Auf dem Firmengelände von Schwabe Austria verzückt uns die Schneerose schon seit Langem mit ihrer prächtigen weißen Blüte im Winter. Selbstverständlich wurde ihr Bestand beim Anlegen unseres Arzneipflanzengartens geschützt. In Österreich ist die Pflanze weit verbreitet. Ihre großen weißen Blüten zeigen sich oft schon, wenn noch Schnee liegt. Daher wird sie gelegentlich auch als die „Königin des Winters“ bezeichnet. Von ihrem zarten und unschuldigen Aussehen sollte man sich nicht täuschen lassen. Die Pflanze ist giftig und wurde in der Antike sogar als Waffe eingesetzt. Man präparierte dafür das Trinkwasser mit ihrer Wurzel und sorgte so für Durchfallerkrankungen beim Feind.
Dennoch wurde die Schneerose von der Antike bis ins 20. Jahrhundert als Arznei eingesetzt, etwa als Abführ- und Brechmittel oder bei Nervenerkrankungen. In der evidenzbasierten Phytotherapie kommt die Schneerose heute als Arzneidroge nicht mehr vor. In der Homöopathie wird sie in verdünnter Form allerdings – z. B. bei Demenz oder Depression – begleitend eingesetzt.
Namen: | Schneerose, Helleborus niger |
Weitere Bezeichnung: | Christrose, schwarze Nieswurz, Weihnachtsrose |
Familie: | Ranunculaceae (Hahnenfußgewächse) |
Herkunft: | Europa, vor allem in den östlichen Nord- und Südalpen |
Standortbedingungen: | Buschige Hänge, helle Buchen- oder Buchenmischwälder, sowie Eichen- und Fichtenwälder, auf kalkhaltigem, frischem Boden in subalpinen Wäldern |
Wuchs: | Immergrüne, winterharte Rosettenpflanze mit forstbildendem, kompaktem Wuchs als Staude. Wird bis zu 40 cm hoch und zeigt silber-bläuliches Laub bei gefiederten Blättern und schalenförmigen, weißen Blüten mit einem Durchmesser von bis zu 10 cm |
Blütezeit: | Dezember bis März, kann je nach Höhenlage und Standort variieren |
Die Schneerose ist in allen Teilen giftig. Grund dafür sind die sogenannten herzwirksamen Glykoside, die in ihr enthalten sind. Diese sind dem wirksamen Bestandteil des Fingerhutes, dem Digitalis, ähnlich. Im Wurzelstock ist Helleborin in hoher Konzentration enthalten. Wer am frisch ausgegrabenen Wurzelstock riecht, kann einen Niesreiz bekommen. Die Schneerose wird daher auch Nieswurz genannt. Der Wurzelstock wurde früher auch pulverisiert und zu Schnupftabak verarbeitet. Ein besonderes Merkmal der Schneerose sind neben ihrer Blüte die überwinternden, ledrigen Laubblätter, die sich aus Teilblättern zusammensetzen und in der Botanik als fußförmig bezeichnet werden. An jedem Stängel befindet sich eine Blüte mit zahlreichen Staubblättern und freien Fruchtblättern.
Wie bei so vielen Pflanzen, die sich besonders gestalten, rankten sich auch um die Schneerose zahlreiche Mythen. Durch ihre außergewöhnliche Blütezeit schrieb man ihr allerhand Fähigkeiten zu: etwa, die Pest zu heilen oder böse Geister zu vertreiben. Auch das Wetter wollte man mit ihr vorhersagen können. So gab es den Brauch, zu Weihnachten 12 Blütenknospen der Schneerose in Wasser zu stellen, um am nächsten Tag zu schauen, welche Blüte sich geöffnet hatte. Die Anzahl der geschlossenen stand für Monate mit schlechtem Wetter, die geöffneten Blüten standen für einen Schönwettermonat.
Die Schneerosen in unserem Arzneipflanzengarten gehören zu dem Altbestand der Pflanzen auf dem Firmengelände, der geschützt wurde. Würde man die Schneerose neu pflanzen oder im Topf setzen wollen, so sollte man sie bereits im Oktober pflanzen. Falls sie im Topf gepflanzt wird, empfiehlt sich ein ausreichend hohes Gefäß, da die Schneerose tief wurzelt. Beim Boden ist auf einen humus- sowie nährstoffreichen Grund zu achten. Im Herbst lässt sich die Erde mit Mulch oder Kompost dafür gut präparieren. Für die Schneerose sollte der Boden nicht zu trocken sein, Staunässe muss allerdings auch vermieden werden. Einen hohen Kalkgehalt schätzt die Pflanze besonders. Als Standort ist ein halbschattiger Platz ist für die Schneerose ideal.
Im Altertum war die Heilwirkung, die man der Schneerose zuschrieb, vielfältig und so wurde sie bei schweren Krankheitsbildern eingesetzt. Darunter Epilepsie, Gicht oder Schwerhörigkeit. Der Schweizer Arzt Paracelsus beschrieb die Schneerose als Heilpflanze, die zur vermehrten Ausschwemmung von Urin sowie bei verschiedenen Leiden im Alter dienen sollte. Rund um das Jahr 1900 wurde versucht, die Wirkung der Pflanze auf das Herz zu untersuchen. Ein pflanzliches Arzneimittel im evidenzbasierten Sinne mit einer entsprechenden Indikation ist allerdings nicht aus den Forschungen entstanden.
Als Hausmittel werden der Schneerose heute noch Heilkräfte zugeschrieben. In der Volksheilkunde nimmt man folgenden Wirkungen an:
Aufgrund der Giftigkeit der Schneerose ist von Experimenten mit der Pflanze als Hausmittel jedenfalls abzuraten.
Die Schneerose hat in der evidenzbasierten Phytotherapie keinen Stellenwert. Es gibt aktuell auch kein traditionelles pflanzliches Arzneimittel, das aus der Schneerose oder Teilen der Pflanze gewonnen werden kann.
Hinweis: Achten Sie beim Kauf von pflanzlichen Produkten auf die Qualität. Nur bei einem Arzneimittel können Sie sicher sein, dass Qualität und Wirkungsprofil zur Behandlung passen. Die Phytotherapie ist nämlich: die Behandlung einer Erkrankung / Beschwerde mit einem pflanzlichen Arzneimittel. Pflanzliche Arzneimittel sind genau wie andere Medikamente zu sehen.
>> Tipp: Lesenswerte Pflanzen-Porträts finden Sie des Weiteren in Fritz-Gameriths-Phytoblog.
Autoren: Redaktionsteam Schwabe Austria
Erstellt am: 24.06.2024