Der Haselnussstrauch übt seit langer Zeit eine Art Faszination auf die Menschen aus. In der Pflanze wurde eine hohe Symbolkraft gesehen. Schon im alten Rom betrachtete man die Hasel als Friedenssymbol. Bei den Kelten und Germanen stand es unter Strafe, den Strauch zu beschneiden, da darin die Frau des Donnergottes Thor namens „Haslin“ wohnte. Reichtum, Ehe, Fruchtbarkeit, Lebendigkeit, Familienglück – für all das stand die Hasel einst symbolisch. Das spiegelt sich auch im berühmten Märchen von Aschenputtel nach den Gebrüdern Grimm wieder. Pflanzte doch die Hauptfigur einen Zweig des Haselnussstrauches auf dem Grab der Mutter und erhielt von dem wachsenden Baum schließlich ihre schönen Kleider. Fossile Blattabdrücke belegen, dass schon vor Millionen Jahren der Hasel ähnliche Formen existierten. Die Haselnuss hat damit auch als Nährstoffquelle in der Menschheitsgeschichte eine lange Tradition.
Namen: | Haselnuss, Corylus avellana |
Weitere Bezeichnung: | Haselstrauch, Haselnussstrauch, Gemeine Waldhasel, Waldhasel |
Familie: | Betulaceae (Birkengewächse) |
Herkunft: | Europa, Kleinasien |
Standortbedingungen: | Je sonniger der Platz, desto reicher fällt die Haselnussernte aus, sie benötigt humusreichen, mäßig feuchten und tiefgründigen Boden |
Wuchs: | Als Strauch oder kleiner Baum mit breit aufrechtem Wuchs, bis zu 6 Meter Höhe, mit männlichen (bis 8 cm längliche, hängende Kätzchen) und weiblichen (klein und rot) Blütenständen, stumpfgrüne Blätter, die sich im Herbst leuchtend gelb verfärben |
Blütezeit: | Je nach Region ab Februar/März bis April |
Wenn sich im späten Winter bzw. frühen Frühjahr die ersten männlichen, gelben Blüten des Haselnussstrauchs zeigen, die als zwischen 4 und 8 cm lange Kätzchen an dem Strauch hängen, läutet das für viele Menschen mit Heuschnupfen die Saison der Pollenallergie ein. Diese Frühblüher-Pollenallergie ist leider recht häufig verbreitet. Nicht zu verwechseln ist die Allergie auf Haselpollen allerdings mit der Haselnussallergie. Dabei handelt es sich um eine Nahrungsmittelallergie, die sich beim Verzehr von Haselnüssen etwa durch leichte Reaktionen wie Kribbeln auf der Zunge, aber auch durch lebensbedrohliche Symptome bis hin zu einem anaphylaktischen Schock äußern kann. Wer die Haselnuss hingegen gut verträgt, kann mit der Frucht des Haselstrauchs einen gesunden heimischen Snack zu sich nehmen.
Die Haselnuss gilt als relativ anspruchsloses Wildgehölz, das z. B. an Waldrändern vorkommt. Die Haselnüsse dienen heimischen Wildtieren als Nahrung. Möchte man sie als Einzelstrauch im Garten pflanzen, sollte man den Zeitpunkt dafür am besten den November wählen. Wichtig ist, den Haselnussstrauch als Flachwurzler nicht zu tief einzupflanzen. Viel Pflege benötigt der Strauch nicht. Man sollte ihn weder zu viel düngen noch zu stark wässern. Nur in anhaltenden Trockenperioden kann es wichtig sein, ihn zu bewässern.
Im Garten von Schwabe Austria gehört die Haselnuss zum Bestand jener Pflanzen, die bereits einen festen Platz auf dem Firmengelände hatten, bevor unser Arzneipflanzengarten angelegt wurde. Da wir die Natur und ihre Ressourcen außerordentlich schätzen, war es uns wichtig, diesen Bestand jedenfalls zu schützen. Ab September können daher auch bei Schwabe Austria die Haselnüsse geerntet werden. Reif sind sie dann, wenn sie sich leicht vom Baum schütteln lassen. „Bäumchen rüttel dich, Bäumchen schüttel dich“, um wieder mit Aschenputtel zu sprechen.
Durch Funde in Steinzeitgräbern kann man belegen, dass die Haselnuss bereits damals von Menschen verwendet wurde – kein Wunder: Bei einem Kaloriengehalt von rund 660 Kilokalorien pro 100 Gramm sind Haselnüsse wertvolle Energiespender, die auch im kargen Winter zur Verfügung stehen. Vorausgesetzt, die reifen Nüsse wurden sachgerecht getrocknet und gelagert. Dann können sich die Nüsse bis zu einem halben Jahr halten. Sie enthalten einen hohen Anteil an einfach und mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Darüber hinaus finden sich in ihnen Eiweiß und Mineralien wie Eisen, Zink und Kalzium. Im Vergleich zu anderen Nüssen haben Haselnüsse einen relativ hohen Vitamin-E-Anteil. Vitamine der B-Gruppe sind ebenfalls in den Haselnüssen enthalten.
In der Volksmedizin wird der Haselnuss eine vielschichtige Wirkkraft zugeschrieben. Schon in den Büchern historischer Heilkundiger wird sie regelmäßig erwähnt. Allerdings gibt es dazu auch unterschiedliche Aussagen in verschiedenen Quellen. Hildegard von Bingen soll einerseits den Haselnussstrauch als ein „Sinnbild der Wollust“ beschrieben haben, das „kaum zu Heilzwecken“ taugt. An anderer Stelle ist von ihr zu lesen, dass ein Pulver aus seinen getrockneten Knospen bei Hautgeschwüren helfen sollte. Als Hausmittel wird der Haselnuss viel zugetraut: Ob zur Blutreinigung oder Fiebersenkung, zur Potenzsteigerung oder zu Behandlung von Lungenentzündungen, zur Wundheilung oder bei Haarausfall und Husten. Alles jedoch nicht nachgewiesen.
Die Haselnuss ist im Sinne einer ausgewogenen Ernährung als Lebensmittel auch gesundheitlich zuträglich. Doch trotz der zahlreichen Anwendungsideen der Volksmedizin ist derzeit keine Zubereitung aus Haselnüssen oder anderen Pflanzenbestandteilen des Haselnussstrauchs medizinisch anerkannt.
Hinweis: Achten Sie beim Kauf von pflanzlichen Produkten auf die Qualität. Nur bei einem Arzneimittel können Sie sicher sein, dass Qualität und Wirkungsprofil zur Behandlung passen. Die Phytotherapie ist nämlich: die Behandlung einer Erkrankung / Beschwerde mit einem pflanzlichen Arzneimittel. Pflanzliche Arzneimittel sind genau wie andere Medikamente zu sehen.
>> Tipp: Lesenswerte Pflanzen-Porträts finden Sie des Weiteren in Fritz-Gameriths-Phytoblog.
Autoren: Redaktionsteam Schwabe Austria
Erstellt am: 20.06.2024