Deshalb kann man den Flieder heute nicht mehr nur in seiner ursprünglich blassviolett blühenden Form bewundern, sonder erfreut sich im Garten auch an Sorten, die etwa gelb, hellrosa oder in kräftigem Rot erscheinen. Durch die Züchtung entstanden auch besondere Fliedersorten, die bestimmte Eigenschaften besonders stark ausbilden. Besonders intesiv duftende Varianten mit gefüllten Blüten sind z. B. „Charles Joly“ oder „Mme Lemoine“. Eine kleinbleibende Sorte ist hingegen etwa „Miss Kim“. Wer den Flieder im Garten pflanzt, der muss jedenfalls bedenken, dass der aufrechte, stark verzweigte Strauch zahlreiche Ausläufer bildet und so zu dichten Beständen führt. Er bildet ein weitreichendes, starkes Wurzelsystem und gilt daher als sogenannter „Intensivwurzler“. Dadurch verdrängt er andere Pflanzen, wenn man dem Flieder keinen Einhalt bietet.
Der Flieder ist Teil des Altbestandes der Pflanzen auf dem Firmengelände von Schwabe Austria, deren Bestand geschützt wurde und um den sich der Arzneipflanzengarten gebildet hat. Von Neupflanzungen des Flieders wird tendenziell abgeraten, da der Gemeine Flieder als invasive Art gilt, welche die Artenvielfalt bedrohen kann. Nicht zuletzt deshalb sind in unserem Garten diverse Maßnahmen getroffen worden, um sowohl den Altbestand zu schützen als auch das Gedeihen neu gesetzter Arzneipflanzen zu garantieren. So müssen beispielsweise Teile der Wurzeln mit einem Spaten ausgestochen und entfernt werden, um Ausläufer zu verhindern. Für die verbliebenen Wurzeln ist eine Wurzelsperre angeraten, um die weitere Verbreitung und damit die Verdrängung anderer Pflanzen zu verhindern. Sowohl die Blütenstände als auch die verbliebenen Wurzeln sollten im Restmüll entsorgt werden.
Während Flieder in jungen Jahren noch frostempfindlich sein kann, ist unser ausgewachsener Strauch nicht nur winterfest, sondern benötigt auch kaum Pflege. Wichtig ist lediglich, dass er gut mit Nährstoffen versorgt ist. Dafür reicht oft eine Schicht an reifem Kompost aus. Dieser hilft auch, die Feuchtigkeit in der Erde zu behalten. Staunässe sollte beim Flieder nicht entstehen, allerdings braucht er in Trockenperioden ausreichend Bewässerung. Wer den Flieder dazu noch regelmäßig ausputzt und abgeblühte Triebe nach dem Verwelken entfernt, wird sich im Frühjahr an einer prächtigen, wohlduftenden Blüte erfreuen können. Die großen Blüten können auch hervorragend als Schnittblumen in der Vase verwendet werden.
Zur Zubereitung von Hausmitteln aus dem Flieder kann nicht geraten werden, denn Teile der Pflanze sind – insbesondere für Kinder und Haustiere – als giftig eingestuft. In den abgezupften Blüten ist u. a. die Konzentration des Stoffes Syringins am geringsten. Deswegen werden diese heute noch zur Marmelade oder Sirup verarbeitet. Hier ist allerdings zu betonen, dass unterschiedliche Fliederarten verschiedene Konzentrationen des Stoffs enthalten und es weniger giftige und stärker giftige Sorten gibt. Auf Experimente sollte man sich hierbei deswegen keineswegs einlassen. Als Hausmittel wurden dem Flieder früher verschiedene Wirkungen zugeschrieben.
In der Volksmedizin kam der Flieder auf vielfältige Weise zum Einsatz, die jedoch heute nicht als medizinisch anerkannte Wirkungen in der evidenzbasierten Phytotherapie gelten. Dazu gehören:
Für diese Anwendungsgebiete gibt es weit bessere, auch pflanzliche Wirkstoffe, die dem Flieder überlegen und gänzlich risikofrei sind, denn auf Wirkung und Nebenwirkung geprüft.
Flieder ist in der wissenschaftsbasierten Pflanzenheilkunde aktuell für kein medizinisches Anwendungsgebiet anerkannt. Daher sollten Sie auch von der Zubereitung eigenständiger Hausmittel aus der Pflanze jedenfalls Abstand nehmen.
Hinweis: Achten Sie beim Kauf von pflanzlichen Produkten auf die Qualität. Nur bei einem Arzneimittel können Sie sicher sein, dass Qualität und Wirkungsprofil zur Behandlung passen. Die Phytotherapie ist nämlich: die Behandlung einer Erkrankung / Beschwerde mit einem pflanzlichen Arzneimittel. Pflanzliche Arzneimittel sind genau wie andere Medikamente zu sehen.
>> Tipp: Lesenswerte Pflanzen-Porträts finden Sie des Weiteren in Fritz-Gameriths-Phytoblog.
Autoren: Redaktionsteam Schwabe Austria
Erstellt am: 20.06.2024